Kommentar zu Schalke 04 in der KriseSoziale Kälte statt Kumpel-Klub

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Flaute auf Schalke: Der Revierklub erlebt ein katastrophales Jahr 2020.

Gelsenkirchen – Zwölf Ligaspiele in Folge ohne Sieg, Absturz in der Tabelle, aufgebrachte Fans, finanzielle Nöte und nun etliche Kündigungen für Geringverdiener im Verein – Schalke 04 hat einen katastrophalen Start ins Jahr 2020 erlebt. Der Kumpel-Klub aus Gelsenkirchen könnte einem eigentlich leidtun, doch die Vereinsführung gibt sich größte Mühe, maximal unempathisch in der Krise zu agieren. Ein Kommentar.

FC Schalke 04: Kein Fingerspitzengefühl für die Basis

„Charakter zeigt sich in der Krise“, sagte einst der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt. Wendet man dieses Zitat auf Schalke 04 an, ist das Fazit schnell gefällt: Setzen, sechs! Die Blau-Weißen zeigen der Fußballwelt in schonungsloser Offenheit, wie wenig der Kumpel-Klub auf den kleinen Mann achtet. Schalke, ein Verein der Bergbauarbeiter, der sich über ehrliche Arbeit und Malocher-Mentalität identifiziert, tritt in der Krise auf eben diese Menschen ein.

Fans, die sich für Spiele Tickets gekauft hatten, die aufgrund der Geisterspiele nichtig wurden, mussten beim Verein einen Härtefallantrag stellen, um das Geld für die erstanden Tickets schnellstmöglich zurückzubekommen. Anhänger sollten dem Verein möglichst mit Belegen aufzeigen, warum sie das Geld „unbedingt jetzt“ benötigen. Seinem Verein die eigene wirtschaftliche Not aufzeigen zu müssen, passt nicht ins Bild eines Traditionsvereins, der sich einen respektvollen Umgang auf Augenhöhe in sein Leitbild geschrieben hat.

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Clemens Tönnies ist von den jüngsten Ergebnissen alles andere als angetan.

Doch auch nach reichlich Kritik an dieser Maßnahme, scheint die Schalker-Führungsetage weiterhin am falschen Ende Gelder einsparen zu wollen. Wie der Klub bestätigte, trennt man sich vom Fahrdienst der Nachwuchsabteilung. Rund 20 Geringverdiener wurden gekündigt. Im Betriebsrat herrscht Fassungslosigkeit: Die Vorsitzende Martina Lenz kritisierte die Entlassungen als „sozial verantwortungslos“.

Mit Härtefallanträgen in einem sozial schwachen Gebiet gegen die treuen Anhänger und Kündigungen gegen Geringverdiener, die den Nachwuchskickern die eigentlichen Schalker Werte beibringen, tritt der Klub denen ans Schienbein, die es am wenigsten verkraften.

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Statt den Profis mit Millionengehältern weiter Lohn abzuziehen, um den Klub zu stabilisieren, werden die entlassen, die keine Lobby hinter sich haben. Soziale Verantwortung und Dankbarkeit für die Basis des Klubs, sehen anders aus.