AuvergneMondän & modern: Frankreichs unbekannte Schönheit

Puy-en-Velay in der französischen Auvergne

Was für ein Anblick! In Le Puy-en-Velay stehen (v.l.) die romanische Kirche, die Marienstatue und die Kathedrale Notre-Dame-de l’Annonciation auf Basaltsockeln.

Oh là, là! Die Auvergne zählt wohl zu den meisten unterschätzten Regionen Frankreichs – und das völlig zu Unrecht! Höchste Zeit, den tollen Landstrich per Wohnmobil zu erkunden.

von Christof Ernst (che)

Auvergne? Wo ist die noch gleich? Selbst häufige Frankreich-Fahrer und Kenner kommen dabei ins Grübeln, wenn es um diese Region geht. Sie ist quasi „Durchfahrtsland“. Denn auf dem Weg ans Mittelmeer lässt man Städte wie Vichy, Clermont-Ferrand oder Aurillac meistens links liegen.

Der gute Tipp: Einfach mal mit dem Wohnmobil anhalten, aussteigen, gucken und staunen: Sattgrüne Hügel, Vulkane, raue Mittelgebirgs-Landschaften, wundervolle, attraktive Städte, guter Käse, klasse Wein! Oh là, là: Auvergne wunderbar.

Auvergne: Wanderparadies mit Heiligen und „Feenschornstein“

Das Wanderparadies: Es kommt schon einer schweren Unterlassung gleich, in der Auvergne nicht die Wanderstiefel anzuziehen. Egal ob sanfte Täler, Flusslandschaften oder richtig hohe Berge - imposante Touren sind garantiert. Zum Beispiel im „Vallée des Saint“, 50 Kilometer südlich von Clermont-Ferrand. Die bizarren Felsformationen aus rotem Sandstein im „Tal der Heiligen“ heißen „Feenschornstein“ und haben nahezu meditative Ausstrahlung.

Mondän und modern: Die Zeit scheint stillzustehen, wenn man durch den Kurpark von Vichy geht. Das mondäne Heilbad im Norden der Auvergne protzt heute noch mit Villen, Theatern und einem Casino aus der Belle Époque (1884 - 1914). Mancher Stuck blättert ab, manches Kunstschmiede-Geländer rostet - aber stets mit Stil. Alte Schätzchen wie die Kirche Notre-Dame de l'Assomption gibt es auch in Clermont-Ferrand zu bewundern. Die Stadt hat aber vor allem dank der Universität und diverser Hochschulen den Sprung in die Neuzeit geschafft. Rund um die Kathedrale gibt es in den verwinkelten Gassen kleine, aber feine Shops aller Art.

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Fluss mit Flair: Der l'Allier zieht sich von Norden nach Süden durch die Auvergne, und fast jeder Abschnitt ist sehenswert, zumal es seit 2019 den „Voie Verte“, den grünen Radweg, entlang des Flusses gibt. Deshalb: Auf jeden Fall Fahrräder ans Wohnmobil schnallen oder vor Ort ausleihen.

Camping: Platz da! Vor allem vor und nach den französischen Ferienmonaten Juli und August hat man auf den meisten Campingplätzen freie Platzwahl. Auf unserer Tour gab es fast nichts auszusetzen, was sanitäre Anlagen, Größe des jeweiligen Stellplatzes oder den Service betrifft. Nahezu jeder Platz hat ein kleines Lokal. Also Pizza und/oder Burger sind allemal garantiert.

Auvergne kulinarisch: Unbedingt Aligot probieren – himmlisch!

Deftig-rustikal: Wer eher einen Bogen um Fastfood macht, findet in den meisten Restaurants in den Städten und Dörfern Auvergne-Spezialitäten wie Lièvre en Cabessal. Das ist Hase in Rotwein und kostet zwischen 20 und 26 Euro. Für den kräftigen Geschmack empfiehlt sich Aligot, das ist eine Mischung aus Kartoffelbrei, Knoblauch und Tomme (Weichkäse) für etwa 12 Euro.

Farbenspiel in der Kapelle des Hotel des Lumières in der Auvergne

Das Farbenspiel in der Kapelle des Hôtel des Lumières kann man am besten auf dem Rücken liegend genießen.

Das Schmuckstück: Der Star unter allen Orten der Auvergne ist ohne Frage Le Puy-en-Velay ganz im Süden. Welche Stadt hat schon drei Basaltkegel, auf deren Spitze eine Madonnenstatue, eine Kathedrale und eine romanische Kirche thronen?! Die Stadt ist bunt, lebendig und voller Geschichte(n). So startet von hier aus die Via Podiensis deren Ziel - Pilgerfreunde wissen das - Santiago de Compostela ist. Sensationell ist das „Hôtel des Lumières“ direkt neben der Kathedrale, ein Museum, in dem man dank modernster Technik auf faszinierende Videoreise gehen kann.

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Das nervt: Auf dem Notebook endlich den Empfang eines Champion-League-Spiels hingekriegt zu haben - und dann macht das Campingplatz-WLAN alle paar Minuten die Grätsche!

Das bleibt: In der Kapelle des Hôtel des Lumières auf einer Holzliege an die Decke schauend ein Feuerwerk aus Farben und Formen zu genießen. Das macht high - ganz ohne Drogen.

Die Auvergne vom Rheinland aus erreichen: So fährt man mit dem Wohnmobil

Mit dem Wohnmobil geht's über Luxemburg nach Frankreich hinein. Erste Station nach einer Übernachtung in Nancy ist die alte Kurstadt Vichy. Von dort weiter über Clermont-Ferrand, Puy-de-Dome und Issoire nach Le Puy-en-Velay.

Für den Rückweg durch das Burgund gibt es einen klasse Campingplatz in Vincelles an der Yonne. Von dort aus kann man wunderbar mit dem Fahrrad nach Auxerre fahren. Die Übernachtungen kosten, dank des ACSI-Rabatts (das niederländische Pendant zum ADAC-Campingführer), zwischen 13 (!) und 23 Euro. Achtung! Die Acsi-Karte gilt aber nur für die Nebensaison.