Tolle Architektur, Opulenz und fantastisches Essen von Macarons bis „Fleisch am Galgen“: Darum sollte man Nancy immer auf dem Schirm haben.
Kurztrip nach NancyHier ist fast alles Gold, was glänzt

Copyright: Marie Schäfers
Prächtiges Zeugnis barocker Schmiedekunst: Die acht Tore an den Ecken des Place Stanislas. Bei der Eröffnung des Platzes ließ Stanislas aus dem Amphitrite-Brunnen einst Wein fließen.
Auf der Suche nach einem Reiseziel für ein schönes (verlängertes) Wochenende? Schön bummeln, lecker Essen, vielleicht ein kleines bisschen Luxus hier und da? Wie wäre es dann mit einem Besuch an einem der schönsten Plätze Europas? Nancy, die lothringische Metropole, hat kaum jemand auf dem Schirm. Sollte man aber haben, hier ist nämlich vieles Gold, was glänzt.
Charmant – dieser Begriff passt perfekt zu Nancy. Einst Hauptstadt der Herzöge von Lothringen. Auch von Stanislaw Leszczyński (1677-1766), zweimaliger polnischer König, der in seiner Heimat nicht so geschickt agierte, zum Flüchtling wurde – bis seine Tochter den französischen König Ludwig XV. ehelichte. Der erlaubte seinem Schwiegervater sich in Lothringen auszutoben – und damit Stanislas (französischer Namensform) Ruhe hielt, durfte der einem Stadtverschönerungsfimmel frönen – und Paris zahlte die Zeche. Stanislas schenkte Nancy eine der ersten öffentlichen Bibliotheken Europas, einen Tag freie medizinische Versorgung für Bedürftige im Monat – und einen Platz, der in seiner Opulenz wirklich seinesgleichen sucht.
- Goldig: Der Place Stanislas zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bei seiner Einweihung im November 1755 floss aus den beiden riesigen Brunnen an den Zugängen bester französischer Wein. Außerdem mussten alle Bäcker und Schlachter der Vorstädte fünfmal am Tag (!) frische Köstlichkeiten zubereiten. Die Dekadenz ist immer noch spürbar, hier verweilen und die Historie auf sich wirken lassen. Vielleicht bei einem Mirabelleneis (Mirabellen sind der Exportschlager Lothringens). Toll ist auch der Nikolausmarkt in Nancy, falls man noch dieses Jahr vorbeischauen will.
- Mehr hübsche Plätze: Den Place Stanislas durch den Triumphbogen Arc Héré verlassen und den Place de la Carrière entdecken, der die Alt- mit der Neustadt verbindet. Der Place d'Alliance mit seinem Brunnen und dem alten Lindenbestand lädt zu einem kleinen Päuschen ein.
- Kirchen gucken: Die Kathedrale von Nancy liegt an einer Straße, auf der heute der Bär steppt. Studentenkneipen, Restaurants, viel Trubel, mitten im Leben. Betritt man die Kirche, überwältigt einen die Stille. Unbedingt auch die Basilika Saint-Epvre besuchen, erbaut im neugotischen Stil.
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- In den Parks flanieren: Neben Gold dominiert in Nancy Grün. Der Großraum hat 300 Hektar Stadtparks, Gärten, Blumeninseln und Promenaden zu bieten. Der Parc de la Pépinière ist die größte Grünanlage mit Teichen, Spielplätzen, Minigolfanlage und ein Tiergehege. Im Parc Sainte-Marie, bekannt für seine Blumenbeete und den Rosengarten, vorbeischauen. Und der Garten Dominique Alexandre Godron zwischen Altstadt und Hafen lohnt auch einen Abstecher. Danach am Jachthafen vorbeischlendern – romantisch.
- Für Kunst- und Architekturinteressierte: Das Musée des Beaux Arts (Eintritt: 10 Euro) beherbergt Kunstwerke vom 14. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Schwerpunkte sind französische, italienische und niederländische Gemälde. Architekturbegeisterte schauen sich auf jeden Fall die Villa Majorelle an (eine Ikone des Jugendstils) – und das alte Stadttor Porte de la Craffe.
Schlemmerhimmel Nancy: Macarons und „Fleisch am Galgen“
- Essen und Trinken: Gourmets und Gourmands werden hier glücklich. Probieren sollte man natürlich Quiche Lorraine, die herzhafte Tarte mit Speck und Käse. Naschen und mitbringen muss man erfrischende Bergamotte-Bonbons und die speziellen Macarons de Nancy. Hier heißen sie die „einzig wahren Macarons“. Es handelt sich nicht um die gefüllten, bunten „Baiser-Burger“, sondern um flache Makronen mit rissiger Oberfläche, außen knusprig und innen weich, mit herrlichem Mandelaroma. Die Berühmtesten gibt es bei Soeur Macarons. Zu trinken gibt es Weine aus Lothringen und Mirabellen-Likör. Einen Überblick über Produkte der Region und frische Marktzutaten bekommt man im Marché Couvert (geöffnet dienstags bis sonntags).
- Restauranttipps: Absolutes Muss ist ein Besuch in der Brasserie L'Excelsior, ein Paradebeispiel für den Jugendstil, herrlich kitschig. Stilecht gönnt man sich eine Meeresfrüchteplatte (ab 52,50 Euro) oder ein Menü (zwei Gänge 29,90 Euro, drei Gänge 55 Euro). Man kann auch gut frühstücken oder Kaffee und Kuchen genießen. Für ein leichtes Mittagessen eignet sich die Weinbar „Vins et Tartines“, dort gibt es Snacks und herrlich belegte Butterbrote, die man am besten im urigen Keller mit einer der Weinempfehlungen per Glas einnimmt (zwischen 6,50 und 18,90 Euro). Im „Le Bouche a Oreille“ sitzt man zwischen allerhand Nippes, tafelt üppigste Flammkuchen, Raclettes, Fondues oder „Fleisch am Galgen“, das mit Cognac flambiert wird (Hauptgerichte ab 24 Euro).
- Übernachten: Kettenhotels gibt es viele, da erwartet einen Solides, aber nichts Besonderes (ca. 80 bis 90 Euro pro Nacht im Doppelzimmer). Frühstück braucht man hier nicht, da gibt es in jeder Bäckerei was Besseres.
- Das nervt: Der Berufsverkehr. Noch fieser: Die engen Parkhäuser der Hotels. Gar nicht erst reinfahren! Auto abstellen (z. B. am Ufer des Jachthafens) und den Rest einfach zu Fuß abklappern.
- Das bleibt: Das Gefühl, einen Geheimtipp entdeckt zu haben. Tolle Altstadt, freundliche Menschen, viel Sinn für Kulinarik, aber nicht zu überlaufen.
Nancy in Lothringen: So komme ich hin
Mit dem Auto dauert es vom Rheinland aus etwas über vier Stunden bis nach Nancy, als Zwischenstopps für einen längeren Trip bieten sich Luxemburg und Metz an.
Wer auf dem Rückweg Lebensmittel in den unfassbar gut ausgestatteten französischen Supermärkten einkaufen will, kann in Thionville Halt machen, dort gibt es gleich drei Super- und Hypermarchés, mit allem, was das Gourmetherz begehrt (Kühltaschen mitnehmen!).

