Hier wird’s emotional – alles rund um Liebe, Sex und Herzschmerz gibt es von unserer Expertin Louisa Noack, Paar- und Sexualtherapeutin. Heute geht es ums Ghosting, das heißt, ohne Vorankündigung sitzen gelassen zu werden – nach dem ersten Date, einer Romanze oder schlimmstenfalls einigen Monaten Beziehung.
GhostingWenn Menschen und die Liebe spurlos verschwinden!

Copyright: Louisa Noack / DALL:E
"Was habe ich nur falsch gemacht?", fragen sich viele Verlassene. Selbstzweifel sind vorprogrammiert, wenn man einfach nicht weiß, weshalb der andere sich nicht mehr meldet.
Plötzlich weg ohne ein Wort
Es hat geknistert, ihr habt geschrieben, geflirtet, euch vielleicht sogar schon getroffen. Und dann: Funkstille. Kein Anruf, keine Nachricht, keine Erklärung. Du schaust aufs Handy, versuchst dich zu beruhigen, suchst nach Gründen. Hast du etwas Falsches gesagt? Kam deine letzte Nachricht falsch an? Doch mit jeder Stunde wird klarer: Da kommt nichts mehr. Du wirst geghostet.
Ghosting ist eine der unschönsten Formen des Verschwindens. Und leider ein echtes Phänomen unserer Zeit. Was früher vielleicht mit einem „Ich melde mich“-Versprechen nach dem ersten Date begann und nie eingelöst wurde, hat heute einen Namen – und eine psychologische Tragweite.
Was ist Ghosting eigentlich genau?
Ghosting bedeutet, dass eine Person sich ohne Vorwarnung oder Erklärung aus einer (oft romantischen oder sexuellen) Verbindung zurückzieht. Der Kontakt wird einseitig abgebrochen – ohne jede Kommunikation, ohne Abschluss. Der oder die andere bleibt mit offenen Fragen, Enttäuschung und Unsicherheit zurück.
Besonders oft passiert Ghosting nach Online-Dating, also in Konstellationen, in denen die emotionale Verbindlichkeit noch nicht gefestigt ist. Aber auch in bestehenden Beziehungen kann es vorkommen – etwa, wenn sich jemand nach Wochen oder sogar Monaten ohne ein Wort zurückzieht.
So viele sind von Ghosting betroffen
Laut einer Statista-Umfrage von 2022 haben über 27 Prozent der befragten Deutschen im Alter zwischen 18 und 34 Jahren bereits Ghosting erlebt. In der Altersgruppe 35–44 Jahre waren es immerhin noch rund 18 Prozent.
Eine internationale YouGov-Studie aus den USA zeigt, dass etwa ein Drittel der Millennials mindestens einmal geghostet wurden – viele davon mehrfach. Gleichzeitig gaben etwa 23 Prozent zu, selbst schon mal geghostet zu haben.
Der Grund: Konfliktvermeidung, Angst vor Konfrontation, Bequemlichkeit oder schlicht Desinteresse. Doch das macht Ghosting nicht weniger verletzend.
Warum tut Ghosting so weh?
Ghosting hinterlässt ein Gefühl von Wertlosigkeit. Es fehlt der Abschluss, das „Warum“. Das Gegenüber wird quasi entmenschlicht, so, als hätte es nie existiert. Besonders schwierig ist das für Menschen mit unsicherem Bindungsstil oder geringem Selbstwert, denn die plötzliche Funkstille triggert oft alte Verlustängste.
Psychologen sprechen von „ambiguitätsbedingtem Stress“: Unser Gehirn sucht nach Erklärungen, aber findet keine. Das macht unruhig, lässt uns grübeln und hält uns in einer Art emotionaler Warteschleife.
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Wie geht man mit Ghosting um?
Akzeptiere, dass du keine Antworten bekommst und dass das mehr über die andere Person aussagt als über dich.
Reduziere die Idealisierung: Oft hängen wir an einem Bild, nicht an der Realität. Halte dir vor Augen: Jemand, der ohne Erklärung verschwindet, war emotional nicht in der Lage, dir auf Augenhöhe zu begegnen.
Sprich darüber: Mit Freundinnen, Freuden oder in der Therapie. Ghosting ist kein „kleines Drama“. Es darf dir weh tun.
Lösche den Kontakt: Kein „Vielleicht meldet er/sie sich ja doch“. Kein Stalking auf Instagram. Schluss ist Schluss.
Stärke deinen Selbstwert: Nicht durch Rache oder Trotz, sondern durch liebevolle Zuwendung zu dir selbst. Du bist liebenswert! Und das auch ohne Antwort.
Zum Thema Ghosting gibt es gute Literatur, die dem Problem „Ghosting“ auf den Grund gehen und vor allem auch die Folgen dieses Verhaltens betrachten. Eine besondere Empfehlung ist das Buch der Autorin Tina Soliman*. In „Ghosting“ Sie spricht mit Betroffenen und Fachleuten über das plötzliche Verschwinden von Menschen und ihrer Zuneigung im digitalen Zeitalter.
FAQ: Eure wichtigsten Fragen zu Ghosting
Was sind die häufigsten Gründe für Ghosting?
Fehlendes Interesse, Angst vor Konflikt, emotionale Unreife oder Überforderung mit Nähe.
Soll ich noch einmal schreiben, wenn ich geghostet wurde?
Wenn du Klarheit brauchst, ja; dann aber ohne Erwartung. Ein ehrliches „Schade, dass du dich nicht mehr meldest. Ich hätte mir ein Gespräch gewünscht“ kann dir selbst helfen, abzuschließen.
Kann Ghosting auch passieren, obwohl alles gut lief?
Ja, leider. Manche Menschen ghosten aus Angst, obwohl sie Gefühle entwickeln. Oder weil Nähe sie verunsichert.
Was ist Soft-Ghosting?
Wenn jemand zwar noch auf Storys reagiert oder „liket“, aber keinen echten Kontakt mehr sucht. Eine Art digitales Warmhalten – ohne echtes Interesse.
Du willst über deine Erfahrungen sprechen oder brauchst Unterstützung beim Dating oder Loslassen?
Schreib mir gern eine E-Mail an louisa@letstalkaboutsex.tv oder besuche mich auf meiner Webseite www.letstalkaboutsex.tv – ich bin für dich da.
Ohne Abschied und Erklärung
Ghosting ist wie eine offene Tür, die plötzlich zuschlägt. Ohne Abschied, ohne Erklärung. Es tut weh, weil es uns in einem luftleeren Raum zurücklässt. Doch du musst dort nicht verharren. Wer ghostet, hat sich entschieden, nicht Teil deiner Geschichte zu sein. Und so schmerzhaft das ist: Es macht Platz für Menschen, die bleiben. Die reden. Die dich sehen.