Verband fordert, Mehrwertsteuer zu streichenWarum gerade immer weniger Bio-Produkte gekauft werden

Zitronen mit dem Bio-Label liegen am 13. Februar 2019 an einem Stand bei der Öko-Fachmesse aus.

Immer mehr Kunden und Kundinnen können sich den Einkauf Bio-Produkten auch aufgrund der hohen Inflationsrate nicht mehr leisten. Das Bild zeigt Bio-Zitrone aus dem Jahr 2019.

Bio-Produkte punkten mit höheren Standards in der Tierhaltung und auch beim Umweltschutz. Der Kauf von Bio-Lebensmitteln nimmt nun aber auch aufgrund der hohen Inflationsrate deutlich ab, denn teure Lebensmittel kann sich nicht mehr jeder leisten.

Viele Deutsche sparen sich wegen der hohen Inflation die Bio-Lebensmittel. Bioläden und Bio-Supermärkte verkauften in den ersten drei Monaten dieses Jahres deutlich weniger Ware als im Vorjahreszeitraum, wie der Bundesverband Naturkost Naturwaren  mitteilte.

Im Schnitt lagen die Tagesumsätze demnach im Januar knapp zehn Prozent niedriger, im März schon mehr als 18 Prozent. Ähnlich sei die Tendenz im Bio-Großhandel. Zahlen zur verkauften Menge lagen nicht vor.

Bio-Produkte: Kundschaft achtet beim Einkauf verstärkt auf Preise

Verbandsgeschäftsführerin Kathrin Jäckel zufolge achten Verbraucherinnen und Verbraucher unter dem Eindruck von Inflation und Ukraine-Krieg sowie steigenden Kosten bei Energie, Mobilität und Alltagsversorgung derzeit verstärkt auf den Preis.

Das jahrelange Wachstum der meist kostspieligeren Bio-Ware hatte sich in der Corona-Krise noch beschleunigt, weil Menschen mehr zu Hause und weniger in Kantinen und Restaurants aßen. Nun hat die Inflation den Trend gedreht.

Werde anhaltend weniger Bio gekauft, sei das Regierungsziel in Gefahr, den Bio-Anteil bis 2030 auf 30 Prozent zu steigern, warnte Jäckel. Derzeit macht Bio etwa zehn Prozent der Anbaufläche aus. „Die Klimakrise macht aber auch jetzt keine Pause“, sagte Jäckel.

Verband fordert, Mehrwertsteuer auf Bio-Produkte zu streichen

Sie forderte, die Mehrwertsteuer für Bio-Lebensmittel und Naturwaren zu streichen, insbesondere bei Obst und Gemüse. Bei Milch- und Fleischprodukten solle die Steuer niedriger sein als bei konventionell erzeugten Produkten.

Das Marktforschungsunternehmen GfK relativierte allerdings in einer aktuellen Studie die Umsatzeinbußen im Bio-Bereich. Zwar sei das Geschäft mit Bio-Produkten im ersten Quartal rückläufig gewesen, doch seien die Umsatzeinbußen im Bio-Bereich geringer ausgefallen als bei den Konsumgütern insgesamt. „Daher lässt sich durchaus behaupten, dass Bio weiter relativ im Trend ist“, betonten die Marktforscher.

Teure Bio-Produkte werden wieder weniger gekauft

Die Kundinnen und Kunden greifen demnach beim Kauf von Bio-Produkten angesichts der aktuellen Preissteigerung vermehrt zu den Eigenmarken der Handelsketten und lassen die teureren Produkte der Markenhersteller links liegen.

Die Bio-Eigenmarken der Händlerinnen und Händler erzielten laut Gfk in den ersten drei Monaten ein Umsatzplus von gut neun Prozent. Die Bio-Markenhersteller büßten dagegen elf Prozent an Umsatz ein. (dpa)