Venedig im Ausnahmezustand. Für die Hochzeit von Amazon-Chef Jeff Bezos und der früheren TV-Moderatorin Lauren Sánchez wird die Lagunenstadt zum Hotspot für Promis und Proteste.
Promis und ProtesteVenedig im Ausnahmezustand – Amazon-Chef Bezos feiert Hochzeit der Superlative
Sommer in Venedig – da knubbeln sich Touristen und Touristinnen aus aller Welt in den engen Gassen und Kanälen. Sehr zum Verdruss der Einheimischen. Jetzt ist es ungleich schlimmer, denn Milliardär Jess Bezos da – und legt Venedig nahezu lahm.
Bezos hat sich die Lagunenstadt als Kulisse für seine Hochzeit mit der früheren TV-Moderatorin Lauren Sánchez ausgesucht. Die ganze Stadt richtet sich diese Woche auf Höchstbetrieb ein.
Bezos-Hochzeit: 100 Privatjets bringen Promis nach Venedig
Zu den Feiern sind nach Angaben der Behörden etwa 200 prominente Gäste eingeladen. Auf dem Flughafen der italienischen Lagunenstadt werden in den nächsten Tagen mehr als 90 private Düsenjets erwartet, wie die Tageszeitung „Corriere della Sera“ berichtet.
Mit eigenen Flugzeugen wollen demnach unter anderem die TV-Größen Oprah Winfrey, Kylie Jenner und Kim Kardashian sowie die Firmenbosse Eric Schmidt (Google) und Bill Gates (Microsoft) anreisen. „Der Marco-Polo-Flughafen wird praktisch für eine Woche zur Welthauptstadt des Star-Systems“, heißt es in dem Bericht. Angemeldet seien bislang 95 Landungen. Die Zeitung stützt sich auf Informationen aus Luftverkehrskreisen.
Die ersten Gäste werden an diesem Dienstag in Venedig erwartet, wo in den engen Gassen zwischen den Kanälen - wie immer um diese Jahreszeit - jeden Tag auch mehrere Zehntausend Touristen unterwegs sind.
Privatjacht und Luxushotel-Suite
Wann der 61 Jahre alte Bezos und seine künftige Ehefrau (55) eintreffen, ist noch nicht bekannt. Die Hochzeit wird vermutlich am Freitag über die Bühne gehen. Die Privatjacht des US-Milliardärs, die „Koru“, ist nach Zeitungsberichten derzeit noch vor Kroatien im Mittelmeer unterwegs.
Das Paar soll nach Informationen verschiedener Medien auch eine Suite im Luxushotel „Aman“ am Canal Grande gebucht haben. Dort waren bei ihren Hochzeiten in Venedig auch Hollywood-Star George Clooney und seine Ehefrau Amal untergebracht, ebenso wie Fußballer Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanovic.
Die Gesamtorganisation für die Woche hat einer der bekanntesten internationalen Hochzeitsveranstalter übernommen: Lanza & Baucina aus London, das die Feiern für George Clooney und Salma Hayek organisierte und bekannt ist für die strenge Geheimhaltung.
Proteste gegen Milliardär Bezos
Für Venedigs Bürgermeister ist die Hochzeit eine „Ehre für die Stadt“. Nicht so für viele andere, etwa die Gruppe „No Space for Bezos“ (Kein Platz für Bezos). Der Milliardär sei ein Symbol für Ausbeutung und Kapitalismus in der Stadt, heißt es.
Arrigo Cipriani von der berühmten Harry's Bar, die auch schon Persönlichkeiten wie den Autor Ernest Hemingway (1899-1961) begrüßt hat, hält die Proteste für überzogen, wie er der Tageszeitung „La Repubblica“ sagte. Venedig sei eine Stadt der Freiheit, die alle willkommen heiße. „Selbst der reichste und unsympathischste Mensch der Welt hat das Recht auf Freiheit, sogar das Recht, zu heiraten, wo und wie er will“, so Cipriani.

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Lauren Sánchez und Jeff Bezos wollen in Venedig heiraten.
Für die Lagune könnte die Hochzeit sehr lukrativ sein. Die Modedesignerin Diane von Fürstenberg riet in einem „Corriere della Sera“-Interview dem Paar, der Stadt eine großzügige Spende zu machen. Auch die Gäste sollten statt Geschenken für die Stadt spenden.
Spende über eine Million Euro für italienische Einrichtungen
Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die wissenschaftliche Einrichtung „Corila“ berichtet, sei bereits ein Scheck über eine Million Euro für deren Arbeit ausgestellt worden.
„Corila“ ist ein Zusammenschluss mehrerer italienischer Einrichtungen, darunter das Institut für Ozeanographie und Geophysik. Die Spende sei für Projekte gedacht, die den langfristigen Erhalt der Lagune sichern sollen. Auch weitere Einrichtungen sollen finanzielle Unterstützung erhalten.

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Greenpeace-Aktivisten und Aktivistinnen legten ein riesiges Plakat auf dem Markusplatz aus. Darauf zu lesen: „Wenn du Venedig für deine Hochzeit mieten kannst, kannst du auch mehr Steuern zahlen.“
In Venedig wächst jedoch die Sorge vor einem Ausnahmezustand. Die Gäste sollen per Wassertaxi durch die Stadt gefahren werden – mitten in der Hochsaison mit bis zu 150.000 Besuchern täglich. In einer Mitteilung der Agentur Lanza & Baucina, über die das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) berichtet hatte und die der dpa vorliegt, hieß es, Gerüchte über eine „Übernahme“ der Stadt seien „völlig falsch“.
Die Vorgaben seien von Anfang an klar gewesen, hieß es weiter: möglichst wenig Beeinträchtigungen für die Stadt, Respekt gegenüber den Einwohnern und Institutionen sowie eine möglichst starke Einbindung der Menschen aus der Region in die Organisation der Veranstaltungen. (dpa)