„Einer von uns“Jack Grealish: Ein Mann im Alleingang gegen die Entfremdung des Profifußballs

Jack Grealish feiert nach dem Champions-League-Sieg mit Manchester City, was das Zeug hält. Ganz nebenbei erweist er dem modernen Fußball dabei einen Dienst von unermesslichem Wert. Ein Kommentar.

von Steven Salentin (sal)

Man mag von Manchester City halten, was man will. Fakt ist: Allerspätestens seit dem Champions-League-Triumph ist die Mannschaft von Pep Guardiola das Beste, was der Weltfußball aktuell zu bieten hat.

Dem Vernehmen nach musste eine Holding aus Abu Dhabi dafür rund zwei Milliarden US-Dollar in den Club investieren, der noch vor etwas mehr als einem Jahrzehnt graues Mittelmaß in der englischen Premier League war.

Jack Grealish: Ein Mann aus Solihull gegen den Rest der Welt

Zugegeben: Wirklich nahbar macht das das Star-Ensemble rund um Kapitän Ilkay Gündogan und Rekordstürmer Erling Haaland nicht – im Gegenteil. Doch inmitten von Spielern, die exorbitante Gehälter beziehen, stemmt sich ein einzelner Mann aus Solihull in der Nähe von Birmingham derzeit mit voller Wucht dagegen. Die Rede ist von Jack Grealish.

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Abseits der Geschehnisse auf dem Rasen von Istanbul hat sich der 27-Jährige in den vergangenen Tagen zum absoluten Publikumsliebling entwickelt – obwohl auch er einst (im Sommer 2021) für eine neunstellige Ablöse von Aston Villa zu Manchester City wechselte. Selbst Fans gegnerischer Teams aus aller Welt schwärmen vom Linksaußen der „Skyblues“.

Der Grund dafür ist allerdings nicht (unbedingt) seine Leistung auf dem Platz. Und nein, auch nicht seine schönen Haare oder seine unfassbar muskulösen Waden, die er nur allzu gerne (mit halbherzig hochgezogenen Stutzen) präsentiert. Na gut, vielleicht ein bisschen – aber in erster Linie bedurfte es dafür nicht mehr als einer ausgelassenen (mehrtägigen) Party.

Die Aufnahmen des völlig enthemmten Jack Grealish gingen um die Welt. Ob mit aufgedrehtem Lautsprecher in den Katakomben des Atatürk-Stadions, lediglich mit Warnweste bekleidet als Anheizer bei den Feierlichkeiten in Manchesters Straßen oder oberkörperfrei auf dem Bus stehend, der durch die Stadt fuhr: Wo Jack Grealish war, war in den vergangenen Tagen Stimmung.

Hier sehen Sie den feiernden Jack Grealish:

Sein stetiger Begleiter: Alkohol – in gefühlt jeder erdenklichen Form. Schaut man nicht ganz genau hin, könnte man meinen, da stehe ein maximal halbwegs talentierter Amateurkicker, der gerade mit seiner Kreisliga-Truppe den Aufstieg in die Bezirksliga begießt. Der Unterschied: Jack Grealish hat die wichtigste Trophäe im Vereinsfußball gewonnen.

Nun darf man den exzessiven Alkoholkonsum natürlich kritisch hinterfragen. Aber: Macht dieses Gesamtpaket, das Jack Grealish gerade „bietet“, ihn – sinnbildlich für den gesamten Profi-Fußball, der sich in den vergangenen Jahren der Meinung vieler zufolge von den Fans abgewandt hat – nicht greifbarer denn je?

Von „einem von uns“ ist in den Kommentarspalten der Champions-League-Sieger-Posts von Jack Grealish oft die Rede. Und auch ich kann mir vorstellen, wie dieser Typ neben mir im Bierkönig auf Mallorca steht und laut irgendein Schlagerlied mitgrölt.

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Daher bleibt mir abschließend nur eines zu sagen – das passenderweise von Jack Grealish selbst stammt: „Hängt es ins Louvre!“ Das schrieb er zu dem Foto, das ihn oberkörperfrei mit ausgestreckten Armen im Regen von Manchester bei den Feierlichkeiten zum Champions-League-Triumph zeigt.

Und vielleicht suche ich, während ich diese Zeilen schreibe, auf meinem zweiten Bildschirm die Kontaktdaten des berühmten Museums in Paris. Und vielleicht habe ich parallel auch den Trikot-Shop von Manchester City geöffnet.