Schlammschlacht in HannoverKind geht gegen Abberufung vor: Kommt dann der Ex-Kölner Rettig?

Martin Kind steht im Stadion

Martin Kind, langjähriger Klubchef von Hannover 96, ist beim Fußball-Zweitligisten am Mittwoch (27. Juli 2022) als Geschäftsführer abgesetzt worden. Das Foto zeigt ihn am 1. Mai 2022.

Beben beim Fußball-Zweitligisten Hannover 96! Der langjährige Klub-Chef Martin Kind wurde abgesetzt. Der geht dagegen rechtlich vor. Unterdessen werden schon Nachfolge-Kandidaten gehandelt.

Der Zoff beim Zweitligisten Hannover 96 eskaliert! Der langjährige Vereinsboss Martin Kind (78) ist am Mittwochabend (27. Juli 2022) als Geschäftsführer der Profifußball-Gesellschaft abgesetzt worden.

Das gab der Vorstand des Muttervereins Hannover 96 e.V. in einer kurzen Mitteilung bekannt. Man habe den langjährigen Klub-Boss „mit sofortiger Wirkung aus wichtigen Gründen abberufen. Die Gremien werden zeitnah über die Neubestellung der Geschäftsführung entscheiden“, heißt es darin.

Beben bei Hannover 96: Martin Kind als Geschäftsführer abgesetzt

Doch Kind geht gegen diese Entscheidung juristisch vor. Der Hörgeräte-Unternehmer verweist darauf, dass nur der Aufsichtsrat der Management GmbH einen Geschäftsführer berufen und abberufen darf. Dieses Gremium ist mit je zwei Vertretern der Kapital- und Vereinsseite besetzt, wurde laut Mitteilung der KGaA aber nicht über die Absetzung Kinds informiert.

Bei Hannover 96 gibt es eine komplizierte Struktur mehrerer Gesellschaften. Kind ist Mehrheitsgesellschafter des Profifußball-Betriebs. Um die sogenannte 50+1-Regel der DFL einzuhalten, entscheidet der Mutterverein jedoch über die Besetzung der Geschäftsführerposten.

Die 50+1-Regel soll den Einfluss externer Investoren begrenzen. Danach muss die Stimmenmehrheit immer beim eingetragenen Verein verbleiben, wenn er seine Profifußball-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgliedert.

Während Kind die Anwälte mit dem Thema beauftragt hat, soll der Aufsichtsrat bereits mit der Suche eines Nachfolgers beschäftigt sein. Und da fiel der Name Andreas Rettig (59). Der hatte Anfang Mai sein Amt bei Drittligist Viktoria Köln niedergelegt. Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder mal Kontakte zwischen den Niedersachsen und Rettig. Zu einer Zusammenarbeit kam es aber auch aufgrund der Personalie Kind nie.

Rettig ist ein unerbittlicher Kämpfer in Sachen 50+1. Die Regel, die Kind seit Jahren kippen will. „Ich schätze Martin Kind sehr. Für mich ist Hannover 96 ganz eng mit Martin Kind und seinen Gesellschaftern verbunden“, sagte der Kölner auf Anfrage. „Eine Nachfolgeregelung ist mir aber weder von Martin Kind noch von der Vereinsseite angeboten worden.“

Andreas Rettig ist ein harter Kämpfer für die 50+1-Regel

Kind wurde 1997 zum Präsidenten von Hannover 96 gewählt, lenkte den Club seitdem mit nur einer kurzen Unterbrechung und schuf dieses Nebeneinander mehrerer Gesellschaften selbst. 2019 zog er sich als Präsident des Muttervereins zurück, um sich nur noch um den Profifußball beim Traditionsklub zu kümmern.

Bei der Mitgliederversammlung wurden daraufhin jedoch nur Kind-Gegner in den Aufsichtsrat gewählt, die daraufhin ein Kind-kritisches Präsidium einsetzten. Darauf geht der seitdem schwelende Konflikt zwischen Kapital- und Vereinsseite zurück. (msw/dpa)