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Strafe für politische ÄußerungenFormel-1-Stars sauer: „Sind nicht in der Schule“

Lewis Hamilton trägt an der Rennstrecke ein Shirt mit der Aufschrift „Black Lives Matter“.

Lewis Hamilton trägt beim Großen Preis von Belgien am 30. August 2020 ein Shirt mit der Aufschrift „Black Lives Matter“. Hamilton will sich auch weiterhin politisch äußern.

Bei politischen Themen sollen sich die Formel-1-Piloten raushalten. So will es zumindest der Weltverband. Die Fahrer sind sauer.

Bitte recht still! Das ist zumindest die Wunschvorstellung des Motorsport-Weltverbandes Fia an die Formel-1-Piloten. Lewis Hamilton & Co. sollen sich nach dem Willen der Regelhüter künftig bei politischen Meinungsäußerungen zurückhalten. Schließlich könnte so manche Botschaft im Milliardengeschäft der Motorsport-Königsklasse Sponsoren und Veranstalter verärgern und damit das Geschäft schädigen.

Ende Dezember hatte der Weltverband seinen Verbotskurs verschärft. Im internationalen Sportreglement stellen seitdem unter Punkt 12.2.1.n „politische, religiöse und persönliche Äußerungen oder Kommentare“ einen Regelverstoß dar. Es sei denn, sie werden vorher genehmigt.

Lewis Hamilton will sich nicht an Vorgaben halten

In einem dreiseitigen Brief an die Rennställe stellte die Fia kürzlich erneut klar, dass politische oder religiöse Äußerungen an der Rennstrecke künftig als Regelverstoß gewertet werden können, wenn sie nicht vorher erlaubt worden sind. Das treffe auf Aussagen oder Zeichen während der Siegerehrungen, der Fahrerparade oder auch während offizieller Pressekonferenzen zu, sofern die Piloten nicht auf die direkte Frage eines Journalisten antworten. Der Dachverband begründet seine härtere Linie mit dem allgemeinen Grundsatz der Neutralität, dem die Fia als Mitglied der olympischen Familie unterliege.

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Hamilton (38) und weitere Formel-1-Piloten kritisierten den Schweigekurs des Weltverbandes scharf. „Nichts wird mich davon abhalten, mich zu den Dingen zu äußern, die mir am Herzen liegen, und zu den Themen, die es gibt“, verkündete der meinungsstarke Rekordweltmeister aus England. „Der Sport hat nach wie vor die Verantwortung, sich zu Wort zu melden und das Bewusstsein für wichtige Themen zu schärfen, vor allem, wenn wir an all diese verschiedenen Orte reisen. Für mich ändert sich also nichts.“

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Hamiltons Mercedes-Teamkollege George Russell (25), gleichzeitig auch Vorstand der Formel-1-Fahrervereinigung GPDA, wehrte sich ebenfalls. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen von uns in seinen Ansichten einschränken wollen. Das ist Teil der Redefreiheit. Wir haben das Recht, unsere Ansichten über jede beliebige Plattform zu verbreiten, die wir wollen“, befand Russell. Er wisse nicht, warum die Fia „eine solche Haltung“ eingenommen habe. „Ich denke, das ist völlig unnötig in diesem Sport und in der Welt, in der wir derzeit leben.“

McLaren-Fahrer Lando Norris (23) fühlte sich gegängelt. „Wir sind nicht in der Schule. Wir sollten nicht nach allem fragen müssen: ‚Können wir dies tun? Können wir das tun?‘“, ätzte Norris. „Wir sind erwachsen genug, um kluge Entscheidungen zu treffen.“

In der Formel 1 hatten zuletzt insbesondere Hamilton und der Ende vergangener Saison zurückgetretene Sebastian Vettel (35) mit ihren politischen Statements für Aufsehen gesorgt. Hamilton hatte 2020 nach seinem Sieg in Mugello ein T-Shirt mit der Aufschrift „Verhaftet die Polizisten, die Breonna Taylor getötet haben“ getragen. Damit erinnerte der Engländer an die schwarze US-Amerikanerin, die Monate zuvor bei einem Einsatz in ihrem Haus von Polizisten erschossen worden war. Die Fia untersagte daraufhin das sichtbare Tragen von T-Shirts auf dem Siegerpodium.

Politische Botschaften auf der Rennstrecke sind von der Regelbehörde im Grundsatz untersagt. Allerdings hat der Verband seit Anfang 2020 auch auf Betreiben der Fahrer um Hamilton Gesten zur Unterstützung des Kampfs gegen Rassismus gestattet. Die Fia treibt seitdem auch selbst die Kampagne „We Race as One“ voran, um Ungleichheiten zu bekämpfen und die Nachhaltigkeit zu verbessern.

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„Wir wissen, dass Politik und Haltung sensible Bereiche sind, aber wir brauchen Klarheit von der Fia über das, was sie uns zu sagen versucht“, bemerkte Williams-Pilot Alex Albon (26). „Viele Leute sehen uns als Sprachrohr für Probleme auf der ganzen Welt. Ich denke, es ist die Verantwortung der Fahrer, die Leute auf diese Situationen aufmerksam zu machen.“

In einem längeren Katalog nennt die Fia eine Reihe von Beispielen für Themen möglicher verbotener Botschaften, Gesten oder Symbole. Äußerungen zu Parteien und Organisationen sind demnach ebenso unerwünscht wie Aussagen zu militärischen Konflikten oder zur Unterdrückung von Minderheiten. Vom Verbot religiöser Botschaften ist das Bekreuzigen oder ein Fingerzeig gen Himmel ausgenommen.

Sogar Punktabzug und Rennausschluss sind möglich

Auf ihren Kanälen in den sozialen Netzwerken sind die Piloten hingegen nicht an die neue Richtlinie gebunden. Auch in Fernseh-Interviews dürfen sie sich weiter frei äußern, versicherte die Fia. Über mögliche Sanktionen im Falle von Verstößen gegen die Regel zu Meinungsäußerungen entscheiden die Rennkommissare.

Der Strafenkatalog unter Punkt 12.4.1 reicht von einer Verwarnung über eine Geldstrafe, die Verpflichtung zur Sozialarbeit, über Strafrunden bis hin zum Rennausschluss.

„Es wäre dumm zu sagen, dass ich Strafpunkte bekommen möchte, weil ich mich zu bestimmten Themen äußere“, sagte Hamilton, der in Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali ((57) einen mächtigen Verbündeten sieht. „Aber ich werde weiter meine Meinung sagen.“ Der Saisonstart findet am 5. März im politisch brisanten Bahrain statt. (dpa)