Abrechnung mit Profi-Fußball„Korruptes System“ – Hertha-Boss Bernstein ruft Revolution aus

Hertha BSC verschwendete zuletzt Millionen von Euro, muss sich die Stadionmiete stunden lassen – und nun ruft Präsident Kay Bernstein die Revolution aus.

Kay Bernstein (42) hat es so satt. Dieses angeblich „korrupte System“ Fußball, die „alten Kräfte“, dieses „Hamsterrad“ – und so sehnt der Präsident von Hertha BSC den Umsturz herbei.

„Wir können nicht mehr aufgehalten werden: Die Revolution hat schon begonnen“, sagte Bernstein im Interview mit n-tv.de Anfang Juli 2023. Der Fußball müsse sich völlig neu erfinden und neu denken.

Hertha-Boss Bernstein fordert Umdenken im Profi-Fußball

Bernstein, der ehemalige Ultra, glaubt zu wissen, wovon er redet. „Ich finde, wir sind da bei Hertha BSC ein warnendes Beispiel“, sagte er 42-Jährige. Schließlich habe der Klub in der jüngsten Vergangenheit leidvoll erfahren müssen, dass „es nicht immer die beste Entscheidung für die Zukunft ist, einfach neues Geld ins System zu pumpen“.

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Der Fall des Hertha-Investors Lars Windhorst habe ihm die Augen geöffnet, sagte Bernstein: „Mir wurde klar, dass ich in einem Kreislauf gelandet bin, in dem es um sehr viel Geld geht, der zum Teil auch nicht fair spielt. Es ist ein korruptes System.“ Das bezog er ausdrücklich auch auf die Verbände. Den Deal mit Windhorst hatten seine Vorgänger eingefädelt, die vielen Millionen wurden verpulvert, nach dem Abstieg war zuletzt sogar die Lizenz in Gefahr, angeblich stundet die Stadt Berlin Hertha die Miete für das Olympiastadion für die nächste Saison.

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Windhorst verkaufte seine Anteile an Investmentfirma 777 Partners, doch Bernstein will im Fußball raus aus diesen Abhängigkeiten. So schnell es geht. „Wir müssen davon wegkommen, dass wir die nächste Kapitalspritze brauchen, um über die Runden zu kommen“, sagte Bernstein: „Wir brauchen neue Regeln für einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Fußball. Die gelten dann für alle. Keine Hinterzimmer mehr.“

Bernstein fordert beispielsweise eine Minimierung der Abhängigkeit von TV-Geldern. Die zu Beginn der Corona-Pandemie verkündete neue Demut gebe es nicht, „weil das System noch nicht implodiert ist, weil es um lebenserhaltende Maßnahmen geht, darum, irgendwie weiterzumachen. Niemand setzt den Fußball einmal auf Notbetrieb und schaut, was wir brauchen.“

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Und er machte konkrete Vorschläge, so brachte Bernstein das Thema Gehaltsobergrenze zur Sprache, Umverteilung, eine Rückkehr zur Kern-Anstoßzeit am Samstag um 15.30 Uhr und Maßnahmen gegen ausufernde Beraterhonorare: mehr Verantwortung, weniger Fokus auf Wirtschaftlichkeit. „Man könnte prüfen, wie viel Ertrag ein Verein mit jedem eingesetzten Euro holt“, sagte Bernstein: „Und dann könnte der wirtschaftlich nachhaltigste Klub das meiste Geld bekommen.“

Doch vor dem Umsturz müsse es erst einmal den großen Knall geben. „Solange die Maschine läuft, ohne dass sie gegen die Wand fährt, fehlt mir der Glaube, dass sich wirklich etwas ändert“, sagte Bernstein. (sid)