Olympia-AufstandAthleten wütend auf Funktionäre in Luxushotels

IOC-Präsident Thomas Bach am 30. Juli 2021 beim Beachvolleyball in Tokio.

IOC-Präsident Thomas Bach am 30. Juli 2021 beim Beachvolleyball in Tokio. Die Funktionäre stehen unter Druck wegen der Bedingungen im Quarantänehotel der Athleten.

Die Athleten, die bei den Olympischen Spielen ins Quarantäne-Hotel wegen einer Corona-Infektion müssen, klagen über unwürdige Bedingungen. Die IOC-Funktionäre residieren dagegen im Luxushotel. Jetzt proben die Sportler den Aufstand und fordern Veränderungen.

Tokio. Der Verein Athleten Deutschland hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Freitag (30. Juli 2021) aufgefordert, sich für substanzielle Verbesserungen der Quarantänebedingungen für Athletinnen und Athleten bei den Sommerspielen in Tokio einzusetzen. Maximilian Klein, Beauftragter für internationale Sportpolitik bei Athleten Deutschland, warf dem IOC vor, „von Beginn an auf einen Plan B verzichtet“ zu haben. Der Ringeorden habe aber eine „besondere Verantwortung gegenüber allen Beteiligten“.

Es mute „grotesk“ an, dass die Aktiven „in gefängnisartigen Zuständen ihre Quarantäne absitzen müssen, während IOC-Mitglieder im teuren Luxushotel absteigen und mit hohen Tagespauschalen versorgt werden.“

Bei allem Verständnis für die strengen Regeln nach bestätigtem positivem Coronatest dürften die Sportler „erwarten, die verordnete Quarantäne unter angemessenen Bedingungen zu verbringen“, erklärte die Aktivenvertretung.

Olympia: Athleten in Quarantäne-Hotels alleine gelassen

Dies sei allerdings eindeutig nicht der Fall. Radprofi Simon Geschke kritisierte die Bedingungen in der Quarantäne schon deutlich. Viele Sportler fühlten sich „allein gelassen, müssen sich viele Informationen selbst beschaffen. Ihnen ist unklar, wie der genaue Ablauf der Quarantäne ist und welche Schritte nach Beendigung unternommen werden müssen. Uns wurde von sprachlichen Barrieren in der Kommunikation mit dem medizinischen Personal berichtet“, so Athleten Deutschland.

Weiter sei die Lebensmittelversorgung „weder reichhaltig noch ausgewogen“ und entspreche nicht den teils spezifischen Ernährungsanforderungen von Spitzenathletinnen und -athleten. Zusätzlich prangerte Athleten Deutschland unzureichende Luftzufuhr im Quarantänehotel an. Wer seine Trainingsaktivitäten im Zimmer wieder aufgenommen habe, müsse verschwitzte Kleidung im Waschbecken auswaschen, die danach kaum trocknen.

Diese Aussagen decken sich mit Statements von in Quarantäne befindlichen Sportlern wie dem deutschen Radprofi Simon Geschke oder der niederländischen Skateboarderin Candy Jacobs, die ihrem Ärger zuletzt in den Sozialen Netzwerken Luft gemacht hatte. Im Hintergrund kämpfen die Athleten zudem seit langem daran, an den Milliarden-Gewinnen des IOC beteiligt zu werden. Nach Untersuchungen erhalten die Hauptakteure der Spiele (also alle Athleten) nur rund vier Prozent der gigantischen Einnahmen. Ein Großteil versickert beim mächtigen IOC. (sid, ubo)