Protest bei WM-SpielFlitzer mit Regenbogenfahne: italienisches Außenministerium gibt Update

Während des WM-Spiels zwischen Portugal und Uruguay rannte ein Flitzer über den Fußballplatz und setzte mit seiner Aktion gleich drei politische Statements. 

Es lief die zweite Halbzeit des WM-Spiels zwischen Portugal und Uruguay, als das Duell wegen eines Zwischenfalls für einige Sekunden unterbrochen werden musste. 

Flitzer sind bei großen Sportveranstaltungen nichts Ungewöhnliches –  oft wollen sie mit ihrer Aktion auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen. So auch am Montagabend (28. November 2022) während des Spiels in Gruppe H.

Unterbrechung bei Portugal gegen Uruguay: Flitzer schwenkt Regenbogen-Flagge

In der 51. Spielminute verschaffte sich ein Flitzer Zutritt auf das Spielfeld des Lusail Stadion in Katar. Während seines Laufes quer über den Platz zog er sich den Pullover aus und schwenkte eine Regenbogenfahne – das Zeichen für die LGBTQI+-Community.

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Ein klares Zeichen – schließlich steht WM-Gastgeberland Katar unter anderem wegen der Gesetze gegen queere Menschen massiv in der Kritik.

Weitere politische Botschaften standen auf der Kleidung des Mannes. Auf einem blauen Superman-Shirt war vorne auf der Brust „Save Ukraine“ und auf dem Rücken „Respect for Iranian Women“ zu lesen.

Ein Ordner rannte dem „Störenfried“ prompt hinterher, das Spiel wurde kurz unterbrochen. Was dann genau passierte, wurde den TV-Zuschauerinnen und Zuschauern verwehrt, da die Bild-Regie – wie zu erwarten – die Szene nicht zeigte. 

In der ARD war Tom Bartels im Einsatz, der die Szene von der Tribüne des Stadions aus wie folgt kommentierte: „Das ist der Klassiker, dass es vom Weltbild nicht gezeigt wird. Hat man das wirklich nötig, das wegzuschneiden? Das ist für mich einfach auch lächerlich. Lasst ihn dieses Zeichen setzen. Das ist nun wirklich nicht gegen die FIFA-Charta. Das wirkt geradezu grotesk, wenn das von der Regie nicht gezeigt wird. Das ist dann Zensur. Das hat die FIFA nicht nötig.“ Offenbar schon.

Schiri Alireza Faghani hebt Regenbogen-Fahne auf

Erst als die Flagge auf dem Boden lag, die Schiedsrichter Alireza Faghani aus dem Iran aufhob und an die Seitenlinie brachte, wurden die Fans vor den Fernsehern wieder Teil des Geschehens. Anschließend ging die Partie mit Schiedsrichter-Ball weiter, der Flitzer wurde von mehreren Sicherheitsbeauftragten aus dem Innenraum gebracht.

Nach der Partie sprach Portugal-Star Ruben Neves über den Vorfall. „Ich hoffe, dem Jungen passiert nichts“, sagte der 25-Jährige. „Wir alle haben seine Botschaft verstanden. Die ganze Welt hat sie verstanden.“

Am 29. November dann Neuigkeiten: Der Regenbogen-Flitzer ist wieder auf freiem Fuß. Der Italiener sei freigelassen worden, teilte das italienische Außenministerium mit. „Das Außenministerium hat den Fall zusammen mit der italienischen Botschaft in Doha verfolgt. Nach einem kurzen Arrest wurde der Mann von den Behörden ohne weitere Konsequenzen freigelassen“, heißt es vom Ministerium. Weitere Konsequenzen muss der inzwischen als Mario Ferri (35) identifizierte Mann offenbar nicht befürchten.

Ferri ist in seiner Heimat kein Unbekannter: Ende 2010 war er in Abu Dhabi verhaftet worden, als er beim Finale der Klub-WM den Rasen stürmte – mit der Botschaft „Free Sakineh“ auf dem Shirt, in Anlehnung an eine iranische Frau, der die Todesstrafe durch Steinigung drohte. Bei der WM 2014 in Brasilien rannte er während des Spiels zwischen Belgien und den USA auf den Rasen, auf seinem Superman-Shirt stand „Rettet die Kinder der Favelas“. Zuletzt half er Frauen und Kindern aus der Ukraine bei der Flucht nach Polen, als Fußballer lief er unter anderem für SP Tre Fiori aus San Marino in der Conference League auf. (ra/tsc/spol)