Mikaela Shiffrin hat ihren 82. Weltcupsieg eingefahren und damit einen besonderen Rekord eingestellt. Und das, obwohl sie schon an ein Karriereende dachte.
„Die größte der Geschichte“Ski-Superstar Mikaela Shiffrin stellt Rekord ein – und dachte ans Aufhören
Copyright: dpa
Ski Alpin-Star Mikaela Shiffrin stellte beim Weltcup in Slowenien am Sonntag (8. Januar 2023) einen besonderen Rekord ein.
Sie ist die wohl beste Skirennfahrerin aller Zeiten: Mikaela Shiffrin hat in Kranjska Gora ihren 82. Weltcuperfolg eingefahren, mit dem sie den Rekord ihrer 2019 zurückgetretenen Ex-Teamkollegin Lindsey Vonn einstellte. Anschließend sank sie in den Schnee und küsste ihre Ski, dann weinte sie in den Armen von Mama Eileen.
„Ich war so nervös, dass ich sogar Flecken im Gesicht hatte. Es war ein Kampf“, sagte die 27-Jährige mit zittriger Stimme und äußerte lachend einen Wunsch: „Vielleicht können wir jetzt endlich aufhören, über den Rekord zu sprechen.“
82. Weltcupsieg: Mikaela Shiffrin stellt Rekord von Lindsey Vonn ein
Egal ob Trainer, Renn-Organisatoren oder Pistenarbeiter: Am Sonntag (8. Januar 2023) blickten in den slowenischen Bergen alle voller Bewunderung auf die Anzeigentafel, als Shiffrin mit 0,77 Sekunden vor Federica Brignone aus Italien ins Ziel kam.
„Sie ist jetzt einfach die Größte der Geschichte“, würdigte Brignone ihre Rivalin im ZDF. Paula Moltzan hob die mentale Stärke ihrer Teamkollegin hervor: „Sie hat es tief verinnerlicht, perfekt zu sein. Die Kombination mehrerer Stärken zeichnet sie aus.“
Rund elf Jahre nach ihrem ersten Weltcup-Start und ein Jahr nach dem medaillenlosen Olympia-Debakel ist Shiffrin endgültig die erfolgreichste Skirennfahrerin in der Geschichte des Alpinsports. Zwei Olympiasiege, sechs Weltmeistertitel und 82 Erfolge im Weltcup, dazu kommen vier große Kristallkugeln für den Triumph im Gesamtklassement.
Die Vormachtstellung der 27-Jährigen ist unverkennbar. „Das war heute vielleicht mein bestes Skifahren. Ich hoffe, ich kann das wiederholen“, sagte Shiffrin.
Auch Landsfrau Lindsey Vonn freute sich mit Shiffrin: „Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Und wenn jemand meinen Rekord bricht, bin ich wirklich froh, dass es eine US-Amerikanerin ist“, schrieb die 2019 zurückgetretene Vonn am Sonntag (8. Januar 2023) in einem Beitrag für die Nachrichtenagentur AP.
Mikaela Shiffrin: Superstar litt unter Selbstzweifeln
In Kranjska Gora überzeugte die Allrounderin erneut mit ihrem sehr simplen Fahrstil. Ihre ruhige und zentrale Haltung des Oberkörpers sowie die runden Schwünge waren wie so oft nahe der Perfektion. Technisch kommt niemand an die Vollblutfahrerin ran.
„Sie ist seit Jahren die Sportlerin schlechthin in allen Bereichen. Sowohl von der Athletik her, auch von der Skitechnik. Hat keine Innen- und Außenlagen, steht total zentral über dem Ski“, rühmte der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier den US-Superstar zuletzt.
Shiffrins Name steht schon lange für Superlative. In Sotschi wurde die Frau aus Colorado mit 18 Jahren die jüngste Olympiasiegerin im Slalom. Ende 2018 war sie die erste Skifahrerin, die in allen sechs Weltcup-Disziplinen ein Rennen gewinnen konnte. 2019 stand Shiffrin die vierte WM hintereinander im Torlauf ganz oben auf dem Podest.
Shiffrins Karriere ist aber auch durchzogen von Selbstzweifeln. Ihr über viele Siege aufgebautes Selbstbewusstsein war phasenweise verschwunden. So wie bei Olympia in Peking, als die US-Amerikanerin in ihren Paradedisziplinen Slalom und Riesenslalom ausschied.
Über Niederlagen grübelte sie oft lange. Doch irgendwie gelang es Shiffrin immer, sich aus Tiefs zu befreien. Auch aus dem mentalen, nachdem ihr Vater Jeff 2020 gestorben war.
Damals dachte Shiffrin sogar an ein Karriereende. Die Motivation fehlte, um sich täglich auf den Pisten und in den Krafträumen zu quälen. Ihr Weg aus dem quälenden Loch führte auch über ihren Freund Aleksander Aamodt Kilde.
Im Sommer 2021 machten die US-Amerikanerin und der norwegische Skirennfahrer ihre Liebe öffentlich. „Alex war einer der ersten Menschen, mit dem Mika wieder Spaß an Gesprächen hatte“, sagte Shiffrins Mutter Eileen einmal.
Noch ist Shiffrins Rekordjagd aber noch nicht vorbei. Bis zur Bestmarke des legendären Schweden Ingemar Stenmark mit 86 Weltcupsiegen fehlen ihr vier Erfolge. Nur eine Frage der Zeit. Da sind sich alle in der Alpin-Szene einig.
„So wie sie im Augenblick fährt, ist die 100 nicht unerreichbar für sie“, befand Alpin-Direktor Maier. Shiffrins Wunsch, nicht mehr über Rekorde zu sprechen, wird sich also vorerst wohl nicht erfüllen. (dpa/mn)