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Kommentar zu den Ausschreitungen im FußballGewalt durch Chaoten trübt die Fan-Rückkehr

Ein vermummter steht auf einem Geländer und hält zwei Pyro-Fackeln in den Händen.

Pyrotechnik ist nicht gleich Gewalt. Wenn die Fackeln aber in gegnerische Blöcke fliegen, schon. Das Symbolbild stammt vom Spiel zwischen Royal Antwerpen und Eintracht Frankfurt am 30. September 2021.

Rassismus, Antisemitismus, Randale: Der Fußball zeigte sich bei den Spielen der Europa League von seiner hässlichsten Seite. Eine gewaltbereite Minderheit trübt das schöne Bild voller Stadien. Ein Kommentar.

Köln. Nach Monaten der coronabedingten Abwesenheit sind die Fans wieder zurück in den Stadien – endlich! Gerade bei den internationalen Spielen ist da Gänsehaut-Atmosphäre garantiert. Bestes Beispiel: Leverkusens Auftritt vor fast 60.000 fantastischen Fans im Celtic Park von Glasgow.

Doch die Freude über die Stimmung in den Fußball-Tempeln wurde einem durch Chaoten in mehreren Stadien gründlich verdorben. Denn die Rückkehr der Fans, die in der überwältigenden Mehrheit einfach nur friedlich Fußball gucken will, hat auch eine dunkle Seite.

Gerade der Donnerstag (30. September 2021) wurde zu einer schändlichen Nacht für den europäischen Fußball. Mit einigen Auswärtsfahrern kehrt auch die Gewalt in und um die Arenen zurück – vor allem in der Europa und der Conference League!

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Beim Spiel zwischen Olympique Marseille und Galatasaray flogen die Fetzen, in London ging es zwischen Fans von West Ham United und Rapid Wien rund, beim Auswärtsspiel der Frankfurter Eintracht in Antwerpen wurde Kevin Trapp durch einen Böllerwurf niedergestreckt, und in der General-Arena von Sparta Prag wurde Glen Kamara (25), ein finnischer Nationalspieler der Glasgow Rangers, von Kindern und Jugendlichen wegen seiner Hautfarbe verunglimpft.

Ausschreitungen im Europapokal

Aus deutscher Sicht der Tiefpunkt: Beim ersten Auftritt einer israelischen Mannschaft im von den Nazis erbauten Berliner Olympiastadion bei der Partie Union Berlin gegen Maccabi Haifa gab es antisemitische Beleidigungen und den Versuch, eine Israel-Fahne zu verbrennen.

Es sind verstörende Bilder, die wir in der Zeit der Geisterspiele fast verdrängt hatten. Aber schon bei der Europameisterschaft, als sich der Frust der Engländer nach dem verlorenen Finale wegen der von den schwarzen Spielern verschossenen Elfmeter in rassistischen Hass und Gewalt auch gegen die siegreichen italienischen Gäste entlud, war zu sehen, dass das Problem nicht überwunden ist.

Rassismus und Gewalt sind nie ganz aus den Stadien verschwunden

Spätestens jetzt holt uns die Realität ein und wir fragen uns: Was ist verkehrt mit manchen Menschen? Woher rührt diese Zerstörungswut? Es macht den Eindruck, als wollten die Krawallmacher auf ihre Art sagen: ,,Schön, dass wir wieder hier sein dürfen!‘‘

In Deutschland war es in den 80ern noch üblich, dass dunkelhäutige Spieler von den Rängen Affenlaute zu hören bekamen. Am Zaun hing in Extremfällen sogar eine Reichskriegsflagge. Wirkliche Veränderung setzte in Deutschland erst ein, als die Fanprojekte an den Start gingen, die Sicherheitskontrollen hochgefahren wurden und sich die Ultra-Subkultur in Deutschland etablierte. Die Hooligans, ihr Rassismus und ihre Prügeleien verschwanden aus den Stadien – scheinbar.

Doch die Gewalt und der Rassismus sind nie in Gänze aus dem Fußball verschwunden. Beide Phänomene wurden nur verschoben, zumeist im Privaten ausgetragen. Stichwort: Drittort-Auseinandersetzung. Der Fußball schafft es erschreckenderweise, die niedersten Bedürfnisse der Menschen zu wecken.

Die Verbundenheit zu einem Fußballklub und der damit einhergehende kollektive Rausch der Masse scheint manchen Anhängern die Synapsen zu überreizen. Die schönste Nebensache der Welt verkommt so schnell zu einem Schauplatz der Herabwürdigung und Erniedrigung.

Die toxische Männlichkeit im Fußball

Das Erschreckendste ist wohl, dass wir in Prag mitansehen mussten, wie sich das stupide Verhalten der Erwachsenen wie ein Schleier auch über die jüngeren Generationen zieht.

Die Eltern geben ihre Verhaltensweisen und ihre Weltanschauung an ihre Kinder weiter, aber auch die Gesellschaft trägt zur Reproduktion von sinnloser Gewalt und Abwertung bei. Und sind wir mal ehrlich: In der Regel sind es Männer, die im Fußballumfeld durch ihr martialisches Verhalten auffallen und ihren Chauvinismus ausleben. Toxische Männlichkeit in Reinform.

Es ist eine Aufgabe der Politik und der Schulen, aber auch der Vereine, Gewaltprävention und politische Bildung zu fördern, um solch ekligen Ereignissen wie in dieser Woche vorzubeugen.