Bonns neuer Polizeipräsident im EXPRESS-InterviewVideoüberwachung in Bonn wird kommen

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Auch der Bonner Hofgarten, in dem viele Drogendeals ablaufen, könnte bald mit solchen Videokameras überwacht werden. Das Symbolfoto zeigt Kameras, die vor dem Rathaus in Chemnitz hängen. 

Bonn  – Am letzten Wochenende führte die Polizei gleich zwei Einsätze am Rheinufer durch, wo Jugendliche lautstark feierten, sich zum Teil betranken und Drogen konsumierten.  Vier Tage später gab es in Dransdorf eine Kontrollaktion für mehr Sicherheit für Radfahrer. Bonns Polizeipräsident Frank Hoever (59) ist seit dem 1. April im Amt – und gibt direkt Vollgas.

Im EXPRESS-Interview erzählt der Ex-LKA-Chef von NRW, wo er bei seinem neuen Job die Schwerpunkte legt.

EXPRESS: Was ist Ihnen dienstlich wichtig?

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Frank Hoever: „Operatives Denken und Handeln. Ich fordere von den Kolleginnen und Kollegen ein, dass sie professionell und konsequent einschreiten. Das gilt sowohl bei der Verfolgung von Straftaten, aber auch bei der Ahndung von Verkehrsverstößen.

Mir ist aber auch wichtig, dass sie für ihre Arbeit mehr Respekt erfahren. Es kann nicht sein, dass sie bei Einsätzen angepöbelt, beleidigt oder sogar angegriffen werden. Das geht gar nicht. Da muss man von Beginn an klare Kante zeigen. Deshalb werde ich auch alle rechtlich möglichen Schritte gegen Tatverdächtige einleiten.“

Was brennt Ihnen als neuer Polizeipräsident in Bonn besonders unter den Nägeln?

„Die COVID-19-bedingten Einschränkungen haben das persönliche Vorstellen und Kennenlernen deutlich erschwert. Ich habe zwar schon viele Kolleginnen und Kollegen, die Mitglieder des Polizeibeirates sowie den Bonner Oberbürgermeister kennengelernt, doch jetzt stehen endlich die Besuche weiterer Dienststellen in meiner Behörde an. Es ist mir wichtig, mich persönlich vorzustellen und ich möchte natürlich auch mehr über die Kolleginnen und Kollegen sowie deren Arbeitsfelder erfahren.  Ich will wissen, wo der Schuh drückt. Dies gilt auch für die Bürgermeister der Städte und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises in unserem Zuständigkeitsbereich, aber auch für die Bezirksbürgermeister der Stadt Bonn.

Sie sind all die Jahre nach Düsseldorf gependelt, was hat Sie in Bonn gehalten? Und fahren Sie jetzt aufgrund des deutlich kürzeren Arbeitswegs mit dem Motorrad zum Präsidium?

(lacht) „Ich habe das Fahrrad für mich wiederentdeckt. Seit meinem Amtsantritt fahre ich mit dem Rad zur Arbeit: Von Beuel am Rhein entlang. Das ist gerade frühmorgens richtig schön. Der Blick auf das Siebengebirge, den Langen Eugen, den Posttower – wir leben schon in einer tollen Stadt und Gegend.

PP mit Fahrrad

Frank Hoever (59) radelt jetzt in der Regel zum Polizeipräsidium, das sich in Bonn-Ramersdorf befindet.

Die Eifel, das Ahrtal, der Westerwald oder das Bergische Land sind schnell und leicht zu erreichen. Dort bin ich ab und zu mit dem Motorrad unterwegs. Kurzum, meine Familie und ich fühlen uns in Bonn sehr wohl, wir haben hier einen großen Freundeskreis. Daher haben wir, trotz meiner zahlreichen dienstlichen Stationen, nie einen Umzug ins Kalkül gezogen.“

Was wollten Sie als Kind werden?

„Wenn überhaupt… dann Fußballprofi. Damals war ich gar nicht so schlecht im Umgang mit dem Ball. Doch dazu hat es dann nicht gereicht. Fußballerisch gehöre ich somit zu der großen Gruppe der ewigen Talente (lacht). Doch mit der Entscheidung, Polizist zu werden, bin ich sehr zufrieden und ich würde den Beruf auch heute wieder wählen.“

Blicken wir zurück, kamen die Bonner Polizeipräsidenten nie aus dem Polizeidienst. So war es zumindest bei ihren drei Vorgängern, Schnitzler, Albers und Brohl-Sowa. Hat es Sie von daher überrascht, dass sie auf diesen Posten berufen wurden?

„Als Polizist wäre ich in zwei Jahren mit 62 in den Ruhestand gegangen. Das konnte ich mir nicht vorstellen und meine Familie erst recht nicht. Daher habe ich dem Innenminister mein Interesse bekundet, in Bonn die Nachfolge von Frau Brohl-Sowa anzutreten. Natürlich habe ich mich sehr über die Entscheidung und das Vertrauen von Minister Herbert Reul gefreut. Nach der interessanten Aufgabe als Direktor des Landeskriminalamtes NRW ist es für mich etwas ganz Besonderes in meiner Heimatstadt Verantwortung übernehmen zu dürfen. Ich bin nun zwar kein Polizist mehr, aber ich kann arbeiten, bis ich 67 Jahre alt bin.“

Wie stehen Sie zur Videoüberwachung im öffentlichen Raum? Das neue NRW-Polizeigesetz erleichtert ja diesen Einsatz. Sollte diese Möglichkeit in Bonn an Brennpunkten nicht viel mehr genutzt werden? 

„Die Videobeobachtung in Bonn wird kommen. Wir testen gerade auf dem Gelände des Bildungszentrums der Polizei in Brühl zwei mobile Kameraeinheiten. Die Beobachtungsplätze auf unserer Leitstelle sind bereits eingerichtet und die ersten Kolleginnen und Kollegen werden schon bald beschult. Mögliche Standorte in der Bonner Innenstadt wurden ebenfalls identifiziert, eine Entscheidung über den ersten Standort ist aber noch nicht gefallen.

Wir stehen hierüber auch in engem Kontakt mit der Stadt Bonn. Ich werde den Einsatz zur Videobeobachtung, die an sehr enge rechtliche Vorgaben gebunden ist, zielorientiert prüfen. Ich stehe für operatives Handeln, bin aber auch der Überzeugung, dass die Videobeobachtung zur Steigerung der objektiven und subjektiven Sicherheit beitragen kann.

Ihre Vorgängerin hat eine Aktion ins Leben gerufen und dabei besonders couragierte Bonner ausgezeichnet. Möchten Sie diese „Tradition“ fortsetzen?

„Nicht wegschauen, sondern helfen. Zivilcourage zeigen und im Verdachtsfall den Polizeinotruf 110 wählen oder sich als Zeuge zur Verfügung stellen, das ist ganz wichtig. Diese Menschen sind vielfach echte Vorbilder, sie tragen dazu bei, dass auch andere handeln und nicht wegschauen. Daher ist es mir ebenfalls ein großes Anliegen, couragierten Menschen zeitnah, aber sicherlich auch mit einer eigenen Veranstaltung für ihren Einsatz zu danken.“