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KommentarWM erlebt perfiden Schluss-Akt: Messi hüllt sich in „Mantel des Schweigens“

Lionel Messi steht bei der Siegerehrung mit dem WM-Pokal neben Fifa-Präsident Gianni Infantino und Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani.

Skurriler Schluss-Akt der WM in Katar: Argentiniens Kapitän Lionel Messi (M.) am Sonntag (18. Dezember 2022) bei der Siegerehrung mit Emir Tamim bin Hamad Al Thani (r.) und Fifa-Präsident Gianni Infantino.

Die Fußball-WM in Katar ist mit einem denkwürdigen Finale zu Ende gegangen. Super-Star Lionel Messi führte Argentinien zum Titel – doch es gab einen befremdlichen Schluss-Akt. Ein Kommentar.

von Anton Kostudis (kos)

Es war das große Finale einer umstrittenen WM: Super-Star Lionel Messi führte Argentinien im Endspiel gegen Titelverteidiger Frankreich zum Triumph. Bei der Siegerehrung sorgten Fifa-Boss Gianni Infantino und der katarische Emir Tamim bin Hamad Al Thani für einen denkwürdigen Moment. Was bleibt nach dem Wüsten-Turnier? Ein Kommentar.

Mit dem Final-Triumph Argentiniens ist am Sonntag (18. Dezember 2022) eine denkwürdige Weltmeisterschaft zu Ende gegangen. Eine WM, die angesichts Tausender toter Gastarbeiter auf den Stadion-Baustellen, schwerwiegender Korruptionsvorwürfe und menschenverachtender Gesetze im Gastgeberland Katar niemals hätte stattfinden dürfen.

Dennoch wurde gespielt. Natürlich wurde gespielt! Weil Geld und Spektakel der Fifa um ihren mächtigen und einflussreichen Präsidenten Gianni Infantino wichtiger sind, als das Elend und Leid der Menschen vor Ort.

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WM-Finale 2022: Lionel Messi hüllt sich in den „Mantel des Schweigens“

Wenn es noch einen letzten Nachweis gebraucht hatte, wie selbstherrlich, weltfremd und skrupellos sowohl Infantinos Weltverband als auch die Staats-Oberen Katars ihr milliardenschweres Image-Projekt in der Wüste bis heute gutheißen, dann gab es diesen nach dem Endspiel.

Nach dem Elfer-Krimi gegen Titelverteidiger Frankreich schritt Argentiniens Kapitän Lionel Messi bei der Siegerehrung als Letzter auf das Podium – um seinen ersten WM-Pokal entgegenzunehmen. Ihn erwarteten Tamim bin Hamad Al Thani, Emir von Katar, sowie Fifa-Boss Infantino.

Doch anstatt Ausnahme-Könner Messi in der Stunde seines größten Triumphs eine angemessene Bühne zu bereiten und die historische sportliche Leistung zu würdigen, lancierten die WM-Macher noch eine letzte, skurrile Marketing-Aktion: Der Emir und Infantino stülpten Messi vor der Pokal-Übergabe einen mit Gold verzierten arabischen Umhang über. Im halbtransparenten, schwarzen Mantel durfte Messi dann inmitten seiner blau-weiß gekleideten Mannschaftskollegen die Trophäe in den Nachthimmel recken.

Doppelt merkwürdig: Die „One Love“-Binde, mit der diverse Verbände in Katar ein Zeichen für die unterdrückte LGBTQ+-Community setzen wollten, wurde von der Fifa kurz vor Turnier-Start verboten. Nun aber nutzten die Organisatoren die Final-Bühne ihrerseits für ein öffentlichkeitswirksames Statement.

Dass Messi, der die Schuhe für den mit katarischen Millionen aufgemotzten Frankreich-Klub Paris Saint-Germain schnürt, das edle Geschenk des Emirs im Angesicht seines größten Karriere-Moments nicht postwendend ablehnte, darf zumindest als charakterschwach bezeichnet werden. Auf deutliche Katar-Kritik hatte der argentinische Fußball-Held im Vorfeld des Turniers – im Gegensatz zu vielen anderen prominenten Akteuren – ohnehin verzichtet. Womit klar ist: Messis Schweigen wird für immer ein Makel seiner nun vermeintlich vollendeten Laufbahn bleiben.

Noch viel schäbiger aber ist das Gebaren der Fifa und seines finanzkräftigen Turnier-Ausrichters. Denn noch nie wurde ein WM-Finale in dieser Form für politische Image-Mache missbraucht.

Die kritischen Fußball-Fans weltweit waren sich schnell einig: Mit ihrer letzten, perfiden Aktion haben die WM-Ausrichter den „Mantel des Schweigens“ um ihr umstrittenes Turnier gehüllt. Eine unfreiwillige, aber letztlich passende Schluss-Pointe eines Schauspiels, über das durchaus gelächelt werden dürfte – wenn es nicht so bitter traurig wäre.

Perfider Schluss-Akt der WM: Gianni Infantinos Macht-Maschine läuft weiter

Was bleibt also nach dem befremdlichen Schluss-Akt der WM? Klar scheint: Die Hoffnungen, dass der Fußball irgendwann wieder das sein kann, was er einmal war – nämlich eine internationale, bunte und gemeinsame Sprache aller Menschen – sie sind im Zuge des überraschend reibungslos verlaufenen Wüsten-Turniers gen null geschwunden. Trotz teils spektakulärer Matches wie dem Titel-Thriller zwischen Argentinien und Frankreich.

Auch daran, dass Infantinos Macht-Maschine weiter zuverlässig laufen wird, bestehen leider keine Zweifel. Für die anstehende Neu-Wahl des Fifa-Präsidenten im kommenden März hat sich bei den vermeintlich so kritischen Verbänden schlichtweg kein Gegenkandidat gefunden. Macht und Ohnmacht liegen manchmal eben nah beieinander.

Und nun? Möglich ist, dass sich die Fußball-Fans bei künftigen WM-Turnieren an Bilder wie von diesem Sonntag gewöhnen müssen. Wahrscheinlich ist, dass sich Gianni Infantino und seine Vertrauten ausgiebig für „die beste WM aller Zeiten“ feiern. Sicher ist, dass jeder sich fragen muss: Wollen wir das so?