Kein Siegfahrer, Rennen und Free-TVEx-Teamchef: „Formel 1 ist in Deutschland ein Trauerspiel“

Norbert Haug, ehemaliger Motorsport-Chef von Mercedes-Benz bei einem Interview.

Norbert Haug, hier am 5. Dezember 2018, fällte ein düsteres Urteil über die Formel 1 in Deutschland.

„Die Formel 1 in Deutschland ist ein Trauerspiel!“ Das sagt Ex-Mercedes-Chef Norbert Haug. Der 70-Jährige führt dabei das fehlende Deutschland-Rennen und die Übertragungen ausschließlich im Pay-TV an.

von Oliver Reuter (reu)

Der Formel-1-Zirkus schlägt nach den Stationen in Bahrain und Saudi-Arabien seine Zelte in Melbourne auf.

Im Australien-GP (Sonntag, 2. April 2023, 7 Uhr, Sky) wird sich zeigen, ob Jeddah-Sieger Sergio Perez (33) die Vormachtstellung von Weltmeister Max Verstappen (25) weiter angreift, Altmeister Fernando Alonso (41) diesmal der lachende Dritte wird oder Ferrari wieder das Podium angreifen kann.

Norbert Haug über Formel 1 in Deutschland: „Ein Trauerspiel“

Und aus deutscher Sicht? Da ist alles ein Trauerspiel – sagt kein geringerer als Ex-Mercedes-Sportchef Norbert Haug (70).

Alles zum Thema Ferrari

„Der Begriff Trauerspiel trifft ziemlich exakt, was Deutschland in der Formel 1 aktuell zu bieten, oder zutreffender gesagt, nicht zu bieten hat“, schreibt Haug in seiner „RND“-Kolumne.

Er führt aus: „Kein siegfähiges Team, ein einziger deutscher Fahrer im Feld, der in einem Team mit einem Auto fährt, mit dem auch der Allerbeste nicht gewinnen kann, dazu ein Ersatzfahrer ohne kurzfristige Chancen für einen Renneinsatz.“

Kein Siegerteam

Damit meint er Mercedes, das nach acht Konstrukteurstiteln in Folge im zweiten Jahr von Red Bull abgehängt wird (-49 Punkte) und Rekordweltmeister Lewis Hamilton (38) den Traum vom achten Titel wohl nicht mehr erfüllen kann. Teamchef Toto Wolff (51) kündigte bereits eine Abkehr vom bisherigen Fahrzeugkonzept an.

Kein Siegfahrer

Der einzige deutsche Fahrer Nico Hülkenberg (35) fiel im Haas-Ferrari in beiden Rennen aus den Punkterängen. Und Mick Schumacher (24) ist nach dem Haas-Aus für Ex-Teamchef Günther Steiner (57) ein „totes Pferd“ und wird als Mercedes-Ersatzfahrer wohl kein Rennen bestreiten. Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Haug: „Was für ein niederschmetternder Kontrast zu den glorreichen Zeiten Deutschlands in der Formel 1 mit zwölf gewonnenen Fahrer-Weltmeistertiteln von Schumacher, Vettel und Rosberg.“

Kein Rennen

Ein Rennen in Deutschland gibt es seit den von Mercedes gesponserten Comebacks in Hockenheim 2018/19 auch auf absehbare Zeit nicht. Die von Rechteinhaber Liberty Media geforderte Gebühr (bis zu 20 Millionen Euro) ist von den Streckenbetreibern in Baden-Württemberg und am Nürburgring nicht zu refinanzieren.

Kein Free-TV

Der Bezahlsender Sky hat bisher keinen Abnehmer für die vier Rennen im frei empfangbaren Fernsehen zu übertragenden Rennen gefunden. Nach RTL, ARD&ZDF sagten auch Pro7/Sat1 ab. Sprecher Christoph Körfer: „Pro7 zeigt die Formel E und die DTM. Mehr Motorsport ist aktuell nicht geplant.“

Gründe: Zu teuer (zehn Millionen Euro), zu wenig Zuschauer (die Einschaltquote sank bei RTL von 4,5 auf 2,5 Millionen Zuschauern), zu langweilig. Findet auch Haug: „Einzig und alleine Red Bull Racing zeigt, wo der Hammer hängt, und der Sieger steht bereits fest, bevor die Lichter der Startampel erloschen sind.“ (or)