Vorsicht, Fettnäpfchen!10 Dinge, die in Großbritannien ein absolutes No-Go sind

Blick auf die Stadt London mit dem Big Ben, dem Palace of Westminster und der Themse, hier im März 2023.

In Großbritannien können sich deutsche Touris schnell falsch oder unhöflich verhalten.

Sind Urlauber und Urlauberinnen mit der britischen Kultur nicht allzu vertraut, treten sie schnell in Fettnäpfchen. In unserem Guide präsentieren wir zehn No-Gos, die Touris in Großbritannien besser vermeiden sollten.

von Jana Steger (JS)

Beeindruckende Sehenswürdigkeiten, kulinarische Vielfalt und idyllische Landschaft – Großbritannien hat so einiges zu bieten! Nicht ohne Grund lockt der größte Inselstaat Europas jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Urlauberinnen und Urlauber auf die Insel.

Doch Vorsicht: Als Touri kann es schon einmal vorkommen, dass das Wissen über die Kultur sowie über spezifische Verhaltensregeln des Landes eher mangelhaft ist. Um unangenehme Stolperfallen zu vermeiden, gibt es hier zehn No-Gos, die es für Großbritannien-Reisende zu beachten gilt.

No-Go in Großbritannien: Auf Begrüßungs-Floskeln die falsche Antwort geben

Die Begrüßung: Das erste Fettnäpfchen findet sich gleich bei der Begrüßung. Die Frage „How do you do?“ ist nämlich mehr als eine Floskel und nicht etwas als eine ernst gemeinte Frage zu verstehen. Hier können Gesprächspartner und -partnerinnen am besten ebenfalls mit einem höflichen „How do you do?“ die Gegenfrage stellen.

Ganz gleich, wie es befragter Person wirklich geht, lautet die Standardantwort auf die ebenfalls häufig genutzte Frage „How are you?“ stets: „Fine, thank you.“ Hier spielt der eigentliche Gemütszustand keine Rolle – es geht dabei um Höflichkeit und gesellschaftliche Konventionen.

Die Gesprächseröffnung: Die höfliche Eröffnung eines Gesprächs, nämlich ein freundliches „Nice to meet you!“, ist außerdem eine angemessene Geste. Wer sich namentlich vorstellen möchte, sollte zumindest diesen Gesprächsbeginn abwarten oder vielleicht das Wetter als neutralen Gesprächseinstieg nutzen. Doch Achtung: Umarmungen und Küsschen bei der Begrüßung sind tabu! Ein respektvoller Abstand sollte stets gewahrt werden.

Der Händedruck: Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Begrüßung ist der richtige Händedruck. Wird die Hand vom Gegenüber entgegengestreckt, ist ein kurzer und fester Händedruck angemessen. Zu langes Händeschütteln kann unangenehm wirken – hier ist Feingefühl gefragt. Zum Abschied genügt ein körperkontaktloser Gruß wie „Have a nice day“. Kurz, freundlich und ohne übermäßige Emotionalität.

No-Go in Großbritannien: Falsche Einordnung in der Warteschlange

Das Anstellen: In Großbritannien ist es üblich, sich in einer geordneten Reihe anzustellen. Sei es an der Bushaltestelle, im Supermarkt oder an anderen öffentlichen Orten. Das Vordrängeln wird oft als unhöflich betrachtet.

Auch auf Rolltreppen können Urlauberinnen und Urlauber schon einmal schnell ins Fettnäpfchen treten. So ist es dort zum Beispiel üblich, sich auf der Rolltreppe an den rechten Rand zu stellen, um sich nach oben oder unten befördern zu lassen.

So haben Menschen, die es etwas eilige haben, die Möglichkeit, links auf der Treppe vorbeizugehen. Im Zweifelsfall machen Britinnen und Briten das mit einem deutlichen „Stand right!“ („Rechts stehen!“) bekannt. Auch an den Bahnsteigen der Underground-Stationen der englischen U-Bahn sollten Besucher und Besucherinnen darauf achten, den Fluss der Menschen nicht durch unnötiges Herumstehen zu behindern.

Auch interessant: 8 Dinge, die du in den Niederlanden auf keinen Fall tun solltest

No-Go in Großbritannien: Ungeschriebene Regeln im Pub missachten

Der Pub: Schlange stehen gibt es in einem Pub eher weniger. Das bedeutet jedoch nicht, dass es bei der Bestellung an der Bar keine festgelegte Reihenfolge gibt. Die Angestellten wissen genau, wer als Nächstes an der Reihe ist. Auffälliges Winken wird dabei als Vordrängeln betrachtet.

