16 Jahre nach CL-HalbfinaleDrama-Abstieg: Einstiger Topklub stürzt in dritte Liga ab

Deportivo_Bus_Fans

Der Bus von Deportivo La Coruña wurde auf dem Weg zum letzten Spiel noch einmal von Hunderten Fans eskortiert. Am späten Abend stand dann der Abstieg für die Nord-Spanier fest.

von Béla Csányi (bc)

La Coruña – Mit Stars wie Roy Makaay (45), Flávio Conceição (46) und Mauro Silva (52) sorgte Deportivo La Coruña Anfang des Jahrtausends in Spanien für Aufsehen, feierte 2000 seine historische Meisterschaft und erlebte in den Folgejahren auch internationale Sternstunden.

Am Montag fielen die Galizier auf einen historischen Tiefpunkt und stürzten in einem dramatischen Abstiegs-Finale erstmals seit 40 Jahren wieder in die Drittklassigkeit ab.

Spiel wegen Corona abgesagt: Deportivo La Coruña steigt in Spanien in die dritte Liga ab

Dabei musste Deportivo tatenlos mit anschauen, wie die Konkurrenten im Tabellenkeller reihenweise davonzogen. Das eigene Endspiel gegen Aufstiegskandidat CD Fuenlabrada wurde dagegen kurz vor dem Anstoß abgesagt, weil sechs Gästespieler positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.

„Das ist Pfusch, der gesamte Spieltag muss wiederholt werden. Es gibt keine andere Lösung“, forderte La Coruñas Präsident Fernando Vidal noch am Abend. Die Mannschaft hatte erst im Stadion von der Absage erfahren, zuvor hatten hunderte Fans den Mannschaftsbus bei seiner Fahrt durch die Stadt ein letztes Mal eskortiert.

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Am Nachmittag waren die positiven Testergebnisse bei Gegner Fuenlabrada durchgesickert, kurzfristig entschied sich die Liga zu einer Absage des Spiels. Alle anderen Spiele des letzten Spieltags, die parallel hätten durchgeführt werden sollen, fanden dagegen statt. Auf dem Rasen wurde das Drama am späten Abend dann perfekt.

Deportivo La Coruña nach Siegen der Konkurrenz nicht mehr in Schlagdistanz

Abstiegskonkurrent Lugo drehte einen 0:1-Pausenrückstand durch einen Treffer in der 84. Minute noch in einen 2:1-Sieg und baute den Vorsprung auf vier Punkte aus. Auch Albacete zog auf vier Punkte davon – mit einem geschenkten Handelfmeter bei Aufsteiger Cádiz in der 90. Minute. So könnte Deportivo selbst bei einem Sieg im Nachholspiel nicht mehr gleichziehen.

„Tiefschlag für Dépor in einem verfälschten Finale“, titelte die Lokalzeitung „La Voz de Galicia“. Der Klub kündigte bereits an, mit rechtlichen Schritten gegen die Durchführung des letzten Spieltags vorzugehen. „Es ist noch nicht vorbei“, prophezeite „Marca“ eine womöglich länger andauernde Auseinandersetzung.

Deportivo La Coruña begeisterte mit Roy Makaay und Co. auch in der Champions League

Für La Coruña, das wegen finanzieller Probleme in den letzten Jahren zwischen erster und zweiter Liga gependelt hatte, ist es das nächste Kapitel des sportlichen Niedergangs. Die großen Erfolge liegen inzwischen fast zwei Jahrzehnte zurück. Im Jahr 2000 begeisterten die Nord-Spanier unter dem Spitznamen „Superdépor“ bei ihrer ersten Meisterschaft und gehörten auch in den Folgejahren zu den Spitzenklubs in Europa.

Roy_Makaay_Deportivo

Vor seinem Wechsel zu Bayern München im Jahr 2003 begeisterte Torjäger Roy Makaay die Fans von Deportivo La Coruña.

Nach zwei Vizemeisterschaften in den beiden folgenden Spielzeiten gelang 2004 außerdem der Sprung bis ins Halbfinale der Champions League, wo man am späteren Sieger FC Porto scheiterte (0:0/0:1). Im Achtelfinale hatte „Dépor“ Titelverteidiger AC Mailand nach einer 1:4-Hinspielniederlage durch ein 4:0 im Rückspiel noch spektakulär aus dem Wettbewerb gekegelt.