Aldi, Lidl, Rewe, Penny, Netto & Co. haben nach Putins Einmarsch in die Ukraine Konsequenzen gezogen und russische Produkte verbannt. Edeka geht nun einen Schritt weiter – nicht nur die Kundschaft zeigt sich verwirrt darüber.
Wegen des Ukraine-KriegsEdeka mit riskanter Änderung im Regal – Kundschaft und Marktleiter verwirrt

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Edeka, hier eine Filiale in Hamburg, benennt beliebte Eissorte um.
Aldi hat es getan, Lidl ebenso wie Rewe, Penny oder Netto: Nachdem der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, haben die meisten Supermarktketten in Deutschland reagiert und Produkte aus ihren Regalen verbannt, die in Russland hergestellt worden sind. Süßwaren, Fertiggerichte, Spirituosen wurden ausgelistet – darunter zum Beispiel Wodka. „Auf unbestimmte Zeit“ hieß es etwa von Aldi Süd.
Auch Edeka will ein klares Zeichen der Solidarität setzen und geht nun sogar einen Schritt weiter: Das Unternehmen zieht nicht nur für Produkte aus Russland Konsequenzen, sondern nun auch für eine Eigenmarke. Die Kette wagt nun eine Namensänderung im Tiefkühlregal – nicht nur die Kundschaft zeigte sich verwirrt, sondern auch ein Marktleiter.
Wie die „Ostsee-Zeitung“ berichtet, hat Edeka eine beliebte Eissorte umbenannt: Beim Sandwich-Eis der Eigenmarke Gut & Günstig hat bislang der Zusatz „Moskauer Art“ auf der Verpackung darauf hingewiesen, dass es sich um Vanille-Sahneeis zwischen zwei Waffeln handelt. Edeka hat kurzerhand das Eis in „Kiewer Art“ umbenannt – und den Begriff „Moskauer Art“ durchgestrichen.
Edeka benennt beliebte Eissorte um – schuld ist der Krieg in der Ukraine
Edeka selbst erklärte dazu, dass man diese Maßnahme aus Solidarität zur Ukraine getroffen habe. „Die Geschehnisse in der Ukraine machen uns nach wie vor sehr betroffen. Uns liegt es am Herzen, unsere Solidarität weiterhin zum Ausdruck zu bringen, und wir sind der Überzeugung, dass man das auch mit kleinen Gesten zeigen kann“, wird eine Edeka-Sprecherin zitiert.
Doch zahlreiche Kundinnen und Kunden zeigten sich in den sozialen Netzwerken irritiert über die Änderung. „Die Marketingabteilungen der großen deutschen Konzerne lassen wirklich keine Peinlichkeit aus“, meint ein Kunde dort. „Jetzt hat Edeka ein Eis von ‚Moskauer Art‘ in ‚Kiewer Art‘ umbenannt! Und dann auch noch ‚Kiew‘ nicht in ukrainischer Schreibweise.“
Edeka geht riskanten Schritt im Tiefkühlfach und sorgt für Kritik
„Unnötig provokant und ausschließend kann Edeka!“, schreibt ein weiterer Twitter-User. „Geht es noch darum, Putin aus der Ukraine zu jagen oder darum, die russische Kultur auszulöschen?“, bemängelt ein weiterer den Kulturkampf.
Auch ein Marktleiter zeigte sich gegenüber der „Ostsee-Zeitung“ irritiert über diese Änderung: „Ich bezweifle, ob die Umbenennung überhaupt eine Wirkung erzielt“, sagt der Leiter des Edeka-Marktes in Lubmin, Volker Kieckhefen. Sie könnte sogar abschreckend wirken.
Edeka: Eis-Variante „Kiewer Art“ soll nur temporär sein
Der Handelsverband Nord wiederum habe bislang keine Erkenntnisse, dass sich Produkte mit Russland-Bezug schwerer verkaufen lassen, heißt es im Bericht weiter. Für die Branche sei dies aktuell ein Nebenschauplatz. Viel drängender seien für sie stattdessen steigende Energiepreise, Inflation und Lieferkettenprobleme seit Kriegsbeginn.
Eine Sprachwissenschaftlerin wiederum erkennt laut Bericht in dem Vorgehen von Edeka auch Kalkül: „Der Hersteller möchte seine Solidarisierung mit der Ukraine zeigen, und/oder er möchte mehr Produkte verkaufen.“ Umfragen würden schließlich belegen, dass sich die Mehrzahl der Deutschen mit der Ukraine solidarisiert.
Die Verpackungsvariante „Kiewer Art“ zusammen mit dem durchgestrichenen „Moskauer Art“ sei nur temporär, erklärte Edeka. „Langfristig wird das Eis nur noch ‚Ice Snack Sandwich‘ heißen“, heißt es von der Sprecherin weiter.
Mit seinem Namens-Boykott ist Edeka nicht allein, auch andere Ketten haben mit Ausbruch des Krieges den Zusatz „Moskauer Art“ von den Verpackungen gelöscht, zum Beispiel Aldi Nord. Dort heißt das Eis nur noch schlicht „Sahneschnitte“. (mg)