Kurioses Europapokal-SzenarioTV-Sender droht Quoten-Gau: BVB-Sieg unerwünscht?

Lothar Matthäus macht Kunststücke mit seinem Mikrofon, im Hintergrund lacht Laura Papendick.

Copyright: IMAGO/Jöran Steinsiek

Gute Laune bei RTL-Experte Lothar Matthäus und Moderatorin Laura Papendick am 14. Dezember 2023

Borussia Dortmund hofft im Champions-League-Finale auf die Überraschung gegen Real Madrid. Die RTL-Bosse hoffen nicht unbedingt mit.

von Antje Rehse (are)

Der emotionale Triumphzug von Eintracht Frankfurt, die Final- und Halbfinal-Teilnahmen von Bayer Leverkusen: Die deutschen Vereine haben RTL in den vergangenen Monaten und Jahren einige besondere Europokal-Abende beschert.

Doch nun droht dem Kölner Sender ein Szenario, das den Verantwortlichen einige Sorgenfalten bereiten dürfte. Eines ist klar: Beim Champions-League-Finale zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund werden die RTL-Bosse am Samstagabend (1. Juni 2024, 21 Uhr) genau hinschauen.

Europapokalnächte nur mit Hoffenheim und Heidenheim?

Denn das Endspiel hat auch Auswirkungen auf das RTL-Programm ab Herbst. Sollte der BVB, der als Bundesliga-Fünfter bereits für die nächste Königsklassen-Saison qualifiziert ist, die Überraschung gegen den Rekordsieger aus Spanien schaffen, bekäme Deutschland einen weiteren Platz in der Champions League.

Alles zum Thema Europa League

Themen:Fußball-BundesligaRTLFlorian WirtzRB LeipzigDFBEllyes SkhiriMarco RoseJuventus TurinReal MadridSocial Media

Profiteur wäre Eintracht Frankfurt. Die Hessen würden als Bundesliga-Sechster statt in der Europa League in der Champions League spielen –  und RTL damit ein wichtiges Zugpferd verlieren.

Sollte es dazu kommen, würde nur die TSG Hoffenheim in die Europa League spielen. Der 1. FC Heidenheim darf in der Conference League ran – das Überraschungsteam der vergangenen Bundesliga-Saison muss sich in den Playoffs allerdings erst für die Hauptrunde qualifizieren.

Mehr lesen: TV-Experte plötzlich gegen den BVB im Finale – „Erstes Mal, dass ich für Real bin“

Für RTL sicherlich alles andere als eine Wunschkonstellation – denn eine große Fan-Base bringen beide Vereine anders als die Eintracht nicht mit. Ob sie viele neutrale Zuschauerinnen und Zuschauer vor die Bildschirme locken würden? Zweifelhaft. RTL droht ein Quoten-Gau!

Auch der hauseigene Streaming-Dienst RTL+, auf dem die Spiele teils exklusiv übertragen werden, könnte nicht gerade mit Massen neuer Abonnentinnen und Abonnenten kalkulieren. 

Gladbach und Frankfurt durften zweimal feiern

Europa League: alle Endspiele mit deutscher Beteiligung

Europa-League-Pokal

Copyright: imago/Jan Huebner

Erst seit 2009 heißt der Wettbewerb Europa League. Davor wurde er Uefa-Cup genannt. In den Jahren ab 1972 gab es zahlreiche Enspiele mit deutscher Beteiligung. Hier siehst du, welche das waren. (Foto: 24. Mai 2017)

Wimpeltausch: die Kapitäne Günter Netzer und Tommy Smith

Copyright: IMAGO Images / Werner Otto

Der Uefa-Cup wurde zur Saison 1971/1972 als zweiter internationaler Wettbewerb eingeführt. Direkt eine Saison später duellierten sich Borussia Mönchengladbach und der FC Liverpool. Das Hinspiel an der Anfield Road verlor die Borussia mit 0:3. Zu Hause am legendären Bökelberg blieb das Wunder für Günter Netzer und seine Fohlen aus. Das 2:0 im Rückspiel am 23. Mai 1973 reichte nicht.

