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Vor 40 Jahren gestartet„Lindenstraße“ – das wurde aus Mutter Beimer & Co.

Ein Bild aus frühen „Lindenstraßen“-Tagen (Archivbild von 1986): Helga Beimer (Marie-Luise Marjan, hinten rechts) mit ihrem ersten Mann Hans (Joachim Hermann Luger, l) und ihren Kindern (l-r) Marion (Ina Bleiweiß), Benny (Christian Kahrmann) und Klausi (Moritz A. Sachs).

Ein Bild aus frühen „Lindenstraßen“-Tagen (Archivbild von 1986): Helga Beimer (Marie-Luise Marjan, hinten rechts) mit ihrem ersten Mann Hans (Joachim Hermann Luger, l) und ihren Kindern (l-r) Marion (Ina Bleiweiß), Benny (Christian Kahrmann) und Klausi (Moritz A. Sachs).

Aktualisiert

Sie waren über Jahrzehnte fester Bestandteil am Sonntagabend: Die Stars aus der „Lindenstraße“ – was machen Mutter Beimer & Co. heute?

Die „Lindenstraße“ – am 8. Dezember 1985 erklang zum ersten Mal die einprägsame Melodie und die Kultserie ging an den Start. Von der ersten Ausstrahlung an sorgte sie sonntags ab 18.50 Uhr immer wieder für Gesprächsstoff. Die von Produzent Hans W. Geißendörfer erfundene Soap erzählt Alltagsgeschichten in allen Facetten - fast 35 Jahre lang, bis zu ihrem Aus am 29. März 2020.

Viele der Darsteller sind seither aus dem Rampenlicht verschwunden. Was machen die Schauspieler heute und welche persönlichen Erinnerungen verbinden sie mit der „Lindenstraße“? Wir haben die Antworten.

Hans Beimer: Joachim H. Luger

In der ersten Folge der „Lindenstraße“ gab es weihnachtliche Hausmusik bei Familie Beimer. Joachim H. Luger spielte den Vater „Hans“ und wurde zu einem der bekanntesten Gesichter der „Lindenstraße“. Er erinnert sich noch genau, wie alles anfing. „Als ich meinen Vertrag unterschrieben hatte, schickte man mir die Drehbücher. Das war ein bleischweres Paket und ich dachte: „Oh Gott, wie soll ich das alles lernen?“.“

Das Soap-Format war damals etwas völlig Neues im deutschen Fernsehen. „Darum war es am Anfang ziemlich chaotisch“, sagt der 82-Jährige. Das Tempo, die Arbeit mit mehreren Kameras, die ganzen Vorgaben - „es war wirklich Learning by doing für uns alle“.

Joachim Hermann Luger ist leidenschaftliche Segler und lebt mit seiner Frau in Bochum und Berlin.

Joachim Hermann Luger ist leidenschaftliche Segler und lebt mit seiner Frau in Bochum und Berlin.

In den ersten Jahren, als es erst wenige TV-Programme gab, erzielte die „Lindenstraße“ Traum-Einschaltquoten. „Es gab einen regelrechten Hype um die Serie, plötzlich war man bundesweit bekannt.“ Nicht alle Zuschauer unterschieden zwischen Fiktion und Realität. Als der augenscheinlich brave Familienvater „Hans“ seine „Helga“ für „Anna“ (Irene Fischer) verließ, sei er mehrfach auf der Straße von wildfremden Menschen beschimpft worden, erzählt Luger.

Nach seinem Ausstieg aus der Serie im Jahr 2018 spielte er an vielen deutschen Boulevard-Theatern. Er macht häufig Lesungen und reist viel. Der leidenschaftliche Segler lebt mit seiner Frau in Bochum und Berlin.

