Krise in GelsenkirchenEx-Schalke-Coach schießt gegen Klub-Bosse: „Es mangelt an Kompetenz“

Schalkes Trainer Frank Kramer gibt Anweisungen.

Trainer Frank Kramer beim Spiel des FC Schalke 04 gegen Union Berlin am 27. August 2022.

Die Krise bei Schalke 04 wird immer schlimmer. Trainer Frank Kramer hat sich zu der Situation bei seinem Ex-Klub geäußert und dabei die Klub-Bosse heftig kritisiert. 

von Felix Rasten (fr)

Bei Schalke 04 läuft gerade alles drunter und drüber. Nach nur zwei Siegen aus den ersten sieben Spielen musste Trainer Thomas Reis (49) seinen Posten räumen. Am vergangenen Freitag (29. September 2023) dann die nächste desaströse Leistung gegen den SC Paderborn (1:3), was die fünfte Niederlage der laufenden Spielzeit bedeutete.

Der Klub aus Gelsenkirchen befindet sich im Krisenmodus. Für Ex-Schalke-Coach Frank Kramer (51) gibt es dafür einige Gründe. „Im Tagesgeschäft sowie in der mittel- und langfristigen Strategie mangelt es an Kompetenz, sonst würde der Verein nicht immer einmal links und einmal rechts abbiegen“, sagt er gegenüber dem „Kicker“.

Frank Kramer über Knäbel: „Redet da die Mannschaft in Schutt und Asche“

„Wenn Sportdirektoren und Trainer ständig gewechselt werden, wirft das kein gutes Licht auf die obersten Entscheider im Klub. Wenn Trainer und Spieler in sportlich schlechteren Phasen an den Pranger gestellt werden, muss man hinterfragen, wer sie ausgesucht hat“, betont der 51-Jährige.

Bezüglich der Reis-Entlassung erklärt Kramer: „Meine erste Reaktion war Kopfschütteln. Aufgrund der Stimmungslage hatte sich eine solche Entscheidung zwar abgezeichnet, aber der Zeitpunkt zwei Tage vor dem Punktspiel in Paderborn und kurz vor der Länderspielpause war schon überraschend.“

Nach der vorangegangenen Niederlage gegen den FC St. Pauli (1:3) hatte sich Schalke-Profi Timo Baumgartl (27) zudem vor die Kamera gestellt und Reis öffentlich kritisiert. Dafür erhielt der Innenverteidiger Sanktionen vom Verein und wurde in die U23 versetzt. 

Kramer: Auf Schalke herrsche „viel Populismus“

„Wenn er stellvertretend für die Mannschaft gesprochen hat, wäre es ein schlimmes Zeichen, weil die Mannschaft dann zu viel Macht hätte. Dann würden die Spieler über das Trainerteam entscheidend bestimmen – was der Vorstand mit der Trainerentlassung vorige Woche letztendlich bestätigt hat. Warum hat der Vorstand kein klares Zeichen in der Kabine gesetzt und stattdessen Geschlossenheit und Leistung eingefordert?“, führt Kramer weiter aus.

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Sportvorstand Peter Knäbel (57) hatte das Paderborn-Spiel als „mutlos“ und „himmeltraurig naiv“ eingestuft. Kramer diesbezüglich: „Peter Knäbel redet da die Mannschaft populistisch in Schutt und Asche. Offenbar hat die sportliche Führung die falschen Spieler ausgesucht. Oder sie kriegt es nicht hin, für die Spieler ein leistungsförderndes Umfeld zu schaffen und eine geschlossene Einheit zu bilden. Dieser Verantwortung muss sich ein Sportvorstand stellen. Es passt nicht zusammen, bei der Verpflichtung über die Spieler voll des Lobes zu reden und dann so über sie zu richten.“

Auf Schalke herrsche „viel Populismus“, so der Ex-Schalke-Coach. Die Finanzen und die sportliche Lage zeigen keine gute Perspektive auf und der Druck wird immer größer. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass der Klub die Bundesliga-Saison 2017/18 noch auf dem zweiten Platz beendet hatte.