Tourismus in Gefahr?Rügener-Strandkorbvermieter: „Leute wollen keinen Urlaub im Industriegebiet“

Die Insel Rügen fürchtet sich vor den Auswirkungen des geplanten LNG-Terminals für den Tourismus.

von Eva Gneisinger (eg)

Die Insel Rügen gehört zu den beliebtesten deutschen Reisezielen. Die Statistik zeigt das deutlich: Im Jahr 2022 wurden rund eine Million Ankünfte und 6,4 Millionen Übernachtungen von Tourist:innen auf den Ostseeinseln Rügen und Hiddensee erfasst.

Urlauberinnen und Urlauber erfreuen sich besonders an den Naturschätzen der Insel, wie den berühmten weißen Kreidefelsen, den Buchenwäldern und den traumhaften Sandstränden.  Die Einheimischen leben größtenteils von dem Tourismus, er ist die stärkste Einnahmequelle – nicht auszudenken, wenn dieser wegbricht.

Rügen: Geplantes LNG-Terminal könnte Tourismus schaden

Genau aus diesem Grund schlagen die Insulaner, wie der Unternehmer Ulf Dohrmann, Alarm: Sie befürchten, die Pläne der Bundesregierung zum Bau eines LPG-Terminals direkt an der Küste, könnten dem Tourismus der Insel nachhaltig schaden.

Rügen erlebte während der Corona-Pandemie einen wirtschaftlichen Aufschwung: Viele haben auf einen Urlaub im Ausland verzichtet und sind innerhalb Deutschlands verreist. Heute, im Jahr 2023, laufe der Tourismus immer noch gut, die wieder neu gewonnenen Freiheiten würden dennoch bemerkt, so Dohrmann. Rügen bekommt Konkurrenz von südlichen Reisezielen wie Spanien und Griechenland.

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Der Unternehmer, der auf der Insel unter anderem eine Strandbar und eine Strandkorbvermietung betreibt, schlägt Alarm. Wenn jetzt auch noch das Gas-Terminal kommt, sieht er schwarz: „Die Leute wollen keinen Urlaub im Industriegebiet“, sagt er im Interview mit „Focus“.

Die Problematik sei auf der Insel bekannt und die Auswirkungen der LNG-Pläne bereits jetzt schon zu spüren. Kaufinteressenten für Wohnungen auf der Insel würden oft ihre Notartermine wieder absagen, weiß Dohrmann.

Einheimische auf Rügen besorgt: „Schon darüber nachgedacht, alles zu verkaufen“

Der Binzer Tourismus-Direktor Kai Gardeja ist ebenfalls besorgt: Umfragen zeigen, dass Rügen, im Falle eines tatsächlichen Baus des LNG-Terminals am Hafen Mukran, mit einem Gäste-Rückgang von 20 Prozent rechnen muss. 

Die Pläne der Bundesregierung passen zudem so gar nicht zu dem Image der Insel Rügen und zu dem, was sie Urlauberinnen und Urlaubern verspricht: Luftkurort zu sein. Die Emissionen, die durch das Terminal entstehen, könnten klimaschädlicher nicht sein. Zumal das LNG in den USA bereits unter katastrophalen Bedingungen für die Umwelt erzeugt wird. Ein absolutes No-Go für Dohrmann: „Das fühlt sich verkehrt an“.

Der Frust unter den Insulanerinnen und Insulanern ist groß. Von der Bundesregierung fühlen sie sich mit ihren Sorgen alleingelassen: „Ich habe schon darüber nachgedacht, alles zu verkaufen und das Land zu verlassen“, gibt Frank Borchert zu. Borchert vermietet Gästezimmer auf Rügen und fürchtet angesichts der düsteren Prognose um seine Existenz.

Mit aller Kraft wehrt sich Rügen gegen das geplante Bauprojekt des LNG-Terminals. Die Gemeinde Binz bereitet diverse Klagen gegen das Bauvorhaben vor. Noch wollen sie nicht aufgeben – die Hoffnung stirbt zuletzt.