„Fadenscheinige Gründe“Entscheidung mehrfach vertagt: Wohin mit Kölner Kulturverein?

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Aus der alten Fabrikhalle in der Wippermannstraße muss die Kulturfabrik Kalk bis Ende 2021 ausziehen.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Köln – Wohin mit der Kulturfabrik Kalk? Bis zum Jahresende muss das Wohn- und Kunstprojekt die alte Fabrikhalle an der Kalker Hauptstraße räumen. Ein altes Eckhaus in Dellbrück wirkt vielversprechend. Nun landet der Fall sogar beim Kölner Stadtrat, der am Donnerstag (6. Mai) eine Entscheidung fällen soll.

  • Kulturfabrik Kalk sucht neues Zuhause
  • Verein hat Haus in Köln-Dellbrück im Visier
  • Kölner Stadtrat entscheidet am Donnerstag (6. Mai)

Seit über zehn Jahren ist der Verein in der alten Maschinenfabrik sozialer Treff im Veedel und Anlaufpunkt für Kreative aus Köln und der ganzen Welt. Ende 2021 ist damit Schluss.

Köln: Kulturfabrik Kalk sucht neues Zuhause

Ein Investor hat das Gelände südlich der Kalker Hauptstraße gekauft und will dort ein Wohnquartier errichten. Für die Kulturfabrik in seiner jetzigen Form ist dann kein Platz mehr.

Eine vielversprechende Alternative fanden die Kulturschaffenden in einem Eckhaus auf der Bergisch Gladbacher Straße in Dellbrück. Ein mehrstöckiger Altbau mit einem Bürgertreff im Erdgeschoss, einem Innenhof und Wohnräumen.

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In das Haus auf der Bergisch Gladbacher Straße in Köln-Dellbrück würde die Kulturfabrik gerne einziehen.

„Man kann nicht 1:1 das machen, was wir vorher gemacht haben. Aber es schon so etwas wie ein Äquivalent”, schätzt Benedikt Schmitz vom Kulturfabrik Kalk e.V.. Gemeinsam mit zwei weiteren Vereinen stellte man ein Konzept zusammen und bewarb sich auf das Gelände.

Köln-Dellbrück: Vereine planen Kulturzentrum

Das Grundstück ist von der Stadt Köln zur Erbpacht ausgeschrieben. Das heißt: Sie vergibt gegen eine regelmäßige Zahlung das Recht, das Gelände für 99 Jahre zu  nutzen. Umbau und Renovierung gehen auf die Kappe der Pächter.

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Benedikt Schmitz steht am 3. Mai 2021 im Hof der Kulturfabrik Kalk.

Der Plan der Kulturschaffenden: Sie wollen inmitten von Dellbrück ein Zentrum für solidarisches und bezahlbares Wohnen, ebenso wie einen Raum für Begegnungen schaffen. In enger Zusammenarbeit mit einem bestehenden Bürgertreff. „Man kann in dieser Lage noch vielmehr ins Viertel reinwirken als von hier aus”, freut sich Schmitz.

Doch die Entscheidung wurde von Seiten der Stadt mehrfach vertagt. „Eigentlich wollten sie schon im Sommer 2020 entscheiden”, sagt Kulturfabrik-Mitglied Julian Schulze. „Dann wurde sie unter fadenscheinigen Gründen vom Liegenschaftsausschuss in den Stadtrat verschoben.” Bei der Sitzung am 19. April konnte in der Frage keine Einigkeit erzielt werden.

Köln: Stadt will Verdrängung von Kulturräumen entgegenwirken

Nun fürchten die Kreativen, dass die Politik die Immobilie lieber an einen finanzkräftigen Akteur übergeben will. „Alle sagen immer: Kultur ist wichtig”, sagt Benedikt Schmitz. Aber am Ende buckle die Stadt dann doch meist vor Investoren. 

„Die Bedürfnisse einer schnell wachsenden Metropole [...] hatten leider in den letzten Jahren häufig die Verdrängung von freien Kunst- und Kulturräumen zur Folge”, heißt es in einer Stellungnahme der städtischen Kulturverwaltung.

„Um weiteren Verdrängungsprozessen entgegen zu wirken, respektive Freiräume für Kunst- und Kultur zu erhalten” wurde schon 2019 eine Studie in Auftrag gegeben. Auf deren Grundlage arbeiten die Stadt derzeit an einem Handlungskonzept.

Kölner Kreative: Hier ist Kultur so rar

„Wir haben hier am Standort gezeigt, dass wir in der Lage sind, große Projekte langfristig umzusetzen”, sagt Benedikt Schmitz. Mit dem Umzug nach Dellbrück wollen er und seine Mitstreiter einen neuen Kulturstandort auf der rechten Rheinseite etablieren. „Gerade hier ist Kultur so rar”, sagt Schmitz.

Wie der Rat am Donnerstag (6. Mai) entscheidet, ist noch offen. Dieser Teil der Tagesordnung ist nicht-öffentlich. Weder die Fraktionen, noch die Stadt Köln wollten sich daher auf EXPRESS-Anfrage dazu äußern. Das Mehrheitsbündnis aus Grünen, CDU und Volt will jedenfalls geschlossen abstimmen.