Handball-EMFünf Faktoren für das nächste Endspiel: So klappt es heute in der „Kölle Hölle“!

Ymir Örn Gislason schubst Deutschland-Star Juri Knorr.

Juri Knorr wurde im Spiel gegen Island am 18. Januar 2024 hart angegangen. Bekommt er gegen Österreich wieder mehr Freiräume?

Bei der Handball-EM trifft Deutschland am Samstagabend auf Überraschungsteam Österreich. So klappt es heute mit dem Sieg.

von Denis Canalp (can)Antje Rehse (are)

Deutschland gegen Österreich, Gastgeber gegen Überraschungsteam, Bruderduell und das nächste „Endspiel“: Auf die Fans in der Kölner Lanxess-Arena wartet am Samstagabend (20. Januar 2o24, 20.30 Uhr im EXPRESS.de-Liveticker und in der ARD) der nächste Handball-Krimi!

Die Ausgangslage ist klar: Deutschland muss gewinnen, um weiter realistische Chancen auf das Halbfinale zu haben. „Bei einer Niederlage gegen Österreich wäre der Traum vorbei“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason (64) nach dem erfolgreichen Hauptrunden-Auftakt gegen Island (26:24). Bei einem Sieg hätte das DHB-Team dagegen alles weiter in der eigenen Hand.

Deutschland gegen Österreich bei der Handball-EM: Worauf es ankommt

Worauf wird es im Spiel gegen Österreich ankommen? EXPRESS.de blickt auf fünf entscheidende Faktoren.

1. Wolff muss wieder Wolff sein

Der Torwart, der schon vor acht Jahren dank seiner überragenden Leistung im Finale entscheidenden Anteil am EM-Titel hatte, war im ersten Gruppenspiel die deutsche Lebensversicherung. Gegen Island glänzte Andreas Wolff (32) mit zwölf Paraden, war der Matchwinner.

„Ich will ihn nicht zu viel loben“, sagte DHB-Kapitän Johannes Golla (26) –und tat es dann doch: „Aber man kann schon sagen, dass er in dieser Verfassung derzeit wohl der beste Torwart der Welt ist.“ Mit 43 Saves und einer Quote von 37 Prozent im Turnierverlauf führt Wolff das Torwart-Ranking an. Seine Paraden werden auch gegen Österreich gebraucht!

2. Deutschland muss die Knorr-Lösung finden

Neben Wolff ist er der große Star im deutschen Team: Juri Knorr (23). Seine Würfe fliegen schon mal mit Tempo 130 km/h auf die gegnerischen Torhüter zu. Gegen Island kam Knorr aber nicht wie erhofft zum Zug. Die bewegliche isländische Abwehr deckte den Rückraum-Schützen offensiv, sodass der Profi der Rhein-Neckar Löwen kaum Raum zur Entfaltung fand. Auch Österreich wird sich das ganz genau angeschaut haben. „Juri muss mehr aus der Bewegung kommen, heute war es einfach zu statisch, da leiden auch die Halben drunter“, sagte Handball-Ikone Stefan Kretzschmar (50) als Dyn-Experte.

Ungewöhnlich für Knorr: Auch von der Siebenmeter-Linie zeigte er plötzlich Schwächen, verwarf in der Schlussphase zwei Strafwürfe in Folge. Mit sechs Treffern war der Spielmacher trotzdem noch bester Werfer, denn auch den Teamkollegen fehlte die Durchschlagskraft. „Wir müssen den Angriff besser hinbekommen, der war nicht so durchschlagskräftig“, betonte Rückraum-Kollege Julian Köster (23) nach dem Zittersieg.

Heim-Turnier

Der deutsche Kader bei der Handball-EM 2024

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3. Vorsicht vor diesem Kieler!

Mykola (auch Nikola) Bilyk (27) spielt bislang für das Überraschungsteam groß auf. 26 Tore in vier Spielen und damit nur vier weniger als Knorr – ganz klar: Bilyk ist der Star im ÖHB-Team. Bundesliga-Fans ist das Rückraum-Ass bestens bekannt, schließlich verdient Bilyk als Profi sein Geld beim deutschen Rekordmeister THW Kiel. 

„Niko ist ein phänomenaler Spieler und großartiger Charakter“, lobte Bundestrainer Gislason seinen früheren Schützling, den er drei Jahre lang als Trainer in Kiel begleitet hatte. Bilyk sei der Spieler, „der alles leitet bei Österreich. Er spielt stark in der Abwehr und überragend im Angriff.“ Ihn muss der deutsche Mittelblock um Köster und Golla in den Griff bekommen.

Ösi-Star erwartet „Hölle“ in der Kölner Lanxess-Arena

4. Auf die Breite kommt es an

Das Island-Spiel hat gezeigt: Deutschland darf sich nicht allein auf die Tore von Knorr verlassen. Während es das Gislason-Team bislang schaffte, auch Kreisläufer Golla immer wieder durch gute Anspiele ins Angriffsspiel einzubinden, werden die Außen noch zu wenig eingesetzt.

Timo Kastening (28) kam aus dem Spiel auf 14 Würfe und neun Tore, Lukas Mertens (27) auf elf Versuche und neun Treffer. Da ist bei beiden Stamm-Außen noch Luft nach oben.

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5. Köln muss (wieder) zur Hölle werden

„Die Stimmung in Düsseldorf und Berlin war schon super, aber heute in der Lanxess Arena, das war wirklich der absolute Wahnsinn. Die Zuschauer haben hier ein gutes Gespür dafür, wann wir sie brauchen. Meine neue Lieblingshalle!“, sagte der Rheinländer Köster nach dem packenden Island-Krimi.

Köster studiert in Köln und spielt beim VfL Gummersbach. Bei der WM 2019, als Deutschland alle seine Hauptrundenspiele in Köln gewann, war er aber noch nicht dabei. Bei der WM 2007, als die Fans in der Domstadt Deutschland zum Titel brüllten, noch ein Kind. Sollte das DHB-Team seine makellose Bilanz in der Lanxess-Arena wahren, stünde am Ende der EM-Titel.

So weit sind wir aber noch lange nicht. Schon mit einer Niederlage gegen Österreich könnte der EM-Traum platzen. Ösi-Star Bilyk erwartet am Samstagabend nicht weniger als „die absolute Hölle“. Es gebe „nichts Besseres“, als „hier in Köln vor einer vollen Halle Handball zu spielen gegen den Gastgeber“.