Bestellt wird grundsätzlich an der Bar, nicht am Tisch. Außerdem gilt: niemals einfach nur „beer“. Die Art des Bieres ist es, die entscheidend ist: „lager“, „bitter“, „ale“ oder eine spezifische Marke des Herstellers. Wer Durst hat, bestellt „A pint of...“, was etwa 600 ml entspricht. Ein kleines Glas erhalten Gäste, wenn diese „a half pint of“ bestellen. Und eine weitere Regel: niemals ein höfliches „please“ („bitte“) am Ende der Bestellung vergessen.

No-Go in Großbritannien: Ausgeprägte Höflichkeit zu persönlich nehmen

Die Etikette: Alles wird als „wonderful“ und „lovely“ bezeichnet, jeder ist ein „dear,“ „darling“ oder sogar ein „love.“ Doch Vorsicht, diese liebenswerten Ausdrücke sind nicht unbedingt eine Einladung zu engerem Kontakt. Die britische Etikette überrascht nämlich mit einer Mischung aus Zurückhaltung und Großzügigkeit, wenn es um Kosenamen geht.

Hier an unserer Umfrage teilnehmen:

„Love“ mag herzlich klingen, ist jedoch eben keine Einladung zu übermäßiger Nähe. In manchen Regionen sorgen auch ungewöhnliche Bezeichnungen wie „duck“ oder „pet“ für eine zusätzliche Portion Charme, ohne dabei respektlos zu wirken. Demnach sollten Urlauberinnen und Urlauber die liebenswerten Ausdrücke nicht gleich zu persönlich nehmen. 

No-Go in Großbritannien: Wer bezahlt die Rechnung im Restaurant?

Die Rechnung bezahlen: Auch im Restaurant gibt es klare Regeln, die über den kulinarischen Genuss hinausgehen. Die schlechte Nachricht: Lädt ein Gastgeber oder eine Gastgeberin ein, so zahlt diese Person für alle. Ist das nicht der Fall, sondern soll die Rechnung aufgeteilt werden, so gibt es auch hier feine Unterschiede, die sich von deutschen Gepflogenheiten unterscheiden.

Der Gesamtbetrag wird nämlich durch die Anzahl der Gäste am Tisch geteilt, unabhängig davon, wer die teure Flasche Wein und das opulente Mahl bestellt hat. Die Regel hierbei lautet also: alle zahlen gleich viel.

No-Go in Großbritannien: Wie sieht es mit Trinkgeld aus?

Trinkgeld: In britischen Restaurants wird das „tip“ („Trinkgeld“) mit zehn bis 15 Prozent angegeben. Es sei denn, auf der Rechnung steht bereits der „service charge“. In diesem Fall darf das Trinkgeld etwas sparsamer ausfallen. Doch nicht nur im Restaurant, auch in anderen Situationen gilt Trinkgeld als angemessen.

So ist beispielsweise für Kofferträgern oder -trägerinnen im Hotel eine besonders großzügige Geste angebracht – zwei Pfund können es in diesem Fall mindestens sein. Im Taxi wird auf das nächste Pfund aufgerundet. Es sei denn, der Fahrer oder die Fahrerin hat sich besonders freundlich um das Gepäck gekümmert. In diesem Fall sind zehn bis 15 Prozent des Fahrpreises eine angemessene Anerkennung.

Im Pub können sich Gäste das Trinkgeld grundsätzlich sparen. Außer es steht ein Glas mit Münzen auf der Theke. Allerdings sehen einige Pub-Stammgäste dies als Verwässern der Sitten an. Daher bleibt das Trinkgeld hier eine individuelle Entscheidung.

No-Go in Großbritannien: Mittagessen zum Frühstück?

Das Frühstück: In Sachen Frühstück setzen die Briten und Britinnen auf Deftiges! Das traditionelle „Full English Breakfast“ umfasst gebratene Köstlichkeiten wie Spiegelei, Bohnen, Tomaten, Würstchen und Frühstücksspeck aus der Pfanne. Doch nicht jeder startet mit einem solch üppigen Mahl in den Tag. Unter der Woche muss es oft schnell gehen, daher greifen viele zu Cornflakes, Toast und Co.

