Wimbledon 2022Einer vor Gericht, der andere mit Turnier-Verbot: Skandal-Spiel Kyrgios gegen Djokovic

Nick Kyrgios macht eine genervte Handbewegung.

Von impulsiver Natur: Nick Kyrgios, gestikuliert hier in der 1. Runde von Wimbledon am 28. Juni 2022.

Nick Kyrgios gegen Novak Djokovic heißt das Finale des Männer-Einzel im bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt – Wimbledon.

Die Tennis-Fans sind gespannt auf das Finale des Männer-Einzel am 10. Juli 2022 zwischen Nick Kyrgios (27) und Novak Djokovic (35). Der Rüpel der Tennis-Szene gegen den, der aufgrund seiner Impfverweigerung von Turnieren ausgeschlossen wird.

Nicht ganz die feine englische Art könnte das Finale der 135. Ausgabe des prestigeträchtigsten Tennis-Turnier in Wimbledon also mit sich bringen. Oder die beiden setzen ihren Trend der Annäherung fort und pflegen ihre „Männerfreundschaft“ nach giftigem Beginn weiter.

Kyrgios spottet über Djokovic und ist dann einsamer Helfer

„Bromance“? So weit wollte Novak Djokovic dann doch nicht gehen. „Ich weiß nicht so recht, ob wir es schon Männerfreundschaft nennen können, aber unsere Beziehung hat sich sehr verbessert“, sagte der Serbe über seinen Gegner im Wimbledonfinale: den unberechenbaren Nick Kyrgios.

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Der Australier hatte Djokovic einst verspottet für dessen „Besessenheit, gemocht zu werden“. Diese Jubelgesten auf dem Platz, das Ranschmeißen ans Publikum: „Er will wie Roger (Federer, d.Red.) sein. Das ist einfach nur beschämend.“

Doch seit Januar – als Djokovic versuchte, ohne Impfung in Kyrgios' Heimatland Australien einzureisen, scheiterte und im Kreuzfeuer der Kritik stand – ist alles anders. Damals sprang ihm Kyrgios öffentlich zur Seite. „Seitdem schreiben wir uns manchmal persönliche Nachrichten bei Instagram“, sagte er.

Djokovic bangt wegen Impfstatus um Turnier-Teilnahme

Djokovic sagte nach seinem Halbfinalsieg über den Briten Cameron Norrie (26): „Ich weiß nicht, wie viele Gelegenheiten ich noch bekomme.“ Die US Open in New York (ab Ende August) zum Beispiel fallen als Option wohl aus, Djokovic verweigert die Impfung und darf somit nicht einreisen.

Auch in Australien Anfang 2023 wird der 35-Jährige nach dem Gerichtstheater in diesem Jahr sicher nicht mit offenen Armen empfangen werden. In Frankreich ist ein Titel ebenfalls eher unwahrscheinlich. Bei den French Open regiert Rafael Nadal, der auf Sand meist die Oberhand behält.

Bleibt also der Heilige Rasen, auf dem Djokovic seit Jahren der unangefochtene Herrscher ist. Am Sonntag (10. Juli 2022) winkt ihm der vierte Titel in Folge, der siebte insgesamt, mit dem er zu seinem Jugendidol Pete Sampras (50) aufschließen – und nur noch einen Triumph hinter Rekordchampion Roger Federer (40) liegen würde. Dem großen Schweizer, dem Djokovic die Beliebtheit neidet, wie Kyrgios einst feststellte.

Nick Kyrgios wegen Angriff auf Ex-Freundin vor Gericht

Doch auch Nick Kyrgios dürfte im Hinterkopf noch an etwas anderes denken als das Finale in Wimbledon: Am 2. August muss der 27-Jährige in seinem Heimatland Australien vor Gericht erscheinen.

Der Grund ist ein Angriff auf seine Ex-Freundin Chiara Passari, wie mehrere Medien berichteten. „Die Art der Vorwürfe sind ernst, Herr Kyrgios nimmt die Vorwürfe auch sehr ernst“, wird sein Rechtsanwalt Jason Moffett zitiert.

„Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Kommentar von seiner Seite, da es sich um einen Fall vor Gericht handelt. Aber wir werden beizeiten eine Presseerklärung herausgeben“, führte Moffett weiter aus. Im Dezember 2021 soll er Passari tätlich angegriffen haben.

Kyrgios und Djokovic polarisieren das Tennis-Publikum

Ungeteilte Liebe wie Federer oder Nadal schlägt beiden nicht entgegen, da ähneln sich Djokovic und Kyrgios. Beide polarisieren, haben große Fanscharen und erbitterte Gegner. Und doch werden Gegensätze aufeinanderprallen. Die 15.000 Zuschauer dürfen sich auf „ein emotionales Feuerwerk“ freuen, sagte Djokovic, der beide bisherigen Duelle 2017 verloren hat – und dennoch der große Favorit ist.

Djokovic steht nämlich bereits zum 32. Mal in einem Grand-Slam-Finale: Rekord. Kyrgios spielt zum ersten Mal um einen großen Titel, doch alle Spieler wüssten, „dass er gefährlich ist, vor allem auf Rasen“, sagte Djokovic: „Er ist auf diesem Platz sehr selbstbewusst und scheint mental in einer viel besseren Verfassung zu sein als noch vor ein paar Jahren.“ Mit Ausnahmen: Vor einer Woche hatte Kyrgios Schiedsrichter beleidigt und seinen Gegner Stefanos Tsitsipas zur Weißglut getrieben. (sid/sto)