Bosse reagierenKein Sexismus mehr bei der Tour de France

Sagan Frauen

Radprofi Peter Sagan im Jahr 2019 auf dem Podium mit zwei Hostessen. Künftig wird auch ein Mann gratulieren

von Uwe Bödeker (ubo)

Paris/Köln – Die Tour de France steht unmittelbar vor dem Start. Am 29. August geht es in Nizza los mit der großen Radrunde durch Frankreich.

Und es wird einige Neuerungen geben, nicht alle sind Corona geschuldet. Dass Wohnmobile und tausende Fans keinen unmittelbaren Zugang zu den Bergpässen bekommen, liegt am Virus.

Eine andere Neuerung eher am Sexismus. Nachdem vor allem der Motorsport jahrelang in der Kritik stand und vor Monaten seine sexy Grid-Girls abgeschafft hat, geriet auch der Radsport plötzlich in den Fokus der Kritiker. Warum sind nur schöne Hostessen bei den Siegerehrungen zu sehen?

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Nun sollen laut französischen Medien bei der Siegerehrung eine Frau und ein Mann auf dem Podium dem Sieger gratulieren.

Ob beide den Fahrer auch küssen, ist unwahrscheinlich, weil die Abstände in Coronazeiten eingehalten werden müssen. Vor Ausbruch der Pandemie nahmen zwei Damen den Triumphator in die Mitte und knutschten ihn. Bei den Radrennen zuletzt trugen die Damen auf dem Podium sogar einen Mundschutz.

Tourchef Christian Prudhomme (59) präsentierte die Neuerung nun für die Tour auf einer Pressekonferenz, sagte dort aber auch: „Wir haben das bei anderen Rennen schon seit 20 Jahren gemacht wie bei Lüttich-Bastogne-Lüttich.“

Hintergrund: Seit Jahren gibt es hitzige Diskussionen über die Rollen von Frauen als hübsches Beiwerk im Sport. Sexismus pur wettern die Kritiker, wenn leicht bekleidete Damen die Siegerehrungen verschönern oder bei der Startaufstellung Regenschirme für die Sportstars halten.

2019 gab es eine Petition gegen Hostessen auf dem Podium. 38.000 Menschen hatten unterschrieben.

Tour de France 2020: Zahlreiche Stars nicht am Start

Unterdessen geht das Favoritensterben im Vorfeld der Tour de France weiter. Nachdem das Team Ineos die beiden britischen Tour-Sieger der vergangenen Jahre, Chris Froome (35, Sieger 2013, 2015, 2016 und 2017) und Geraint Thomas (34, Sieger 2018) nicht nominierte und nur auf Vorjahressieger Egan Bernal (23, Kolumbien) setzt, muss nun auch der Vorjahresdritte Steven Kruijswijk passen.

Der niederländische Profi von Jumbo-Visma hat sich bei seinem schweren Sturz beim Criterium du Dauphine einen Schulterbruch zugezogen. „Die Folgen meines Sturzes sind schlimmer als gedacht. Ich bin riesig enttäuscht, werde aber jetzt an meiner Genesung arbeiten und habe mir den Giro d'Italia als Ziel gesetzt“, sagte der 33-Jährige. Die dreiwöchige Rundfahrt durch Italien beginnt Anfang Oktober.

In den Sturz von Kruijswijk  war auch der Deutsche Emanuel Buchmann (26, Team Bora-hansgrohe) verwickelt. Er kam mit Prellungen davon und sollte für die Tour de France fit sein.