Helga Beimer: Marie-Luise Marjan

Sie werde noch immer sehr häufig auf die „Lindenstraße“ angesprochen, sagt Marie-Luise Marjan. Kein Wunder, schließlich war sie als „Helga Beimer“ das Gesicht der Serie. „Manchem entfährt ein freudiges „Oh, Mutter Beimer, wie schön, Sie zu sehen! Mit Ihnen bin ich groß geworden.“

Viele Zuschauerinnen und Zuschauer erinnerten sich an die „Lindenstraße“ nostalgisch als eine Art „wärmendes Lagerfeuer, um das man sich versammelte“, meint Marjan. „Man schaute die neue Folge sonntagabends gemeinsam und am nächsten Tag wurde in den Büros darüber diskutiert.“

Das anfängliche Familienidyll der Beimers zerbrach nach wenigen Jahren. Die biedere Hausfrau „Helga“ eröffnete ein Reisebüro und fand nach der Trennung von „Hans“ mit „Erich Schiller“ (Bill Mockridge) eine neue Liebe.

Marie-Luise Marjan war als „Helga Beimer“ das Gesicht der Serie.

Marie-Luise Marjan war als „Helga Beimer“ das Gesicht der Serie.

An der Ausgestaltung ihrer Rolle habe sie selbst mitgearbeitet, sagt die 85-Jährige. „Ich habe eine zwölfseitige Biografie für „Helga“ geschrieben und meine eigenen Vorstellungen eingebracht.“ Mit ihrem eigenen Leben habe „Mutter Beimer“ aber wenig zu tun.

Das gilt auch für „Helgas“ legendäres Ritual, sich in schwierigen Situationen zum Trost Spiegeleier zu braten. „Wenn ich persönlich traurig bin, esse ich lieber Schokolade oder Trüffelpralinen“, sagt Marjan schmunzelnd.

Klaus Beimer: Moritz A. Sachs

Der Darsteller des „Klaus Beimer“ steht jetzt nicht mehr vor, sondern hinter der Kamera - als Produktionsleiter der ARD-Krimiserie „Watzmann ermittelt“. „Beides hat seinen Reiz - aber jetzt habe ich eher das Gefühl, dass ich mir etwas erarbeitet habe“, sagt Moritz A. Sachs über seinen aktuellen Job.

Mit sieben Jahren startete er als „Klausi“ seine „Lindenstraße“-Karriere. „Ich habe so früh dort angefangen, dass das damals für mich kein Wendepunkt war - es war für mich ganz normal, wie zur Schule zu gehen.“

Moritz A. Sachs sitzt am Rheinufer.

Moritz A. Sachs startete mit sieben Jahren seine Karrierer als „Klausi“.

Seine Kolleginnen und Kollegen seien „eine Art zweite Familie“ für ihn gewesen, in der er aufgewachsen sei und teils enge Freundschaften geschlossen habe, sagt der 47-Jährige. „Auch wenn es mir momentan beruflich sehr gut geht: Menschlich fehlt die „Lindenstraße“ mir manchmal extrem.“

Gabi Zenker: Andrea Spatzek

„Wir haben nicht die Reichen und die Schönen gebracht, sondern waren die ganz normalen Nachbarn von nebenan, mit alltäglichen Problemen“, sagt Andrea Spatzek. „Es gab keine Schenkelklopfer oder gar eingespielte Lacher wie bei Komödien, sondern im Gegenteil auch schwere Themen. Außerdem hatten wir durch die Aktualisierungen immer die Möglichkeit, das Weltgeschehen zu kommentieren. Das war schon etwas Besonderes.“

Ihre Figur „Gabi“ war das Herz der Großfamilie „Zenker“ - eine bodenständige Frau, die trotz vieler Tiefschläge immer Optimismus ausstrahlte. „Ich habe die Gabi oft so reagieren lassen, wie ich selbst reagiert hätte“, sagt Spatzek.

Andrea Spatzek steht in einem Park.

Andrea Spatzek zog für die Dreharbeiten aus Wien nach Köln - und ist bis heute dort geblieben.

Der Start der „Lindenstraße“ war für sie auch privat ein großer Umbruch: „Ich bin deswegen aus Wien nach Köln gezogen - und bis heute dort geblieben.“ Beruflich ist die 66-Jährige zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und spielt vorwiegend wieder Theater.

