Schlechte Nachrichten für Fans des Nuss-Nougat-Aufstrichs: Nutella und Co. könnten wegen schlechter Haselnussernte teurer werden.
Nutella hat ein ProblemJetzt droht der Preisschock
Jetzt droht der Schoko-Preisschock!
Die Ernte von Haselnüssen ist in Italien so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Nach Einschätzung der großen Landwirtschaftsverbände wurden nur noch etwa 70.000 Tonnen eingebracht – halb so viel wie im Durchschnitt voriger Jahre.
Das dürfte auch Auswirkungen auf die Frühstückstische in Deutschland haben. Die Expertin Ursula Schockemöhle von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft sagt: „Für die Industrie wird die Produktion von Haselnuss-Erzeugnissen auf alle Fälle teurer. Das wird sich voraussichtlich auch in den Verbraucherpreisen niederschlagen.“ Wird das Glas Nutella im Supermarkt künftig also noch mehr kosten?
Auch in der Türkei fällt die Ernte schlechter aus
Für Nutella – eine von Italiens bekanntesten Marken überhaupt – ist die schlechte Ernte ein Problem. Pro Jahr stellt Ferrero von dem Nuss-Nougat-Aufstrich etwa 500.000 Tonnen her. Die Deutschen gehören zu den treuesten Kunden weltweit.
Allerdings versorgt sich der Konzern längst auch außerhalb der Heimat mit Nüssen, vor allem in der Türkei, dem weltweit wichtigsten Produzenten. Nur ist auch dort die Ernte dieses Jahr schlechter ausgefallen, insbesondere wegen Frostschäden.
Ferrero selbst schweigt sich darüber aus, ob das alles Auswirkungen auf den Ladenpreis von Nutella haben wird. „Wir geben keine Auskunft zur Preisgestaltung“, heißt es dort nur. In der Regel werden in der Lebensmittelbranche höhere Rohstoff-Preise jedoch an die Kunden weitergegeben, wenn auch mit etwas Verzögerung.
Dabei sind Haselnuss-Produkte nach einer Auswertung der Vergleichs-App Smhaggle in den letzten Jahren ohnehin schon deutlich teurer geworden: Für 450 Gramm Nutella müssen inzwischen 3,79 Euro gezahlt werden – 27 Prozent mehr als 2022. Erst im Mai stieg der Preis wieder um 30 Cent. Die Konkurrenz von Nusspli verteuerte sich sogar um 37 Prozent. Auch für Nuss-Schokolade muss man jetzt schon tiefer in die Tasche greifen: Die Tafel Ritter Sport Voll-Nuss kostet aktuell 2,29 Euro - eine Steigerung um 65 Prozent.
Mitschuld an den Ernteausfällen hat die Haselnusswanze
Als Gründe für die schlechte Ernte in Italien gelten vor allem der Klimawandel mit einem milden Winter, starkem Regen im Frühling und Dürre im Sommer sowie ein Schädling: die Haselnusswanze. Die Tiere saugen an jungem Blattgewebe. Durch sie entstehen Fruchtmissbildungen und die Blätter werden rissig und löchrig.
Der Branchenverband Confagricoltura stellt fest: „Die nationale Haselnussproduktion ist in freiem Fall.“ Auch Italiens Bauernverband CIA spricht von einem „weiteren schwarzen Jahr“ - dem dritten in Folge. Vergangenes Jahr waren es noch 85.000 Tonnen, 2023 immerhin noch 102.000 Tonnen. Schätzungen zufolge hängen in Italien mehr als 30.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt davon ab. Bei Ferrero sind über 47.000 Mitarbeitende beschäftigt.
Zudem fällt die Ernte nicht nur geringer aus; auch ist vielerorts die Qualität schlechter. Im Piemont im äußersten Nordwesten von Italien – der wichtigsten Anbauregion im Norden, wo auch der Nutella-Mutterkonzern Ferrero seinen Sitz hat – fallen Haselnüsse jetzt häufiger von den Sträuchern, noch bevor sie reif sind.
In anderen Regionen wie dem Latium rund um Rom sowie in Kampanien und auf Sizilien ist es nicht besser. Umweltschützer kritisieren schon länger, dass in Italien ganze Landstriche durch Haselnuss-Monokulturen veröden.
Laut Expertin werden Preisaufschläge bei Nutella geringer ausfallen
Expertin Schockemöhle erwartet bei Nutella kleinere Aufschläge als bei unverarbeiteten Haselnusskernen. Das liegt auch daran, dass der Branchenführer verhältnismäßig wenig Nüsse verwendet: In Nutella sind es laut Etikett 13 Prozent. Andere Hersteller verweisen darauf, dass bei ihnen der Aufstrich aus deutlich mehr Haselnüssen besteht. Bei der ostdeutschen Traditionsmarke Nudossi beträgt der Anteil demnach Angaben 36 Prozent. Bei der italienischen Edelmarke Baratti & Milano sind es sogar 51 Prozent.
Möglich wäre nach Expertenmeinung auch, dass sich die Hersteller künftig ihre Nüsse in anderen Ländern besorgen. „Für den Einzelhandel in Deutschland sind die für türkische und italienische Haselnüsse aufgerufenen Preise zu hoch“, sagt Schockemöhle. Möglich seien Importe aus den USA, wo die Ernte gut ausgefallen sei. Zudem sei denkbar, dass bald auch China als Lieferland in Erscheinung tritt: Walnüsse aus der Volksrepublik gibt es im deutschen Discounthandel bereits. (omw, dpa)
