Debatte um WM-BoykottMinisterin stellt sich gegen eigene Partei – und kündigt Katar-Reise an

Bundesinnenministerin Nancy Faeser spricht während einer Pressekonferenz

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), hier am Mittwoch (13. Juli 2022) in Berlin, hat sich zur hitzigen Debatte rund um einen Boykott der WM 2022 in Katar geäußert.

Die hitzigen Debatten um die WM 2022 in Katar reißen nicht ab. SPD-Bundesministerin Nancy Faeser hat nun erklärt, von einem Boykott nichts zu halten – sie stellt sich damit gegen die eigene Partei.

Es sollte ein großes Fußball-Fest werden, doch seit Jahren steht die WM 2022 in Katar heftig in der Kritik. Gekaufte Stimmen bei der Vergabe, anhaltende Menschenrechtsverletzungen, Tausende Tote auf den Stadien-Baustellen – kein Wunder, dass unzählige Menschen weltweit, darunter auch viele Fußball-Fans, einen Boykott des Wüsten-Turniers fordern.

Geht es nach Bundesinnenministerin Nancy Faeser (52), gleichzeitig Sportministerin in der Bundesregierung, ist ein WM-Boykott jedoch kein Thema.

In einem Interview mit dem Sender RTL stellte Faeser am Donnerstag (15. Juli 2022) klar: „Ich halte vom Boykott nichts, weil man die Verantwortung der Politik auf den Sport verlagert. Und das haben unsere Sportlerinnen und Sportler auch nicht verdient, die lange darauf hintrainiert haben.“

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Bundesministerin Nancy Faeser: „Halte vom Boykott nichts“

Pikant: Damit stellt sich die Innenministerin gegen Teile ihrer eigenen Partei. So hatte die Berliner SPD im Dezember 2021 mit 80 Prozent für einen Parteibeschluss gestimmt, der einen Boykott des Turniers fordert. Die WM 2022 im Wüsten-Emirat beginnt am 21. November und endet am 18. Dezember.

Dass im Gastgeber-Land ernsthafte Missstände herrschen, ist Faeser derweil natürlich bewusst. Aus diesem Grund kündigte die Ministerin an, zusammen mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) in das Emirat zu reisen und Gespräche zu führen. „Ich werde mit dem DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf vor der WM nach Katar fliegen, um die Themen anzusprechen“, sagte sie.

Zuletzt hatte eine RTL-Reportage aufgedeckt, wie sehr die LGBTQI+-Community in Katar unter Unterdrückung und Diskriminierung zu leiden hat. Im Emirat drohen Homosexuellen sogar Gefängnisstrafen.

Für die Dokumentation „Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar“ hatten sich die Reporter mit schwulen Männern aus Katar unterhalten. Mit ihren Gesprächspartnern, die anonym blieben, trafen sie sich im Ausland, um Menschen in Katar vor Repressalien und Verfolgung zu schützen. (kos)