„Nicht mehr leisten“Fußball- und Olympia-Rechte immer teurer – Kein Live-Sport mehr bei ARD & ZDF?

Fernsehmikrofone mit den Logos von ARD und ZDF.

Fernsehmikrofone mit den Logos von ARD und ZDF werden vor Beginn einer Pressekonferenz im Jahr 2017 nebeneinander gehalten. Im September 2023 gibt es eine Diskussion über Livesport im Öffentlich-Rechtlichen – weil die Rechte immer teurer werden.

Für viel Menschen sind die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF elementar – auch wenn es um die Sportberichterstattung geht. Doch wie lange wird das noch so sein?

von Uwe Bödeker (ubo)

Müssen sich die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ARD und ZDF bald komplett aus dem Sport zurückziehen? Diese Forderung ploppt nun am Montag (4. September 2023) auf. Frauke Gerlach (59), Geschäftsführerin des Grimme-Instituts, appelliert in einem Interview an ARD und ZDF, auf teure Sportrechte zu verzichten. Das Geld soll lieber in andere Programme investiert werden.

Gerlach weiter im Gespräch mit der „Neuen Ruhr/Rhein Zeitung“ (RNZ): „Wir brauchen die Akzeptanz, und Fußball verbindet. Aber das ist etwas, was der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich perspektivisch nicht mehr leisten kann und nicht mehr leisten wird.“

TV-Rechte zu teuer: Müssen GEZ-Gebühren besser investiert werden?

Gibt es bald kein Champions-League-Finale mehr im ZDF, keine Fußball-Weltmeisterschaften oder -Europameisterschaften von Frauen und Männern, keine Olympischen Spiele? Keinen Wintersport mehr live wie Biathlon oder Skispringen? Oder sogar keine Sportschau mehr, wo von der ARD Zweitrechte erworben werden müssen?

Alles zum Thema Sky

Es wäre ein Schlag ins Gesicht für viele Millionen Gebührenzahler, die Live-Sport im öffentlich-rechtlichen TV sehen wollen. Kostenlos sind ZDF und ARD zudem auch nicht. Jeder Haushalt muss in Deutschland GEZ-Gebühren für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zahlen. Der Beitrag liegt bei 18,36 Euro im Monat.

Wer heute schon alle Bundesliga-Spiele live sehen will, muss DAZN und Sky abonnieren, mehr Live-Sport gibt es noch mit anderen Anbietern wie Magenta-Sport, Amazon-Prime oder Dyn. Da kommt für Sport-Fans gerne mal eine Summe von mehr als 60 Euro im Monat zusammen.

Laut Gerlach müssen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ihre Ausgaben immer besser begründen. Teure Investitionen für Sportrechte sind da wohl nicht mehr vermittelbar. Ein paar Zahlen sind interessant: Die ARD verfügt nach eigenen Angaben zwischen 2021 und 2024 über einen Sportrechte-Gesamtetat von durchschnittlich rund 237,5 Millionen Euro pro Jahr. Das ZDF bezifferte die Kosten der TV-Rechte zwischen 2018 und 2021 mit jährlich rund 155 Millionen Euro.

WDR-Intendant Tom Buhrow mit Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts.

WDR-Intendant Tom Buhrow und Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts, bei der 58. Verleihung des Grimme-Preises 2022 im Theater der Stadt Marl. 

Laut Gerlach könnte das Programm bei ARD und ZDF ohne Fußball besser werden, weil die Sender einen intensiveren Beitrag zu Aufklärung und Bildung leisten könnten.

In den sozialen Netzwerken wie X, ehemals Twitter, wird munter diskutiert. Einige meinen, dass der öffentliche Rundfunk ohne Sport sogar ganz abgeschafft werden könnte: „Fußball raus bei ARD und ZDF? Die Forderung von Grimme-Institut-Chefin Frauke Gerlach ist erheiternd naiv. Unausgewogene Berichterstattung und kein Sport... bitte wickelt den ÖRR komplett ab. So wird er sinnlos.“

Einblicke bei FC-Heimspiel

So läuft eine Bundesliga-Übertragung bei Sky hinter den Kulissen

1/11

Andere meinen, dass Gebührengelder tatsächlich besser investiert werden können und Sportrechte durch Werbeeinnahmen oder den Sportverbänden selbst finanziert werden könnten: „Sehr gute Idee. Im Gegenteil, die Sportveranstalter müssten Geld aus ihren Werbeeinnahmen an die GEZ zahlen, dass sie übertragen werden. Wegen der Bandenwerbung, die Skier, die in die Kamera gehalten werden usw., die dem GEZ-Zahler untergejubelt werden.“

Das renommierte Grimme-Institut feiert am Samstag, 9. September, sein 50-jähriges Bestehen. Seinen Ruf verdankt es dem seit 1964 verliehenen Grimme-Preis für herausragende Fernsehwerke. Der Preis ging übrigens auch schon an Fußball-Experten: NDR-Reporter Gerhard Delling und Ex-Nationalspieler Günter Netzer bekamen für ihre gemeinsame Präsentation der Fußball-Länderspiele im Ersten im Jahr 2000 einen „Adolf-Grimme-Preis“ in der Kategorie „Spezial“.

Nimm hier an unserer Umfrage teil:

In der Begründung hieß es: „Auch für den, der den Ball nur als interessanteste Nebensache der Welt betrachtet, boten die Kommentare zu den Fußballereignissen 1999 eine außergewöhnliche und spezielle Mischung aus Information, Spannung und Vergnügen. Das Duo kommt nicht bierernst zur Sache, sondern beleuchtet sie mit Ironie und Witz.“ Geht es nach der heutigen Grimme-Chefin, wird es künftig wohl keinen Preis mehr für Fußball-Kommentare geben.