Winnetou-Debatte„Bully“ Herbig mit klarer Aussage über „Schuh des Manitu“

Michael Bully Herbig (M) steht beim Pressetermin der Neuinszenierung des Kinofilms «Der Schuh des Manitu» als Musical mit Mark Seitz (r) und Mathias Schlung auf der Bühne des Deutschen Theaters. Premiere ist am 14. Oktober.

Michael „Bully“ Herbig (M. hier bei der Neuinszenierung von „Der Schuh des Manitu“ als Musical mit Mark Seitz und Mathias Schlung) äußert sich zu der Winnetou-Debatte.

In der Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus im Winnetou-Universum hat sich nun auch „Bully“ Herbig geäußert. Mit der Winnetou-Parodie „Der Schuh des Manitu“ feierte er einen Mega-Erfolg.

Comedian, Schauspieler und Regisseur Michael Herbig (54) würde die Karl-May-Verfilmungsparodie „Der Schuh des Manitu“ so heute nicht mehr machen. „Den Film hab ich vor 22 Jahren gemacht und es war eine Parodie auf Filme, die vor 60 Jahren im Kino waren“, erläuterte der Komiker in der am Freitagabend (2. September 2022) ausgestrahlten Radio-Bremen-Talkshow „3 nach 9“ im Gespräch mit Giovanni di Lorenzo. Das habe damals mit Leidenschaft, Spielfreude und der Verwirklichung von Träumen zu tun gehabt.

Heute würde er das nicht mehr so machen, sagte der oft auch „Bully“ genannte Herbig. Warum? „Die Comedy-Polizei ist so streng geworden.“ Das nehme ein bisschen die Unschuld und Freiheit, meinte der Comedian, der als Regisseur Ende September den Film „Tausend Zeilen“ mit Elyas M'Barek und Jonas Nay ins Kino bringt. Eine filmische Annäherung an den Skandal um den „Spiegel“-Reporter Claas Relotius, der hier Lars Bogenius heißt.

Winnetou-Debatte: Bully würde „Schuh des Manitu“ heute anders machen

Herbig sagte, er finde es durchaus richtig, dass man über gewisse Dinge nicht mehr so spreche wie vor 20 Jahren. Es gebe viele laute Stimmen heutzutage und alle seien „mit der Gesamtsituation unzufrieden“, er habe darauf für sich noch keine Antwort, sagte Herbig etwas ratlos. Gefragt worden war er nach der derzeit tobenden Debatte über kulturelle Aneignung und Rassismus.

Diese entstand, nachdem der Verlag Ravensburger Mitte August angekündigt hatte, die Auslieferung zweier Kinderbücher zum gleichnamigen Film „Der junge Häuptling Winnetou“ zu stoppen und aus dem Programm zu nehmen. In einem Instagram-Post schrieb Ravensburger, Nutzer-Feedback habe gezeigt, „dass wir mit den Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben“.

Etliche Nutzer der Social-Media-Plattform bezichtigten die Firma des Einknickens vor Kritik. Es gab auch Unterstützung für die Entscheidung.

„Bully“ Herbig mit klarer Aussage über „Schuh des Manitu“

Herbig wurde in den 90ern mit der Comedyshow „Bullyparade“ populär. Im Film „Der Schuh des Manitu“ geht es um die beiden zu Unrecht des Mordes beschuldigten Blutsbrüder Abahachi (Herbig) und Ranger (Christian Tramitz). Die Abbilder von Winnetou und Old Shatterhand sprechen bayrisch und suchen nach einer Schatzkarte, Gangsterboss Santa Maria (Sky du Mont) ist auf ihren Fersen.

Im Film gibt es auch den schwulen Abahachi-Zwillingsbruder Winnetouch, der auf der „Puder Rosa Ranch“ eine Beautyfarm betreibt. Viele mögen die Komödie, die viele Millionen Kinozuschauer hatte, für andere ist sie nur eine Klamotte. Kritisiert wurde schon öfter auch das tuntige Schwulenklischee darin.

Herbig sagte bei „3 nach 9“, eine Komödie zu drehen sei heute viel schwieriger: „Weil man das Gefühl hat, dass man sehr schnell Leuten auf die Füße tritt.“ Wenn einem jemand das Argument entgegenschleudere „Du hast meine Gefühle verletzt“, dann könne man nicht sagen „Das stimmt doch gar nicht.“ Er glaube, dass es bald weniger Leute geben werde, die Komödien machten, weil viele denken „Das ist mir zu heiß“.

Herbig sagte auch, es werde sehr kompliziert, wenn eine Gruppe, die man im Film abbilde, in Lager geteilt sei. Dann gebe es Leute, die sagen „Ich finde das lustig, ich erkenne mich da wieder, ich fühle mich ertappt, ich kann darüber lachen“ und andere, die sagen „Ich fühle mich diskriminiert oder ich fühle mich beleidigt, verletzt“. Herbig: „Dann bin ich raus, dann weiß ich nicht mehr, auf wen ich hören soll.“ (dpa)