Die Regel „Großes Frühstück, kleines Mittagessen“ oder umgekehrt scheint in Großbritannien weit verbreitet. Wer morgens ausgiebig schlemmt, begnügt sich mittags mit einer Kleinigkeit wie einem Salat, einer Pastete oder einem Sandwich. Sparsame Frühstücker und Frühstückerinnen genehmigen sich hingegen eine größere Portion zum Mittagessen. Und auf der Bucket List jedes Foodies sollte das ur-englische „Fish & Chips“ stehen – zwar nicht das gesündeste, aber definitiv eine beliebte Mittagsmahlzeit. Traditionell wird dieses Gericht oft im Pub oder als Street-Food zum Mitnehmen serviert.

No-Go in Großbritannien: Vorsicht bei vermeintlich harmlosen Gesten

Gesten: In Deutschland mag das Victory-Zeichen völlig unbedenklich sein und symbolisiert vor allem Freude oder dient sogar als Begrüßungs-Geste. Dabei handelt es sich um eine Handgeste, bei der der Zeige- und Mittelfinger zu einem „V“ ausgestreckt werden, während der Ringfinger und der kleine Finger eingezogen bleiben. Doch in Großbritannien ist dabei Vorsicht geboten. 

Die vermeintlich harmlose Geste kann in Großbritannien mit nach vorn gedrehtem Handrücken nämlich als äußerst unhöflich aufgefasst werden – dieses entspricht nämlich einer ähnlichen Art von Bedeutung wie das Aufzeigen des Mittelfingers in Deutschland. Die Feinheiten der Gestik können schnell für Missverständnisse sorgen, daher ist es ratsam, sich über die kulturellen Unterschiede im Umgang mit Gesten bewusst zu sein. 

Auch interessant: 10 No-Gos: Das solltest du in Spanien unbedingt vermeiden

No-Gos in Großbritannien: Unpassende Kleidung

Die Kleidung: In Großbritannien schreibt der Dresscode oft die Sprache der Eleganz vor. Vor allem bei offiziellen Anlässen ist makellose Kleidung ein Muss. Der Mann sollte im Smoking erscheinen, während die Frau in einem Abendkleid glänzen sollte.

Abseits formeller Ereignisse ist der dunkle Anzug für den Mann und ein Kostüm oder Hosenanzug für die Frau angebracht. In der Freizeit darf der Dresscode dann legerer sein. Generell legen Briten und Britinnen großen Wert auf Stil, egal bei welchem Anlass.

No-Gos in Großbritannien: Ohne Mitbringsel bei einer Einladung erscheinen

Gastfreundschaft: Eine Einladung in Großbritannien ist nicht nur etwas Besonderes, sondern fast schon eine Ehre. Die Britinnen und Briten sind dabei äußerst gastfreundlich. Und obwohl es kein Muss ist, können Gäste auch gerne eine Kleinigkeit mitbringen. Doch Vorsicht bei der Wahl des Mitbringsels! Lilien gelten als ungeeignet, da sie in der britischen Kultur negative Konnotationen haben.

Zudem sind viele Britinnen und Briten abergläubisch und meiden Geschenke mit Stückelungen zu 13, da dies Unglück bringen könnte. Bei privaten Einladungen sind außerdem geschäftliche Themen ein absolutes Tabu. Die Briten und Britinnen schätzen es viel mehr, wenn private Zusammenkünfte von entspannten und persönlichen Gesprächen geprägt sind.

Weitere No-Gos in Großbritannien:

  • Kritik am Königshaus ist tabu
  • Überhebliches Verhalten vermeiden. Besser eine vornehme Zurückhaltung an den Tag legen
  • Nie Waliser, Nordiren, Schotten oder gar Iren als Engländer bezeichnen
  • Beim Toast auf das Königshaus bleibt niemand sitzen. Alle Anwesenden erheben sich
  • FKK ist in Großbritannien ist nur an dafür ausgewiesenen Bereichen zulässig. Oben ohne Baden wird nicht überall gerne gesehen

Wer während des Urlaubs die Gepflogenheiten und Regeln der Britinnen und Briten respektiert, dürfte in der Regel eine reibungslose Reise erleben. Für den Fall der Unsicherheit gibt es jedoch immer die Möglichkeit, einfach nachzufragen.