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Paketbote packt aus„Wenn sich die Kundschaft häufig beschwert, bekommt sie einen Vermerk“

Pakete liegen zum Weitertransport bereit.

Pakete liegen zum Weitertransport bereit: Die Weihnachtszeit ist die stressigste Zeit für Botinnen und Boten. Drei von ihnen berichten über ihren Alltag.

Die Weihnachtszeit ist die stressigste Zeit für Paketbotinnen und -boten: Vor allem im November und Dezember werden die meisten Pakete verschickt, bereits 2021 wurde eine Rekordzahl erreicht. Da kommen Zustellerinnen und Zusteller kaum noch hinterher. Drei von ihnen berichten.

Im vergangenen Jahr war die Masse an Paketen und Briefen, die von den Deutschen von A nach B geschickt wird, so groß wie nie zuvor: Im November und Dezember 2021 wurden rund 80 Millionen Sendungen mehr versandt – 15 Millionen mehr, als der Bundesverbands Paket & Expresslogistik (Biek) damals erwartet hatte. 

Der Grund: Die massiven Wachstumsraten des Online-Handels und ihre oft großzügigen Angebote rund um Retoure und Rückgabefristen. Kein deutscher Kunde, keine deutsche Kundin, die offenbar nicht online ihre Geschenke bestellt und von den Paketdiensten verschicken lässt. 

Pakete und Briefe: Extremer Arbeitsaufwand zu Weihnachten

Für die Zustellerinnen und Zusteller bedeutet das einen extremen Arbeitsaufwand: Ohnehin leiden sie derzeit wegen des Personalmangels unter einer erhöhten Last, doch rund um Weihnachten wird es noch schlimmer, damit alle Geschenke möglichst pünktlich ankommen. Einige von ihnen riskieren gar ihre Gesundheit. Gegenüber dem „Tagesspiegel“ haben nun drei Mitarbeitende anonym über ihren stressigen Alltag ausgepackt.

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Eines steht fest: In der stressigen Vorweihnachtszeit sind sie es, die den Laden am Laufen halten – die Botinnen und Boten der Republik. „Ich muss jeden Tag raus, egal, wie das Wetter ist, egal, wie es mir geht. Im Durchschnitt laufe ich 20.000 bis 25.000 Schritte, manchmal sind es mehr als 30.000. Ich habe schon sieben Paar Schuhe kaputtgelaufen“, wird ein Mitarbeiter von der Zeitung zitiert, der Briefe und Pakete ausliefert.

Er habe schon 30 Kilo schwere Pakete mit Katzenstreu bis unters Dach tragen müssen, erzählt er weiter. „Bei solchen Aufträgen frage ich mich: Muss das sein? Warum können sich die Leute das nicht selbst besorgen? Bei so mancher älteren Kollegin wundere ich mich, wie sie die schweren Pakete überhaupt bewältigt.“

Ein weiterer Briefzusteller erklärt kurz vor der Zustellung, dass es immer mehr Sendungen gebe bei gleichzeitig immer weniger Mitarbeitenden: „Ich verteile die Sendungen an die Zusteller, bevor sie ausgeliefert werden. Und die Zusteller tun mir zurzeit richtig leid. Wenn es früher Engpässe gab, dann blieben einen Tag lang ein paar Häuser ohne Post. Seit ein paar Monaten sind es ganze Straßenzüge. Im Schnitt bleibt bei uns etwa ein Viertel aller Sendungen pro Bezirk liegen – und muss dann am nächsten Tag zugestellt werden.“

Zusteller: „Kunden, die sich häufig beschweren, bekommen Vermerk“

Das führe dazu, dass die Überlastung immer weiter ansteige, Kolleginnen und Kollegen würden krank werden, es entstehe ein Teufelskreis – und noch mehr Arbeit für die, die noch gesund sind und weiterarbeiten. Das führe zu Frust, erklärt der Zusteller. „Der Ton wird rauer unter den Zustellern, manchmal schmeißt jemand vor Wut eine gelbe Postkiste in die Ecke.“

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Wenn sich Kundinnen und Kunden besonders häufig beschweren, bekämen sie einen eigenen Vermerk in ihrem Zustellfach im Verteilzentrum, sagt der Bote weiter. „Achtung, Beschwerdeführer!“ stehe dann dort. „Die genießen dann Priorität bei der Zustellung, damit sie ihre Post auf jeden Fall pünktlich bekommen.“ Dass es auch Prüfkundinnen und -kunden gebe, mit denen die Führung die Qualität der Zustellung teste, übe weiteren Druck aus, sagt der Bote. 

Post: Beschwerden haben in vergangenen Monaten zugenommen

Eine weitere Brief- und Paketzustellerin erzählt, dass die Briefe derzeit weniger werden, aber die Pakete deutlich mehr. Das erhöhe den Aufwand. „Früher hatte ich 30 oder 40 Pakete dabei, heute sind es 120 oder 130. Die Post legt unheimlichen Wert drauf, dass sie pünktlich geliefert werden, der Rest ist halb so wichtig.“

Sie merke viel Wertschätzung und Zuspruch von der Kundschaft. „Dass die Leute so viel mit der Post liefern lassen, ist ihr gutes Recht. Ich empfinde es sogar als Vertrauensbeweis. Ständig fragen mich Kunden, ob ich einen Kaffee mit ihnen trinken will. Für einige bin ich wohl der erste Mensch am Tag, den sie sehen. Ich arbeite gerne bei der Post, habe immer gerne dort gearbeitet.“ Nun müsse auch der Arbeitgeber begreifen, dass Zustellerinnen und Zusteller nicht vom Himmel fallen. 

Die Post hat zuletzt die „lokalen Probleme“ in den letzten Monaten mit einem hohen Krankenstand und der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt, wo zu wenige Fachkräfte zu finden seien, begründet. Die Beschwerden über kaputte Pakete und unauffindbare Briefe hatten zuletzt massiv zugenommen. In den ersten elf Monaten dieses Jahres summierten sie sich auf circa 37.000, im ganzen Vorjahr waren es nur 15.000 gewesen. (mg)