Doping-ProzessSpezialeinheit Cobra stürmte Apartment mit Eisentür, Arzt nannte Namen

Doping-Prozess gegen Mark S.

Operation Aderlass: Der Angeklagte steht beim Beginn des Prozesses am 16. September zwischen seinen Anwälten Juri Goldstein (l.) und Alexander Dann (3.v.l) im Gericht in München. Der Angeklagte wurde auf Wunsch seines Anwalts gepixelt.

München – Neue Details im Kampf gegen Doping: Im Zuge der Ermittlungen rund um die Operation Aderlass sind offenbar weitere Personen ins Visier der Dopingjäger geraten.

„Die Ermittlungen in Österreich sind bei Weitem noch nicht abgeschlossen. Ich hatte kürzlich wieder Einvernahmen von drei Beschuldigten“, sagte der österreichische Chefermittler Franz Schwarzenbacher am vierten Tag des Prozesses gegen Mark S. vor dem Landgericht München II.

Allerdings hätten diese Personen keinen direkten Bezug zum Erfurter Sportmediziner, dem die Staatsanwaltschaft umfangreiche Dopingpraktiken über mehrere Jahre vorwirft.

Operation Aderlass: Spezialeinheit Cobra bei Ski-WM 2019 im Einsatz

Schwarzenbacher gab zudem einen detaillierten Einblick in die Tätigkeit der Ermittler. Dazu gehörten Telefon- und Kommunikationsüberwachung der Verdächtigen sowie auch Beschattungen. Letztlich seien 80 Beamte bei der aufsehenerregenden Razzia bei der nordischen Ski-WM in Seefeld im Februar 2019 eingesetzt worden - darunter auch die österreichische Spezialeinheit Cobra. „Nicht, weil wir uns vor den 'Tätern' gefürchtet haben, sondern weil das Apartment von einer dicken Eisentür beschützt war“, sagte Schwarzenbacher.

Das Spezialkommando hatte bei der WM morgens um 10 Uhr die verriegelte Tür aufgebrochen und das Apartment Nr. 2 in der Villa Edeltraut zum See in Seefeld gestürmt. Da wurde ein Athlet mit Nadel im Arm bei einer Bluttransfusion erwischt.

Bereits 2014, als der österreichische Langläufer und spätere Kronzeuge Johannes Dürr erstmals als Dopingsünder überführt wurde, sei eine Beziehung zwischen ihm und dem Hauptangeklagten bekannt geworden.

Dürr hatte jedoch damals erklärt, niemals Dopingmittel von S. erhalten zu haben. Erst im Anschluss an die ARD-Dokumentation, in der Dürr Doping gestand, habe dieser bei den Ermittlern eine weitreichende Aussage gemacht, die der Start der gemeinsamen Untersuchung österreichischer und deutscher Behörden gewesen sei.

Doping-Prozess: Verdächtigter Arzt nannte den Ermittlern Namen von Sportlern

Der verdächtigte Arzt Mark S. hat nach seiner Verhaftung den österreichischen Ermittlern Informationen und Tipps zu weiteren möglichen Dopern gegeben. Das sagte Chefermittler Franz Schwarzenbacher am Mittwoch bei seiner Zeugenvernehmung im Prozess vor dem Landgericht München II. Schwarzenbacher war bei den Verhören des Erfurter Mediziners teilweise dabei. Dieser habe Aussagen gemacht, „die uns weitergeführt haben“, sagte Schwarzenbacher. „Es waren Namen dabei, die uns vorher nicht bekannt waren.“ Mark S. und seinen Komplizen werden von der Staatsanwaltschaft fast 150 Dopingvergehen vorgeworfen. Die Anwälte des 42-Jährigen planen, in der nächsten Woche eine Erklärung vorzulesen. (sid, dpa)