Übergabe des Pokals an Berti Vogts.

Copyright: IMAGO/piemags

In der Saison 1974/1975 fand sich Gladbach wieder im Finale wieder. Diesmal gegen die niederländische Mannschaft FC Twente. Im Heimspiel gab es nur ein 0:0. Dafür gewann die Fohlenelf das Rückspiel am 21. Mai 1975 spektakulär mit 5:1. Gladbach war damit die erste deutsche Mannschaft, die sich Uefa-Cup-Sieger nennen durfte.

Rudi Gores, Winfried Schäfer, Wolfgang Kneip und Wilfried Hannes mit dem Uefa-Cup

Copyright: imago images/Horstmüller

Wieder Gladbach. Diesmal in der Saison 1978/1979 und auch diesmal mit erfreulichem Ende. 1:1 und 1:0 spielte die Borussia gegen Roter Stern Belgrad. Im dritten Endspiel war es der zweite Erfolg für die Elf vom Niederrhein. (Foto: 25. Mai 1979)

Siegerehrung mit Jürgen Grabowski und dem Pokal

Copyright: imago images/Laci Perenyi

Ein Jahr später musste sich Gladbach dann aber im deutschen Finale gegen Eintracht Frankfurt geschlagen geben. Das Hinspiel am Bökelberg gewann die Borussia mit 3:2. Doch im Rückspiel am 21. Mai 1980 verlor die Borussia mit 0:1. Aufgrund der Auswärtstorregel hieß der Sieger diesmal Eintracht Frankfurt.

Schiedsrichter George Courtney führt die Teams vom HSV und IFK Göteborg auf den Platz.

Copyright: IMAGO / Kicker/Liedel

Die glorreichen 80er-Jahre des Hamburger SV mit Trainer Ernst Happel bekamen 1982 einen Schönheitsfehler. Im Finale gegen die schwedische Mannschaft IFK Göteborg musste sich der HSV mit Spielern wie Horst Hrubesch und Manfred Kaltz in beiden Spielen geschlagen geben. Auswärts verlor Hamburg mit 0:1. Auch das Rückspiel im Volksparkstadion wurde enttäuschend mit 0:3 verloren. (Foto: 19. Mai 1982)

Die Spieler gehen auf das Feld

Copyright: imago sportfotodienst

Das gleiche Schicksal ereilte den 1. FC Köln in der Saison 1985/1986. Gegen den Vorjahressieger Real Madrid hatte der FC keine Chance. Im Santiago Bernabéu verlor Köln mit 1:5. Ein kleiner Trost war der 2:0-Sieg im Rückspiel. Das Wunder blieb aber aus. (Foto: 6. Mai 1986)

Die Leverkusener Spieler feiern mit dem Pokal.

Copyright: IMAGO/Laci Perenyi

In der Saison 1978/1988 setzte sich Bayer 04 Leverkusen im Duell mit Espanyol Barcelona durch. Die Mannschaft von Erich Ribbeck verlor das Auswärtsspiel mit 0:3. Doch dann begann im Rückspiel die große Aufholjagd. 3:0 führte die Werkself nach 90 Minuten und egalisierte das Hinspiel-Ergebnis. Im Elfmeterschießen bewahrte Bayer 04 die Nerven und setzte sich mit 3:2 (6:2) durch. (Foto: 18. Mai 1988)

Schiedsrichter Gerassimos Germanakos zwischen den Mannschaftskapitänen Diego Armando Maradona und Guido Buchwald.

