Vize-Weltmeister in NotTrainer-Zoff, Mbappé-Kritik und massive Vorwürfe in Frankreich

Frankreich in Not: Beim Fußball-Verband FFF regiert das Chaos, Präsident Noel Le Graet sieht sich mit massiven Vorwürfen konfrontiert und soll nach dem Willen vieler Funktionäre umgehend zurücktreten.

Oh là là! Den ganz großen Wurf verpasste Frankreich bei der WM 2022 haarscharf, doch nur wenige Wochen nach der Beinahe-Titelverteidigung herrscht beim Fußball-Verband FFF jetzt der ganz große Zoff.

Bis Sonntag (8. Januar 2023) schien zunächst noch alles ruhig, doch binnen zwei Tagen liegt die Regentschaft von Verbands-Boss Noel Le Graet (81) in Trümmern. Verantwortlich ist in erster Linie er selbst.

Frankreich: Verbands-Boss stolpert über Zidane-Kritik

Die Welle der Empörung, die ihm im Land des Vize-Weltmeisters über ihn hinweg schwappt, hatte er mit Kritik an Fußball-Ikone Zinédine Zidane (50) selbst ausgelöst. In einem Radio-Interview behauptete er, vor der jüngsten Vertragsverlängerung mit Nationaltrainer Didier Deschamps (54) kein Interesse an einem Telefonat mit Zidane gehabt zu haben.

Auf die Frage, ob Zidane ihn angerufen hätte, um sein Interesse an Deschamps’ Job zu bekunden, antwortete Le Graet: „Ich wäre nicht einmal ans Telefon gegangen. Was hätte ich ihm schon sagen sollen? ‚Hallo Monsieur, keine Sorge, such‘ dir einen anderen Verein. Ich habe mich gerade mit Didier auf einen Vertrag geeinigt.'“

Nicht nur Fans waren über die Respektlosigkeit stinksauer, auch Superstar Kylian Mbappé (24) hatte für die Äußerungen kein Verständnis: „Zidane ist Frankreich, wir gehen nicht so respektlos mit dieser Legende um“, twitterte er. Franck Ribéry (39) legte Le Graet einen Besuch beim Arzt nahe, selbst Sportministerin Amelie Oudea-Castera (44) schaltete sich ein und forderte eine Entschuldigung.

Massive Vorwürfe gegen Frankreichs Fußball-Boss Noel Le Graet

Gerade Mbappé könnte für Le Graet zu einer großen Baustelle werden: Der Angreifer von Paris Saint-Germain zoffte sich bereits in der Vergangenheit mit Funktionären über die Konditionen seiner Auftritte im Nationalteam, damals ging es um Bildrechte und Sponsoren-Fragen. Wie bei PSG hat Frankreichs bekanntester Fußballer auch in der Équipe Tricolore einen enormen Stellenwert und damit gewissen Einfluss.

Frankreichs Verbands-Boss Noel Le Graet (l.) und Nationalcoach Didier Deschamps auf einem Empfang in Paris.

Frankreichs Verbands-Boss Noel Le Graet (l.) hält weiter an Nationalcoach Didier Deschamps fest. Hier sind beide am 4. Juni 2019 auf einem Empfang in Paris zu sehen.

Einen solchen Einfluss hat Rekordnationalspieler Hugo Lloris (36) dagegen ab sofort nicht mehr. Der Kapitän verkündete am Montag – unabhängig von der Causa Le Graet – seinen Rücktritt nach 143 Länderspielen. „Ich ziehe es vor, an der Spitze abzutreten, nachdem ich Frankreich zu einem Weltmeisterschaftsfinale verholfen habe“, erklärte der Torwart von den Tottenham Hotspur.

Größere Probleme drohen dem Verbands-Boss allerdings zusätzlich nach Vorwürfen von Spielerberaterin Sonia Souid. Rund um ein Treffen im Jahr 2014 habe er sie wie eine „Süßigkeit“ behandelt, berichtete die im Frauenfußball bestens vernetzte Agentin jetzt gegenüber dem Nachrichtensender BFMTV: „Er sieht in mir zwei Brüste und einen Hintern.“

Le Graet habe sie in sein Appartment zu einem beruflichen Treffen eingeladen, bei dem angeblich auch die oberste Frauenfußball-Funktionärin Brigitte Henriques (51) erscheinen sollte. Doch statt der früheren Nationalspielerin sah Souid nur zwei gefüllte Champagner-Gläser und den Verbands-Boss, der ihr klargemacht habe, dass er „mit mir ins Bett“ wolle.

Dem TV-Sender zeigte Souid auch mehrere Textnachrichten zwischen 2013 und 2017, die Le Graet in Erklärungsnot bringen. Geäußert hat er sich bislang nicht, doch laut übereinstimmenden Medienberichten plant das Exekutivkomitee des Verbandes bereits eine außerordentliche Sitzung, um Le Graet zum Rücktritt zu bewegen. Aussitzen kann der umstrittene Verbands-Boss die zahlreichen Brandherde damit definitiv nicht mehr. (bc/sid)