Brotkultur ungesund?Brot rutscht in Nährwert-Skala deutlich ab – Hersteller laufen Sturm

Brote werden im Verkaufsraum in der Bäckerei und Konditorei Plentz angeboten.

Brote werden im Verkaufsraum angeboten. Brot erhält zukünftig eine schlechtere Nutri-Score-Bewertung.

Brot erhält zukünftig eine schlechtere Nutri-Score-Bewertung. Den Herstellenden ist das ein Dorn im Auge.

von Luisa Maria Stickeler (ls)

Beim Einkaufen könnten Verbraucherinnen und Verbraucher bald über den Nutri-Score stolpern. Denn zum Jahresende ändert sich die Berechnung des Nährwertlogos. Es gelten strengere Regeln.

Auch Brot ist betroffen. Ein Großteil der Mischbrote erhält dann ein C-Label, wo vorher noch ein A oder B prangte. Bis Ende 2025 müssen die Unternehmen ihre Produkte umstellen. Ihnen wird eine zweijährige Abverkaufsfrist gewährt.

Strengere Nutri-Score-Regeln haben Auswirkungen auf Brot-Industrie

Während Vollkorn-Brote voraussichtlich im grünen A-Bereich bleiben, rutschen Weizen-Produkte in den gelben Bereich oder sogar noch tiefer. 

Christopher Kruse, Syndikusrechtsanwalt des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, äußert sich gegenüber der „Lebensmittel Zeitung“ beunruhigt: Die neue Deklaration könne „den Anschein erwecken, dass unsere jahrtausendealte deutsche Brotkultur ungesund ist“.

Er frage sich, „ob diese politische Entscheidung zielführend ist – und wie sie sich auf die Verbraucherwahrnehmung des wichtigen Grundnahrungsmittels Brot auswirkt“.

Das Gremium der Nutri-Score-Staaten will mit der neuen Berechnung die Aussagekraft des Nährwertlogos verbessern. Damit Brot eine bessere Bewertung erhält, sollte der Ballaststoffgehalt höher und der Salzgehalt niedriger sein. 

Doch gerade Salz sorgt dafür, dass Brot kräftiger schmeckt. Der Chef der Harry-Brot-Marke, Frank Kleiner, erklärte der „Lebensmittel Zeitung“: „Salz trägt nicht nur zur Backstabilität bei, sondern liefert am Ende auch den Geschmack. Nicht umsonst empfinden wir das Brot in Holland oder Großbritannien als fad. In Großbritannien etwa liegt der Salzgehalt bei 0,8g.“

Die Reformulierung des Nutri-Scores beunruhigt auch den Unternehmer: „Erzielt ein Produkt aufgrund seiner Zusammensetzung drei bis zehn Berechnungspunkte, bekommt es ein gelbes ‚C‘. ‚Drei bis zehn‘ aber ist eine sehr große Spannbreite, und das ist das Problem: Hier könnten sich Unternehmen künftig sagen: „Wenn ich ohnehin schon fünf Punkte habe – und damit weit vom hellgrünen ‚B‘ (0-2 Punkte) entfernt bin, kann ich mich ja nicht verbessern. Dann pack’ ich lieber mehr Salz rein, bleibe im ‚C‘‚ aber dann schmeckt es noch besser‘“, sagte er im „LZ“-Interview.