Klarer WunschEngland-Legende Lineker richtet sich an schwule Fußballer vor der WM in Katar

Gary Lineker steht auf der Bühne und spricht.

Gary Lineker, ehemaliger Fußballspieler von England und TV-Experte, bei der Auslosung der Gruppen für die Vorrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 im Kremlpalast Ende 2017.

Die Debatte um Menschenrechte und den Umgang mit Homosexualität in Katar: Englands Fußball-Legende Gary Lineker hat nun einen klaren Wunsch formuliert.

Homosexuellen drohen Peitschenhiebe oder sogar eine Freiheitsstrafe, wenn sie in Katar offen ihre Liebe ausleben. Die Angst vor dem WM-Gastgeber ist dabei so groß, dass sich zahlreiche Nationen noch nicht einmal trauten, die Regenbogenfarbe als Kapitänsbinden einzusetzen – sie verständigten sich auf einen bunten Kompromiss, um wenigstens etwas Farbe zu bekennen.

Der englische Ex-Stürmerstar Gary Lineker (61) hat schwule Fußballer aber nun zum Coming-out während der Weltmeisterschaft in Katar (ab 20. November 2022) aufgefordert. Er kenne schwule Premier-League-Spieler, die kurz davor gestanden hätten, ihre Homosexualität öffentlich zu machen, sagte Lineker der Zeitung „Daily Mirror“ (Freitag, 14. Oktober 2022). „Es wäre großartig, wenn einer oder zwei von ihnen während der WM ihr Coming-out hätten“, so der 61-Jährige.

WM in Katar: Schwule dürfen Hände halten

In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Turnierchef Nasser Al Khater sagte dem britischen Sender Sky News, Besucher würden nicht diskriminiert werden. Homosexuelle Fans dürften Hände halten. „Alles, worum wir die Leute bitten, ist, Respekt für unsere Kultur zu zeigen“, sagte Al Khater. Solange man nichts tue, was andere Menschen verletze, seien alle willkommen. 

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Jake Daniels vom englischen Zweitligisten Blackpool sowie Josh Cavallo vom australischen Erstligisten Adelaide United sind die einzigen aktuell höherklassig spielenden Fußballer, die ihre Homosexualität öffentlich gemacht haben.

Auf die Frage, warum es nicht mehr seien, sagte Lineker: „Angst vor dem Unbekannten, denke ich. Vielleicht sind sie besorgt, was ihre Mitspieler denken könnten, obwohl die es vermutlich schon wissen.“

Lineker sagte, er hoffe auf weitere Coming-outs, weil viele Spieler mit einer Lüge leben müssten. „Das ist sicherlich sehr schwierig.“ Aber die Reaktionen auf Daniels und Cavallo zeigten, dass es äußerst positiv aufgenommen werden würde.

Als Berater eines bekannten Fußballers würde er zum Coming-out raten, sagte Lineker. „Ich würde sagen: Sei der erste große Spieler.“ Ob die Spieler allerdings dem Wunsch von Lineker nachkommen, scheint mehr als fraglich...

Lineker ist als Kommentator der bekannteste und am besten bezahlte Mitarbeiter der BBC und wird auch aus Katar berichten. Er betonte, der Sender werde vom ersten Tag auch kritisch über Menschenrechtsverletzungen und die Ausbeutung von Migranten berichten. (dpa)