Heldentat am HbfBonn: Obdachloser rettet Mann von Gleisen

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Der Obdachlose „Snoopy“ (heißt bürgerlich Kai) vor dem IC, unter dem er den Lebensmüden herauszog.

Bonn  – Das Drama hat einen Helden: Als sich diese Woche ein junger Mann im Bonner Hauptbahnhof vor einen einfahrenden IC warf, war der obdachlose „Snoopy“ (28) als erster vor Ort – und rettete den Lebensmüden!

„Ich habe noch andere Passanten angesprochen, aber keiner hat geholfen“, beklagt der 28-Jährige, der für seinen Einsatz und seine Zivilcourage viel Lob von der Polizei bekam.

Gegen 15.20 Uhr. „Snoopy“ drehte gerade seine Runde am Hauptbahnhof, bat auf Bahnsteig 1 Wartende um Geld für Essen, als er den jungen Mann sah. „Er unterhielt sich, schien gut drauf“, erzählt er. Dann habe der Unbekannte einen Anruf bekommen. „Ich möchte nicht wissen, was er da für eine Nachricht erhalten hat“, sagt „Snoopy“.

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Denn als der IC einfuhr, sei der Mann langsam immer näher an die Bahnsteigkante gegangen. „Der Lokführer gab ein Warnsignal ab, da ging er einen Schritt zurück, drehte sich dann aber wieder um und sprang – kerzengrade, als wäre er eine Wasserrutsche runter“, erklärt „Snoopy“, der sofort zu der Stelle hin rannte. „Als der Zug fast stand, sah ich, dass er sich im Gleis bewegte.“

Der 28-Jährige ließ sich zu ihm runter. „Ich bin dann unter den Zug und habe mich neben ihn gelegt“, erklärt er. „Durch den Ärmel seiner Regenjacke blutete es, sonst sah er unverletzt aus.“ Er habe lachen müssen, gesteht der Wohnsitzlose: „Ich habe zu ihm gesagt: »Egal, was du vor hattest, der liebe Gott wollte das nicht, du Glückspilz«!“

Krass: Der Lebensmüde war von zwei Waggons mit 25 km/h überrollt worden. Doch er lag so mittig auf dem Rücken zwischen den Gleisen, dass das keine schlimmen Folgen hatte.

Inzwischen bekam „Snoopy“ Unterstützung. Von Polizeihauptkommissar Till Spree von der Bahnhofswache GABI. Mit ihm zusammen zog er den Verletzten unter dem Zug raus.

„Zwei Leute von Bahnsteig 2/3 haben geholfen, ihn hochzuhieven“, erklärt der 28-Jährige. Kaum in Sicherheit, habe der junge Mann angefangen zu weinen…

 „Was für einen Anruf hat er zuvor nur erhalten, der ihn zu dieser Verzweiflungstat trieb“, fragt sich „Snoopy“ traurig. Der Vorfall macht ihn betroffen.

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Nach dem Vorfall nahm die Polizei Ermittlungen auf, ein Notfallseelsorger kümmerte sich um Zeugen.

Das viele Lob muntert den 28-Jährigen allerdings etwas auf. „Dass er sofort geholfen hat, war eine tolle Reaktion“, so Polizist Till Spree. Andere Beamten schlugen „Snoopy“ anerkennend auf die Schulter.

Bei dem Geretteten handelt es sich um einen Flüchtling (25) aus Afghanistan, der kein Deutsch spricht. Laut Bundespolizeisprecher Frank Freund kam er mit einer Ellbogen-Fraktur ins Krankenhaus und wird jetzt in die Psychiatrie der Rheinischen Kliniken verlegt.