Ein Jahr nach dem extremen Anstieg zu Beginn des Ukraine-Krieges haben sich die Spritpreise teilweise wieder normalisiert. Im Februar 2023 kosteten sowohl Superbenzin der Sorte E10 als auch Diesel im bundesweiten Monatsschnitt 1,754 Euro pro Liter, wie der ADAC ermittelt hat. 

Dennoch gibt es enorme Preisschwankungen an Tankstellen – und das auch noch innerhalb eines Tages. Zu beobachten: zu verschiedenen Tageszeiten schwanken die Preise für Kraftstoff an den Säulen extrem. Dahinter steckt ein Trick, bei dem vor allem Pendlerinnen und Pendler am Morgen betroffen sind.

Extreme Preisschwankungen an Tankstellen sind keine Seltenheit

Wie die „Bild“ nun an einer Tankstelle in Kröppelshagen, einem Dorf östlich von Hamburg, getestet hat, lag der Preis für Super E10 am Vorabend noch bei 1,709 Euro. Am nächsten Morgen stiegen die Kosten dafür enorm an, denn vor allem in Orten mit viel Berufsverkehr sowie Pendlerinnen und Pendlern sind die Preisschwankungen besonders extrem. Zum Berufsverkehr kletterte der Preis hier auf 1,899 Euro.

Ganze 19 Cent mehr innerhalb einer Nacht. Für Diesel waren es sogar 29 Cent mehr!

Doch die Preisschwankungen an den Tanksäulen in Kröppelshagen sind kein Einzelfall.

„Bild“ untersuchte weitere deutsche Tankstellen auf ihre Preisunterschiede zu unterschiedlichen Tageszeiten. Dazu wurden Stichproben von mehr als 100 Tankstellen in zehn verschiedenen deutschen Städten genommen. Das Ergebnis ist eindeutig: Im Durchschnitt liegen die Preisunterschiede bei knapp 30 Cent am Morgen im Vergleich zu den Kosten am Vorabend.

Extreme Preissprünge an Tankstellen: Das ist der Grund 

Die extrem hohen Preissprünge sind selbst für den ADAC-Experten Stefan Gerwens (57) eher ungewöhnlich. Er erklärt: „Preissprünge über Nacht von über 30 Cent sind extrem ungewöhnlich und offenbar der Versuch, extreme Preissteigerungen am Markt durchzudrücken. Üblicherweise kommt es im deutschlandweiten Schnitt zu Unterschieden von rund 15 Cent.“

Die Konzerne erhöhen und senken die Preise täglich in bis zu sieben Wellen. Dabei müssen die Preisänderungen in Echtzeit an das Bundeskartellamt gemeldet werden. Grund für die extremen Preisschwankungen: mehr Gewinn.

Der ADAC-Experte erklärt dazu: „Häufige und starke Preisschwankungen sind der Versuch der Mineralölkonzerne, Gewinne zu maximieren. Es kommt jetzt auf den Kunden an, solche Preissteigerungen nicht zu akzeptieren.“

Trotz der hohen Preise wurde 2022 übrigens nicht weniger Sprit verbraucht als in den Vorjahren. Die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) kürzlich gemeldeten Jahreszahlen zu den Auslieferungen von Kraftstoffen zeigen bei Benzin sogar ein Plus im Vergleich zu den Pandemiejahren 2020 und 2021. Bei Diesel ist das Niveau weitgehend unverändert.

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Doch Verbraucherinnen und Verbraucher können in den nächsten Monaten vielleicht sogar etwas aufatmen. In den kommenden Monaten könnte Tanken etwas günstiger werden. Dies gelte, „wenn die Wettbewerbskräfte wirken und nichts Außergewöhnliches passiert“, so ADAC-Experte Jürgen Albrecht im Gespräch mit der dpa.

Deutlich Luft nach unten sieht der Kraftstoff-Experte bei Diesel: Seit Mitte Februar sei der Kraftstoff zwar wieder günstiger als Benzin, doch das müsse er angesichts der niedrigeren Steuer auch sein, betonte der ADAC-Experte. Auch die saisonalen Effekte nach der Heizperiode sprächen eher für sinkende Dieselpreise.

Festhalten lässt sich: Es sind viel verschieden Faktoren, welche die Spritpreise beeinflussen. Am Beispiel der Tankstelle in Kröppelshagen wird deutlich, dass es sich lohnt, vor allem auch die Tageszeit beim Tanken im Blick zu behalten. (js)