Preis-Schock für KundschaftKosten für wichtiges Lebensmittel explodieren – Verband warnt eindringlich

Blick auf die Fleisch- und Wursttheke eines Supermarktes in Rheinfelden (Archivbild vom März 2020).

Blick auf die Fleisch- und Wursttheke eines Supermarktes in Rheinfelden (Archivbild vom März 2020): Auch Fleischprodukte werden in Deutschland immer teurer, nun warnt der Verband.

Seit Monaten steigen die Preise für Lebensmittel, auch das Fleisch ist zuletzt immer teurer geworden. In der Fleischindustrie wurden die steigenden Kosten auf Verbraucherinnen und Verbraucher umgelegt. Nun warnt der Deutsche Fleischer-Verband, das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. 

von Martin Gätke (mg)

Kaum ein Lebensbereich, in dem die Deutschen nicht mit massiv gestiegenen Kosten zu tun haben: Im Einkaufswagen an der Supermarktkasse liegen für das gleiche Geld immer weniger Produkte, steigende Energiekosten belasten die Deutschen zusätzlich.

Die hohen Energiekosten führen bei den Produzenten ebenfalls zu steigenden Kosten – und so wurde auch das Fleisch in den vergangenen Monaten immer teurer. Und während das Landwirtschaftsministerium einen besseren Schutz für Tiere forciert, warnt der Deutsche Fleischer-Verband nun vor noch weiter steigenden Kosten und negativen Auswirkungen auch für das Tierwohl. 

Fleischerverband kritisiert in offenem Brief die Pläne von Özdemir

Seit Jahren sinkt der Fleischkonsum in Deutschland, immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher greifen zu Fleischersatzprodukten, leben vegan oder vegetarisch. Die hohe Inflation sorgt nun zusätzlich dafür, dass weniger Menschen beim Fleisch zugreifen – oder vermehrt billigeres Fleisch kaufen. 

Derweil wird in Deutschland eine Debatte darüber geführt, wie die Haltungsbedingungen für Tiere verbessert werden können – was die Fleischindustrie zusätzlich unter Druck setzt. Sie fordert mehr finanzielle Hilfen.

Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) plant nicht nur ein staatliches Siegel, um artgerechte Schweinehaltung zu fördern. Wiederholt betonte er auch, dass es wichtig sei, den Fleischkonsum zu senken – als Maßnahme gegen den Klimawandel. Nehmen Sie hier an unserer Umfrage teil:

Eine Denkweise, die der Deutsche Fleischer-Verband kürzlich in einem offenen Wut-Brief kritisierte: Es sei nicht wichtig, dass die Menschen möglichst wenig Fleisch essen, sondern das „richtige“, heißt es darin –  „Gutes aus der Region, aus nachvollziehbarer Herkunft, handwerklich verarbeitet. Klasse statt Ramsch.“

Fleischerverband: „Das Ergebnis, das droht, ist fatal“

Und hier habe der Verband Sorgen: Zwar schauten viele Menschen genauer hin, seien auch bereit, für gute Qualität etwas mehr zu bezahlen. „Die vielen aber, denen ein günstiger Preis über alles geht, werden sich kaum beeindrucken lassen. Das Ergebnis, das droht, ist fatal: Gutes Fleisch wird weniger nachgefragt, weniger gutes dagegen landet weiterhin in den Einkaufswägen des Discounts.“

Gegenüber „Bild“ erklärte der Deutscher Fleischer-Verband zudem, dass das Fleisch bereits dramatisch teurer geworden ist – und das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht sei. „Vor einem Jahr lag der Erzeugerpreis für ein Kilogramm Schwein bei circa 1,20 Euro, aktuell liegt er bei 2,10 Euro, das ist eine Erhöhung von 75 Prozent.“

Den Anstieg habe man bereits weitgehend an die Kundschaft weitergegeben – doch einen großen Kostenpunkt habe man da noch nicht im Preis berücksichtigt: „Was sich noch nicht im Preis wiederfindet, sind die enorm gestiegenen Energiepreise, die sich teilweise mehr als verzehnfacht haben. Die Spanne ist hier weit. Wir müssen im laufenden Jahr daher mit weiteren Zuschlägen rechnen.“

Der Plan des Landwirtschaftsministeriums, die Tierbestände in Deutschland zu reduzieren, werde die Kosten noch einmal ansteigen lassen: „Die Verknappung des Angebots aufgrund des drastischen Aussterbens kleiner Höfe und den erwartbaren steigenden Auflagen an die Tierhaltung wird die Preise weiter in die Höhe treiben. Dazu kommen höhere Personalkosten.“