Copyright: Imago images/WEREK

Ein Jahr später fand sich der VfB Stuttgart im Finale wieder. Der Gegner: Die SSC Neapel mit Argentiniens Superstar Diego Maradona. 1:2 verlor der VfB das Hinspiel in Italien. Im Rückspiel kämpfte Stuttgart vergeblich, das 3:3 war nicht genug. (Foto: 3. Mai 1989) 

Einmarsch der Mannschaften

Copyright: IMAGO / Kicker/Liedel

Gegen Juventus Turin gab es für den BVB nichts zu holen. Andreas Möller, Jürgen Kohler und die weiteren Juventini fertigten die Dortmunder mit 3:0 auswärts und 3:1 im Heimspiel ab. Nach Stuttgart musste auch der BVB sich einer italienischen Mannschaft im Finale geschlagen geben. (Foto: 5. Mai 1993)

Die Bayern feiern ihren Europapokalsieg.

Copyright: imago/Sven Simon

1996 setzte sich der FC Bayern mit Trainer Franz Beckenbauer im Finale gegen Girondins Bordeaux durch. Die Münchner gewannen beide Spiele. Das Hinspiel zu Hause mit 2:0 und das Rückspiel in Frankreich mit 3:1. (Foto: 15. Mai 1996)

Huub Stevens präsentiert stolz den Pott, daneben Manager Rudi Assauer.

Copyright: imago images/Team 2

Trainer Huub Stevens und Manager Rudi Assauer präsentieren den Pokal. Der FC Schalke hatte sich zuvor gegen Inter Mailand im Rückspiel auswärts mit 4:2 im Elfmeterschießen durchgesetzt, nach dem es nach 120 Minuten 1:0 für die Nerazzurri gestanden hatte. Die Schalker-Eurofighter hatten das Hinspiel zu Hause mit 1:0 für sich entschieden. Der 21. Mai 1997 wurde dann eine Nacht für die Ewigkeit. 

Mannschaftsbild des BVB vor dem Uefa-Cup.

Copyright: IMAGO / Contrast

Nach dem verlorenen Endspiel 1993 stand der BVB 2002 wieder im Finale, das seit der Saison 1997/1998 nur noch in einem Spiel ausgetragen wird. Gegen Rotterdam scheiterte Borussia Dortmund auch im zweiten Anlauf. 3:2 siegten die Niederländer gegen den BVB. (Foto: 8. Mai 2002)

Sebastian Boenisch ist schwer enttäuscht, während Donezk feiert.

Copyright: imago/ABC Medya

Der Bremer Sebastian Boenisch am Boden zerstört. Am 20. Mai 2009 verlor der SV Werder Bremen sein Finale gegen Shakhtar Donezk mit 1:2 nach Verlängerung.  

Mit dem Pokal in den Händen laufen die Frankfurter zu ihren Fans.

Copyright: IMAGO/Eibner

Ekstase pur dagegen bei den Frankfurtern. Nach dem Gewinn 1980 folgte 2022 gegen die Glasgow Rangers der zweite Final-Triumph. Eine unglaubliche Saison der Eintracht, die zuvor unter anderem den FC Barcelona ausgeschaltet hatte. Im Endspiel wurde es richtig dramatisch: Erst im Elfmeterschießen (6:5) setzte sich die Eintracht durch. (Foto: 18. Mai 2022)

Leverkusens Jonathan Tah reagiert nach dem Gegentor zum 0:3.

Copyright: picture alliance/dpa

2024 schafften es erneut ein deutsches Team ins Finale des Europapokals. Bayer Leverkusen reiste als Deutscher Meister nach Dublin, war bis zum Endspiel gegen Atalanta Bergamo in allen Pflichtspielen der Saison ungeschlagen. Doch gegen die Italiener setzte es am 22. Mai eine 0:3-Niederlage.

1/16

Ein zusätzliches Problem für RTL: Durch die Champions-League-Reform fällt die Regelung weg, dass die Gruppendritten nach der Vorrunde in die Europa League absteigen. Somit kann der Sender also auch nicht auf weitere deutsche Teams in der K.o.-Phase hoffen.

Ein deutscher Champions-League-Sieger oder Publikumsmagnet Eintracht Frankfurt im eigenen Programm? In so mancher RTL-Brust werden am Samstagabend zwei Herzen schlagen …