London – Was war das bitte am Sonntagabend für ein Darts-Thriller im altehrwürdigen Londoner Ally Pally! Die Protagonisten beim denkwürdigen Drittrunden-Duell der WM: Deutschlands Top-Spieler Gabriel Clemens (37) im wichtigsten Spiel seiner Karriere sowie Weltmeister und Titelverteidiger Peter Wright (50). Und der „German Giant“ brachte den Schotten mal so richtig ins Schwitzen!

Denn der klare Außenseiter Clemens, der erstmals überhaupt in die dritte Runde vorgestoßen war, spielte im menschenleeren Ally Pally groß auf und brachte Wright phasenweise an den Rand der Verzweiflung. Immer wieder schüttelte „Snakebite“ entgeistert den Kopf, mit dieser Gegenwehr seines Kontrahenten hatte der Schotte ganz offenbar nicht gerechnet.

Nach einem hochklassigen und ultra-spannenden Match stand die Sensation fest: Clemens siegte mit 4:3 Sätzen, warf den Weltmeister aus dem Turnier!

„Ich habe keine Worte. Ich habe gegen den Weltmeister gespielt. So einen Weltklasse-Spieler und so ein feiner Kerl. Ich bin unendlich glücklich. Was für eine überwältigende Nacht“, sagte Clemens nach seinem Triumph mit stockenden Worten.

Gabriel Clemens ärgert Weltmeister Peter Wright

Vier Gewinnsätze waren nötig, um in die vierte Runde einzuziehen. Und zwischen beiden Top-Dartern entwickelte sich schnell ein spannendes und spektakuläres Match: Wright hatte sich zwar schnell und souverän den ersten Satz gesichert – doch dann schlug der „German Giant“ zurück! Clemens sicherte sich die Durchgänge zwei und drei – und hatte im vierten Satz dann sogar bei 2:0-Leg-Führung die große Chance, auf 3:1 zu erhöhen.

Doch nun war es Wright, der sich offenbar an der Ehre gepackt fühlte: Der Schotte wandelte den 0:2-Rückstand noch in ein 3:2 um und sicherte sich Durchgang vier – 2:2! Doch Clemens konterte im fünften Durchgang, sicherte sich die 3:2-Satzführung. Die wiederum egalisierte Wright.

Nun wurde es ein richtiger Krimi: Im siebten und letzten Satz fiel die Entscheidung im letzten Leg: Beim Stand von 2:2 hätte Clemens den Sack mit dem Bullseye zumachen können. Aber der Pfeil des Deutschen verfehlte sein Ziel, Wright erhielt somit noch eine Chance: Und dem Schotten versagten die Nerven. Clemens machte daraufhin mit einer Doppel-16 alles klar. Zum ersten Mal in der Geschichte steht damit ein Deutscher in der vierten Runde der Darts-WM – und damit unter den 16 besten Profis weltweit!

„Ich habe das Match vielleicht etwas auf die leichte Schulter genommen. Aber es gibt keine Ausreden, ich wünsche ihm alles Gute für die nächste Runde“, sagte ein enttäuschter – und bereits jetzt entthronter – Wright.

Nun wartet auf Clemens in der vierten Runde der Pole Krzysztof Ratajski (43) – und klar ist: Spielt der Deutsche erneut derart auf, ist bei der WM für ihn alles möglich.