McLaren-Crash freut VerstappenNervenbündel Norris: „Habe mich zum Deppen gemacht“

Der Kanada-GP der Formel 1 hatte einiges zu bieten! Unter anderem einen Crash der beiden McLaren-Piloten. Weltmeister Max Verstappen lacht sich ins Fäustchen.

von Oliver Reuter  (reu)

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte! Das galt einmal mehr beim Kanada-GP, in dessen Schlussphase Lando Norris (25) seinem McLaren-Kollegen Oscar Piastri (24) beim Angriff ins Heck krachte und selbst ausschied.

Nutznießer war vor allem Max Verstappen (27, Red Bull), der als Zweiter hinter Überraschungssieger George Russell (27, Mercedes) in der WM reichlich Punkte auf Piastri und Norris gutmachte. Der Unfallverursacher war hinterher untröstlich und gab reumütig zu: „Ich habe mich zum Deppen gemacht.“

Lando Norris: „Das war allein mein Fehler“

Nervenbündel Norris: Wie in der Vorsaison, als er die WM trotz des ab dem sechsten Rennen schnelleren Autos an Verstappen verschenkte, macht sich der Brite mit seinen unerklärlichen Fehlern auch jetzt wieder viel selbst kaputt. Nach dem Melbourne-Auftaktsieg fiel er durch seine Nervenschwäche beim Qualifying, Start und Rennen hinter Piastri zurück und kam nur noch zu einem Sieg (Monaco). Nach zehn Rennen beträgt sein Rückstand 22 Punkte, Verstappen sitzt ihm 21 Punkte zurück im Nacken.

Da nützt auch die sofortige Selbstkritik nichts. „Das war allein mein Fehler. Das war dumm von mir“, entschuldigte sich Norris per Funk beim Team und zeigte sich auch anschließend in jedem Interview reumütig: „Ich möchte mich bei Oscar entschuldigen. Was ich da versucht habe, hätte auch sein Rennen beenden können.“

In der Tat! Ihr Crash erinnerte an den der McLaren-Piloten Lewis Hamilton (40) und Jenson Button (45) in Montréal 2011 an der gleichen Stelle. Auch damals war der Schnellere (Hamilton) dem gut Verteidigenden (Button) ins Heck gerauscht.

Ironie des Schicksals: Am Saisonende hatte Button Hamilton bei den WM-Punkten besiegt. Ein obendrein giftiges Stallduell lieferte sich Hamilton bei Mercedes mit Nico Rosberg (39) und krachte ihm in Barcelona 2016 ins Auto. Auch da war Hamilton am Saisonende der Dumme und verlor den Titel.

Von ihrem „Krieg der Sterne“ ist das aktuelle McLaren-Mercedes-Duo zwar weit entfernt, Piastri konnte Fehlerteufel Norris nicht mal böse sein: „Die Situation hätte auch für mich böse ausgehen können. Aber Lando hat sich einfach verschätzt. Er ist ein guter Kerl.“ Aber dessen Fehlerquote kostet ihn selbst wohl die WM und McLaren wichtige Punkte für die Titelverteidigung der Konstrukteurs-Krone.

Teamchef Andrea Stella (54) ist zwar wie Geschäftsführer Zak Brown (53) ein Gegner der Teamorder, kündigte aber einen Krisengipfel an: „Wir nutzen solche Vorfälle, sobald etwas Zeit vergangen ist und wir einen kühlen Kopf haben, gezielt dafür, um als Team stärker zu werden.“ Überraschend kam der Crash aber nicht. Brown hatte schon im April orakelt: „Ich denke, es ist eher eine Frage, wann es passiert, nicht ob es passiert.“

Ausgelöst ausgerechnet von Norris. Rosberg weiß, was das psychologisch bedeutet: „Die Fehler gehen immer weiter bei ihm, leider. Piastri ist jetzt der Favorit. In der neuen Situation, wo einfach so viel Druck da ist, ist er einfach stark.“

Und RTL-Experte Christian Danner (67) geht noch weiter: „Der Lando macht immer wieder Fehler. Hinterher entschuldigt er sich zwar, aber jeder weiß: Wenn du so viele Fehler machst, reicht es irgendwann deinem Arbeitgeber.“ Das Dilemma freute natürlich Verstappen, der mit einem sauberen Rennen seiner drohenden Rennsperre entging und im Kampf um den fünften Titel in Folge Morgenluft wittert: „Es ist eine lange, lange Saison. Man muss also Rennen für Rennen angehen.“