Gratis-Essen für Bonner BedürftigeFoodtruck muss umziehen – der Grund macht wütend

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Irini Koutziari und Prem Kapoor stehen vor ihrem Foodtruck auf dem Bonner Marktplatz.

von Piet van Riesenbeck (pvr)

Bonn – Sie kümmern sich um Obdachlose, versorgen Bedürftige, die die Corona-Krise hart getroffen hat. Dafür standen Irini Koutziari (42) und ihr Mann Prem Kapoor (54) mit ihrem Foodtruck seit April an der Unterführung zur Poppelsdorfer Allee. Doch einem Anwohner war die Essensausgabe ein Dorn im Auge!

Unfassbar: Der Mann beschwerte sich bei der Stadt – weil man das Poppelsdorfer Schloss nicht mehr sehen würde. Konkret heißt es wohl in der Beschwerde, dass der Truck die „historische Sichtachse“ aufs Schloss störe. 

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Der Blick vom Kaiserbrunnen zum Poppelsdorfer Schloss, die „historische Sichtachse“. 

Irini Koutziari und ihr Mann standen sonntags gerade mal für rund eine Stunde dort. Die Betreiber der Bonner „Taste of India“-Restaurants, die zudem mit ihrem Foodtruck in der Woche auf dem Markt stehen, gaben in der Zeit jeweils um die 100 indische Gericht aus. Reis, Linsen, Spinat. Schlichte indische Küche. 

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Bonner Foodtruck: Nicht nur Obdachlose sind dankbar für warme Mahlzeit

„Jetzt gerade mit Corona, da müssen wir doch allen helfen“, erklärt Prem Kapoor. „Wenn wir nicht helfen, wer hilft dann“. Zu ihren Gästen gehören längst nicht nur Obdachlose. Als in der Corona-Zeit die Tafeln zumachten, standen viele vor einem gewaltigen Problem – Senioren mit geringer Rente, alleinerziehende Mütter. Sie alle kommen zu dem Ehepaar, sind dankbar für eine warme Mahlzeit. 

Den Standort für ihren Truck hatten Irini und Prem von der Stadt zugewiesen bekommen. Doch dabei war den städtischen Mitarbeitern offenbar die „Sichtachse“ aus dem Blick geraten...

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Bislang stand der Foodtruck an der Poppelsdorfer Allee, direkt an der Unterführung. 

Bonner Foodtruck: Untere Denkmalbehörde hat entschieden

„Die Untere Denkmalbehörde hat sich die Thematik noch mal genauer angeschaut und entschieden, dass der Foodtruck – und auch weitere Stände, die regelmäßig dort im Bereich stehen – ein wenig verlegt werden müssen. Eben, damit die Sichtachse frei bleibt“, erklärt Isabel Klotz vom Presseamt.

Die Sichtachse ist Teil der Denkmalliste der Stadt Bonn und steht unter entsprechendem Schutz.

Klotz sagt: „Das Engagement des Betreibers weiß die Stadt Bonn sehr zu schätzen.“ Der Stand soll deshalb auf keinen Fall weggeschickt werden, sondern umgehend einen neuen Standort in unmittelbarer Nähe bekommen.

Bonner Foodtruck: Umzug auf die andere Seite der Unterführung

Demnach muss der Foodtruck vermutlich bereits ab kommendem Sonntag (26. Juli) auf die andere Seite der Unterführung zum Kaiserplatz hin umziehen. Prem Kapoor betont, dass die Stadt sich in dieser Sache sehr freundlich und entgegenkommend verhalten hat. 

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Der neue Standort des Trucks liegt ebenfalls an der Unterführung, aber zum Kaiserplatz hin.

Dennoch erscheint es etwas absurd. Denn an dem „neuen“ Standort hatte das Gastronomen-Paar seinen Truck zuvor schon mal aufgestellt. Damals, so erinnert sich Irini Koutziari, hatten sich aber Anwohner darüber beschwert, dass dort „Obdachlose Picknick machen würden.“

Bonner Foodtruck: Spendenaktion läuft

Die wöchentliche Essensausgabe ist kein Selbstläufer. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage der beiden „Taste of India“-Restaurants in Bonn in der Corona-Zeit wackelt die Finanzierung. 

Das „Corona Team aus Bonn“ hat deshalb im Internet eine Spendenkampagne zur Unterstützung der Obdachlosen-Speisung durch den „Taste of India”-Foodtruck gestartet. „Damit sie weiter Bedürftigen helfen dürfen, brauchen nun sie dringend selbst Unterstützung“, erklärt Jörn Sloot, einer der Initiatoren der Aktion. 

Mehr als 2000 Euro sind dort bereits an Spenden gesammelt worden, um Irini Koutziari und Prem Kapoor bei ihrer Wohltätigkeit zu helfen. Und die träumen davon, ihre Speisung auch über die Corona-Krise hinaus fortzuführen. „Ich will mein ganzes Leben lang Bedürftigen Essen geben“, erklärt Kapoor: „Sie glauben gar nicht, wie viele Schicksale wir dort erleben.“