Erschreckende ZahlenDarum gibt es bei uns fast täglich einen Rückruf

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Wenn beispielsweise bei der Kontrolle giftige Stoffe in einem Produkt gefunden werden, muss ein Rückruf erfolgen.

Köln – Zuletzt der Fisch-Rückruf, davor die Milch – auch Plastiksplitter in Toastbrot oderPlastik in Rindersalami und Schimmel im Sahne-Joghurt (hier mehr lesen) wurden schon gefunden. Wenn mit dem Produkt etwas nicht stimmt, folgt meist ein Rückruf des Herstellers oder der Supermarkt-Kette.

Gefühlt sind die Zahlen der Produkt-Rückrufe in den letzten Jahren rasant gestiegen. Ist das wirklich so? Wir haben uns die Rückruf-Zahlen, die uns exklusiv vorliegen, genauer angeschaut. Das Ergebnis zeigt: Tatsächlich ist die Anzahl der Rückrufe kontinuierlich gestiegen.

Wie funktioniert das mit einem Rückruf?

Den Überblick haben zwei Institutionen, bei denen die Rückrufe eingereicht werden können. Die Betonung liegt auf können – denn verpflichtet ist kein Unternehmen. Firmen können einen Hinweis über ein mangelhaftes Produkt auch auf ihrer Homepage oder über das Geschäft, wo das Produkt in den Handel kam, veröffentlichen.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind die beiden wichtigen Institutionen, bei denen Produktrückrufe gemeldet werden können.

Die BAuA verwaltet mehr die technischen Fehler – das BVL kümmert sich um aktuelle Lebensmittelwarnungen.

Und wie schaut das in Zahlen aus?

Von 2014 bis 2018 wurden bei der BAuA insgesamt 867 Rückrufe registriert.

BAuA-Rückrufe von 2014 bis 2018

  • 2014: 144 Rückrufe
  • 2015: 152 Rückrufe
  • 2016: 190 Rückrufe
  • 2017: 168 Rückrufe
  • 2018: 213 Rückrufe
  • Gesamt: 867 Rückrufe

Ein kontinuierlicher Anstieg ist zu erkennen. Bis auf das Jahr 2017. Da gab es kurzfristig einen Rückgang auf 168 Rückrufe.

An der Spitze der öffentlich gemachten Produktrückrufe standen in dem Zeitraum von vier Jahren 194 Meldungen über Fremdkörper in Lebensmitteln oder fehlerhafte Verpackungen. 

Top 5 der Rückrufe von 2014 bis 2018

1. Fremdkörper in Lebensmitteln, fehlerhafte Verpackungen: 194

2. Elektrogeräte und -zubehör: 139

3. Sport- und Freizeitartikel: 101

4. Spielzeuge: 99

5. Bekleidung, Textilien und Modeartikel: 85

Beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sehen die Zahlen ähnlich aus. Auch hier werden immer mehr Rückrufe registriert.

BVL-Rückrufe von 2014 bis 2018

  • 2014: 107 Rückrufe
  • 2015: 100 Rückrufe
  • 2016: 148 Rückrufe
  • 2017: 161 Rückrufe
  • 2018: 186 Rückrufe
  • Gesamt: 702 Rückrufe

An der Spitze der Warngründe sind mikrobiologische Verunreinigungen wie beispielsweise Bakterien in Lebensmitteln. In der Zeit von 2011 bis 2018 waren es 328 Fälle. Auf Platz 2 folgen Fremdkörper in Lebensmitteln. 233 Fälle wurden in dem Zeitraum registriert.

Top 5 der betroffenen Produkte von 2011 bis 2018

1. Fleisch, Wild, Geflügel und Erzeugnisse daraus: 145

2. Milch und Milchprodukte: 120

3. Getreide und Backwaren: 93

4. Obst und Gemüse: 73

5. Fertiggerichte: 55

Warum gibt es immer mehr Rückrufe?

Und warum gibt es immer mehr Rückrufe? Sind die Produkte und deren Herstellung etwa schlechter geworden? 

Laut BVL könnte es unter anderem daran liegen, dass die Unternehmen selbst Rückrufen zunehmend weniger kritisch gegenüber stehen. Während in den Anfängen des Portals noch die „Prangerwirkung“ kritisiert wurde, werden öffentliche Rückrufe inzwischen vielfach als Bestandteil eines verantwortungsvollen Managements gesehen, mit dem auch Vertrauenswürdigkeit demonstriert werden kann.

Zudem seien die Produktstandards bei der Herstellung gestiegen, auch die Überwachung der Produktionsprozesse sei gestiegen, so dass Abweichungen schneller erkannt würden, erklärt ein Sprecher der BAuA.

Dabei ist Rückruf immer das letzte Mittel der Wahl.