Rassismus-VorwürfeDFB vertagt Verhandlung nach über drei Stunden, Erdmann bleibt gesperrt

Dennis Erdmann klatscht nach einer Partie am 25. August 2021 Applaus.

Dennis Erdmann (hier am 25. August 2021) vom Drittligisten 1. FC Saarbrücken steht vor dem Sportgericht.

Nach der Partie zwischen Magdeburg und Saarbrücken sprach keiner mehr über das Sportliche. Zuvor sollen mehrfach rassistische Beleidigungen gefallen sein. Profi Dennis Erdmann steht nun vor dem Sportgericht.

Frankfurt. Das DFB-Sportgericht wollte an diesem Donnerstag (2. September 2021) in Frankfurt die Rassismus-Vorwürfe gegen einen Profi des 1. FC Saarbrücken verhandeln. Die Entscheidung wurde allerdings um genau eine Woche vertagt.

Abwehrakteur Dennis Erdmann (30) soll demnach in der Drittliga-Partie vom 25. August zwei Spieler des Gegners 1. FC Magdeburg rassistisch beleidigt haben. Erdmann und Saarbrücken bestreiten die Vorwürfe.

Dennis Erdmann vom 1. FC Saarbrücken unter Verdacht

Die nächste Verhandlung findet nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nun am kommenden Donnerstag in der DFB-Zentrale in Frankfurt von 14 Uhr an statt. Geleitet wird sie von Stephan Oberholz, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Sportgerichts. Die Vorwürfe haben die Magdeburger Sirlord Conteh (25) und Adrian Malachowski (23) erhoben. Ihr Teamkollege Baris Atik (26) trägt nach DFB-Angaben vor, beleidigt worden zu sein.

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„Wir werden das Verfahren dann hoffentlich zum Abschluss bringen“, sagte Oberholz zur Verschiebung. Erdmann ist bis zur Verkündung des Urteils vorerst gesperrt.

Die Anschuldigung gegen Erdmann bekräftigten die als Zeugen geladenen FCM-Profis Atik, Conteh, Leon Bell Bell und Amara Condé vor dem Sportgericht. „Ich habe das in dieser Heftigkeit noch nie erlebt“, berichtete Condé. Er selbst sei nicht beschimpft worden, habe aber „einiges mitbekommen“.

Dennis Erdmann: „Ich bin kein Mensch, der zwischen Herkunft und Hautfarbe unterscheidet“

Der telefonisch zugeschaltete Schiedsrichter Robert Kampka erklärte, dass er rassistische Beleidigungen in der hitzigen Partie „aus eigener Wahrnehmung nicht mitbekommen“ habe. Er sei auch während und nach dem Spiel von Magdeburger Seite nicht auf entsprechende Vorfälle angesprochen worden – weder von Spielern noch Verantwortlichen.

Erdmann wies in der Verhandlung alle Anschuldigungen energisch zurück. „Für mich ist das unfassbar. Ich bin kein Mensch, der zwischen Herkunft und Hautfarbe unterscheidet“, sagte der Defensivspieler und beteuerte: „Ich habe niemals jemanden rassistisch beleidigt und würde das auch niemals tun.“

Zahlreiche Hass-Mails gegen Dennis Erdmann

Erdmanns Rechtsbeistand Horst Kletke hatte eine Vertagung beantragt, um weitere Beweise zu sichten, da die Angelegenheit seiner Ansicht nach nicht aufgeklärt werden konnte. Zu Beginn der Verhandlung hatte Kletke von zahlreichen Hass-Mails gegen Erdmann berichtet. „Ich bin ein mental starker Spieler“, sagte Erdmann. „Aber die vergangenen Tage waren unfassbar belastend für mich und meine Familie.“

Saarbrücken hatte zuletzt unter anderem darauf verwiesen, dass das Thema weder in der Halbzeitpause des Spiels noch danach zur Sprache gekommen sei, „obwohl die Bedeutung der Tragweite dieser Thematik wohl allen bewusst gewesen sein müsste“.

Magdeburgs Trainer Christian Titz (50) hatte später erklärt, einige seiner Spieler hätten ihm erst am späten Abend des Spieltages von rassistischen Ausfällen berichtet und diese detailliert geschildert. (dpa)