Ex-FC-Profi äußert sichKreisliga-Wahnsinn: Trainer baut nach Rauswurf komplette Kabine ab

Christopher Schorch mit Medizinball unter dem Arm beim Training des 1. FC Köln.

Christopher Schorch am 27. Juni 2012 beim Training des 1. FC Köln.

Chaos pur bei der Zweitvertretung des 1. FC Bocholt. Aus Wut über seinen Abschied zum Saisonende baute Trainer Niko Laukötter kurzerhand die Kabine aus, sein Team solidarisierte sich und trat in Streik.

Diese Klub-Entscheidung wollte Kreisliga-Trainer Niko Laukötter nicht auf sich sitzen lassen!

Weil weder der Coach, noch dessen Mannschaft beim 1. FC Bocholt II mit der vom Verein beschlossenen Trennung zum Saisonende einverstanden waren, versinkt die Zweitvertretung des Regionalligisten aus NRW aktuell im Chaos.

1. FC Bocholt wird nach Trainer-Aus von Folgen überrascht

Auf ihrem Facebook-Account erklärten die Bocholter am Sonntag (18. Februar 2024), „dass die Vereinsführung FC II-Trainer Niko Laukötter am Samstag mitgeteilt hat, zur neuen Saison eine Veränderung auf der Cheftrainer-Position vorzunehmen“. 

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Das brachte allerdings eine nicht geahnte Lawine in Gang, die der Klub auf Facebook nur nüchtern umriss. Dort hieß es: „Er ist daraufhin von seinem Posten als Trainer mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Die Mannschaft weigerte sich daraufhin ebenfalls, das Meisterschaftsspiel zu bestreiten.“

Tatsächlich war die Mannschaft um den früheren Zweitliga-Profi Maurice Exslager (33, u.a. 13 Spiele für den 1. FC Köln) am Sonntag nicht zum Spiel der Kreisliga A Rees-Bocholt gegen den SV Brünen angetreten, unterlag damit am Grünen Tisch 0:2.

Für den Tabellendritten, bei dem Exslager bislang 15 Treffer in 14 Spielen erzielte, ein herber Rückschlag im Aufstiegsrennen. Dabei träumte Bocholt bis zuletzt von einer Traum-Saison, schließlich schnuppert die Regionalliga-Mannschaft des Klubs, zusammengestellt vom früheren FC-Profi Christopher Schorch (35, Sport-Geschäftsführer), weiterhin am Drittliga-Aufstieg.

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Doch Laukötter setzte noch einen drauf: Während Corona hatte er die Kabine der 2. Mannschaft in Eigenregie aufgehübscht, mit Spinden und Schließfächern für die Spieler – sogar eine Discokugel baumelte bis zuletzt von der Decke. Eine Kabine deutlich über Kreisliga-Niveau. Doch nun baute er sie aus Frust wieder ab.

Leerstand beim 1. FC Bocholt II – das sagt Christopher Schorch

Der komplette Leerstand ist dabei symbolisch: keine Möbel, keine Spieler, kein Trainer. Mitten im Rennen um einen Platz in der Bezirksliga bricht der Bocholter Zweitvertretung derzeit das gesamte Fundament weg. 

Das Foto der Kabine könnt ihr euch auf X anschauen:

„Die sportliche Leitung wird in den kommenden Tagen in Rücksprache mit dem Präsidium Gespräche mit Spielern und Verantwortlichen führen. Daraus resultierende Entscheidungen werden zeitnah verkündet“, teilte der 1. FC Bocholt zum Abschluss seines Statements am Sonntag mit.

Klar ist jedenfalls: Partystimmung wird bei Bocholts Zweitvertretung nicht nur wegen der fehlenden Discokugel so schnell nicht mehr herrschen.

EXPRESS.de erreichte am Mittwoch (21. Februar) Geschäftsführer Schorch, der für den 1. FC Köln von 2009 bis 2013 aktiv war. Er wurde von der Situation auch überrascht: „Ich habe schon vieles erlebt und vieles mitbekommen, in meiner Profi-Karriere und jetzt auch in den letzten eineinhalb Jahren beim 1. FC Bocholt. Aber sowas habe ich auch noch nie erlebt. Jetzt müssen wir irgendwie die Kuh vom Eis bekommen.“

Früher erst-, heute unterklassig

Ex-Profis in den Niederungen des Amateurfußballs

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Dass Trainer Laukötter die Kabine ausgeräumt hat, ist für Schorch verständlich: „Er hat seine Sachen, die er bezahlt hatte und dem Verein zur Verfügung gestellt hat, wieder mitgenommen. Das halte ich für legitim. Den Boden hat er nicht rausgerissen – der ist abgewetzt von den Stollenschuhen.“

Doch wie geht es jetzt weiter? „Mit Maurice Exslager habe ich auch gesprochen, er ist Co-Trainer. Wir versuchen nun, die Dinge zu klären und ich hoffe, dass wir eine Lösung finden“, sagt Schorch und betont: „Eins ist ja klar: Auch die Spieler wollen spielen, die wollen ja jetzt nicht fünf Monate Pause haben.“

Es sei sogar möglich, dass Laukötter als Trainer zurückkehrt. Schorch: „Ich werde mit ihm reden, will da keine Türen zuschlagen, bevor wir nicht nochmal gesprochen haben. Wir wollten eine Neuausrichtung und haben das frühzeitig kommuniziert. Vielleicht ist da jetzt aus der Emotion heraus einiges passiert.“