Überfüllt trotz CoronaBahnhofs-Chaos in Bad Münstereifel – Eltern schlagen Alarm

Bad Münstereifel – Sie quetschen und drängeln und das obwohl die aktuelle Corona-Krise Mindestabstand und Maskenpflicht fordert. Die Schüler der insgesamt drei weiterführenden Schulen in Bad Münstereifel kämpfen täglich um einen freien Platz in der Bahn.

Besonders gefährlich: Viele Schüler setzen ihre Masken erst in der Bahn, statt bereits auf dem Bahnsteig auf. Dabei gilt laut offizieller Coronaschutzverordnung, sowohl auf dem Bahnsteig, als auch in den Bussen und Bahnen die Maskenpflicht.

„Es gibt vor Ort keine Kontrollen und die Kinder schieben sich gegenseitig in die Bahn. Was den gegenseitigen Kontakt angeht, ist das schlimmer als auf einer Party”, schildert eine besorgte Mutter (47) die aktuelle Lage.

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Corona-Abstandsregel an Bahnhof in Bad Münstereifel nur schwer einzuhalten

Nicht nur die Masken werden nicht getragen, auch der Mindestabstand ist durch das Gedrängel nur schwer einzuhalten. Und das nicht erst seit Corona, wie die Klassenpflegschaftsvorsitzende Claudia Bressau erzählt. „Das geht schon seit Jahren so, zu meiner Schulzeit war das nicht anders”.

Auf der Strecke von Euskirchen nach Bad Münstereifel ist der Zug (Linie RB 23) oft rappelvoll, viele Kinder kommen auch aus den umliegenden Städten und Dörfern am Bahnhof Bad Münstereifel an, um dort zur Schule zu gehen. „In der Corona-Zeit macht man sich jetzt allerdings nochmal mehr Gedanken darüber”, so die 47-Jährige.

VRS stellt Maßnahmen gegen Schülerandrang an Bahnhof auf

Laut Pressesprecher Holger Klein vom VRS habe man in der Vergangenheit jedoch bereits mit einer Vielzahl von Beteiligten eine große Anzahl an Maßnahmen ergriffen. Unter anderem die Begleitung durch einen Kundenbetreuer im Nahverkehr am Morgen und am Mittag und die Aufsicht am Bahnsteig im Bahnhof Bad Münstereifel in der Mittagszeit beim Eintreffen des Zuges, sowie die Freigabe der ersten Klasse in dem genannten Schülerzugpaar.

Zusätzlich fährt morgens ein Bus von Iversheim nach Bad Münstereifel, um so die hohe Nachfrage in der Schulzeit zu decken.

Hitzefrei in Bad Münstereifel sorgt für Chaos am Bahnsteig

Kurz nach den Sommerferien spitzte sich die Lage zu, als die Schulen ihre Schüler nach der vierten Stunde entließen. Der Grund: Hitzefrei! Während alle Kinder gleichzeitig zur Bahn strömten, fuhr diese mit einem Waggon weniger in den Bahnhof ein. Aufgrund mehrer Baustellen mit vorübergehender Totalsperrung sei es unweigerlich zu einem Fahrzeug-Mehrbedarf gekommen, hieß es auf Anfrage von Bressau von der Deutschen Bahn Regio.

Die hohe Nachfrage konnte nicht gedeckt werden und einige Schüler mussten auf dem Bahnsteig auf die nächste Bahn warten. Bressaus Sohn war einer von ihnen. Eine geschlagene Stunde später konnte auch er endlich seinen Heimweg antreten – denn wer in der stündlich fahrenden Bahn keinen Platz bekommt, muss eben warten.

Die Drängelei ums Mitfahren sei bereits so weit gegangen, dass einem Mädchen dabei vor einigen Jahren der Arm gebrochen wurde, erzählt die 47-Jährige.

Bad Münstereifel: Eltern bringen Schüler in Corona-Krise mit Auto zur Schule

Als Reaktion auf das Bahn-Chaos und aus Angst vor der erhöhten Ansteckungsgefahr am Bahnsteig, würden viele Eltern ihre Kinder bereits mit dem Auto zur Schule bringen und anschließend wieder abholen.

Auch wenn die Eltern gerne Veränderungen sehen würden, die momentane Situation kann zumindest die Stadt kaum beeinflussen. Auf Anfrage des EXPRESS erklärt Pressesprecherin Marita Hochgürtel: „Die Zuständigkeit liegt bei der Bahn.”

Abstandsregelung zum Schutz vor Corona gilt nicht in Bus und Bahn

Holger Klein sagt: „Eine Rücksprache mit der DB Regio AG hat ergeben, dass die Auslastung der beiden „Schüler-Züge“ bei 70 bis 90 Prozent liegt. Diesen Daten zur Folge liegt also keine Überlastung in den Zügen vor.”

Am Gedrängel auf dem Bahnsteig und vor dem Einstieg ändert das jedoch nichts. Vielleicht können die von der Stadt Bad Münstereifel beabsichtigten Maßnahmen zum Bau eines Kombi-Bahnsteigs mit 170 Metern Länge, der sowohl von der RB 23 als auch von Bussen genutzt werden kann, langfristig die Situation entzerren. Ein genaues Datum zum Beginn der Bauarbeiten liegt dem EXPRESS nicht vor.

Änderungen, wie ein zusätzlicher Waggon oder eine andere Taktung im Fahrplan, sind kurzfristig allerdings nicht realisierbar, wie Klein erklärt: „Eine kurzfristige Änderung des Fahrplans hätte Auswirkungen auf das komplette Fahrplansystem im Eisenbahnknoten Köln und ist daher nicht möglich. Der Einsatz von zusätzlichen Zügen ist wegen der ausgelasteten Schieneninfrastruktur und dem nicht vorhandenen zusätzlichen Rollmaterial ebenfalls nicht möglich.”

Dann ergänzt er: „Auch ist eine Verlängerung der Züge nicht möglich, weil die geringen Bahnsteiglängen der Stationen zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel nur den Einsatz eines einteiligen Fahrzeuges zulassen.”

Bad Münstereifel klärt Schulleiter auf

Für eine kurzfristige Lösung sorgte jetzt dennoch die Stadt, wie Hochgürtel erklärt: „Wir haben uns noch einmal mit den Schulleitern in Verbindung gesetzt und sie darauf hingewiesen den Schülern zum Maske tragen zu raten. Nicht nur in der Bahn, sondern auch schon auf dem Bahnsteig.” Man ging davon aus, dass den Schulleitern gar nicht bewusst gewesen sei, wie die Lage am Bahnhof ist, so Hochgürtel.

Zusätzlich sollen jetzt verstärkt Kontrollen stattfinden, bei denen Vertreter vom Ordnungsamt und der Polizei die Kinder auf das Maske tragen aufmerksam machen sollen. Eine Sensibilisierungsmaßnahme, die die Schüler langfristig eigenständig umsetzen sollen und die damit zumindest an dieser Stelle für mehr Sicherheit sorgen kann.