Momo Sperling: Moritz Zielke

Das Aus der „Lindenstraße“ sei für ihn „wie ein Trennungsschmerz“ gewesen, sagt Moritz Zielke. „Das war schon wie das Ende einer Liebesbeziehung. Ich hatte damit auch ein Stück meines Alltags verloren.“ Der Mann mit den auffälligen Dreadlocks hatte fast 30 Jahre lang den „Momo Sperling“ gespielt.

Moritz Zielke steht in einem Wald.

Moritz Zielke baute sich schon früh ein weiteres Standbein auf, indem er Design studierte.

Nebenher baute Zielke sich schon früh ein weiteres Standbein auf, indem er Design studierte. Mit seiner jetzigen Frau gründete der 52-Jährige in Köln ein Büro für nachhaltiges Design und Innenarchitektur. Heute richtet das Paar Bio-Cafés ein, baut Tiny Houses und entwirft Öko-Möbel - unter anderem aus Pappe.

Iffi Zenker: Rebecca Siemoneit-Barum

Die 48-Jährige kümmert sich als Veranstaltungsleiterin um das Unterhaltungsprogramm bei der Landesgartenschau in Rheinland-Pfalz, die 2027 in Neustadt an der Weinstraße stattfinden soll. Außerdem tritt Siemoneit-Barum, die aus einer Zirkusfamilie stammt, als Moderatorin und Sängerin bei Events auf.

In der „Lindenstraße“ spielte sie die Karrierefrau „Iffi Zenker“, die versuchte, den Spagat zwischen Arbeit und Mutter zu meistern. „Die Iffi wird immer ein Teil meines Lebens sein“, sagt Siemoneit-Barum. „Aber ich finde es schön, mich auch ohne Iffi weiterzuentwickeln.“

Rebecca Siemoneit-Barum, aufgenommen auf einer Terrasse an ihrer Arbeitsstätte zusammen mit ihrem Hund, dem drei Jahre alten Pudel Cosmo.

Rebecca Siemoneit-Barum zusammen mit ihrem Hund, dem drei Jahre alten Pudel Cosmo.

Zusammen mit Claus Vinçon („Käthe Eschweiler“) hält sie die Serie durch den wöchentlichen Podcast „Linsenstrasse“ lebendig. Zum Jubiläum gibt es eine Live-Ausgabe aus dem Technikmuseum Speyer, das viele „Lindenstraße“-Requisiten in einer Dauerausstellung zeigt.

Vasily Sarikakis: Hermes Hodolides

Das Restaurant „Akropolis“ war DER Treffpunkt der „Lindenstraße“-Bewohner - hier wurden Geburtstage gefeiert, Diskussionen geführt und Pläne geschmiedet. Der Darsteller von Wirt „Vasily Sarikakis“, Hermes Hodolides, führt in Euskirchen bei Bonn auch tatsächlich ein Restaurant. „Allerdings nicht mehr lange“, wie der 62-Jährige sagt. „Es war eine schöne lange Zeit in Deutschland, aber die griechische Heimat ruft.“

Hermes Hodolides steht auf dem Alter Markt.

Hermes Hodolides führt in Euskirchen tatsächlich ein Restaurant.

Der gelernte Bühnenbildner war zum Start der Serie Hals über Kopf nach Deutschland gezogen, nachdem ein Bekannter ihn für die Rolle empfohlen hatte. Regisseur Hans W. Geißendörfer habe ganz bewusst nicht auf Stars, sondern auf vorwiegend unbekannte Gesichter gesetzt, sagt Hodolides.

Fast 40 Jahre hierzubleiben sei damals überhaupt nicht sein Plan gewesen - es habe sich einfach so ergeben. Geißendörfer habe ihn zunächst für ein Jahr engagiert, danach für weitere drei Jahre - „das war ein Traum“. Und dann sei die Serie - und damit auch sein Vertrag - immer wieder verlängert worden. (dpa)