Bonn – Einige  zählen Millionen Fans auf Instagram und Facebook, sie verdienen viele Tausend Euro mit Werbefotos und -texten. Sind Influencer nur eine Sache für junge  Leute? Von wegen! Der Mega-Trend im Internet hat längst die Generation Ü50 erreicht.

Zwei Rheinländerinnen machen vor, wie man ein Publikum jenseits der 50 im Netz für Mode und Lifestyle interessieren kann. Sie wollen ihre Altersgenossinnen  motivieren, ihr Leben  wieder bunt zu machen.

Das sind die Instagram-Themen von Valérie Müller

Beim  Bloggen brauche sie alles, was sie  je gelernt habe, sagt Valérie Müller (52).  Die Brühlerin arbeitete im Bereich der Unternehmenskommunikation und als Online-Redakteurin, sie hat sich mit Werbung und Schreiben beschäftigt. Am Ende ihrer Elternzeit vor fünf Jahren suchte Valérie Müller eine neue Herausforderung und fand sie in den sozialen Medien.

Die Themen, die sie persönlich interessierten, wurden von ganz vielen Frauen ihres Alters geteilt, „Wechseljahre, Fitness & Gesundheit ab 50 oder berufliche und private Neuanfänge ab 50“. 

3820 Abonnenten zählt Valérie Müller auf ihrem Blog „Life 40up!“ Sie stellt dort Pflegeprodukte und Mode vor, macht sich Gedanken zur Gesundheit oder schreibt ein paar Zeilen zu ihren Lieblingsbüchern. „Die ältere Frau mit grau werdendem Haar in Mantel und Hut, mit Gehstock, die in Ihrer Freizeit Seniorenschwimmen mit Blümchenbadekappe macht - das Bild, das wir von unseren Omas haben, entspricht nicht mehr der heutigen Frau über 50“, sagt sie im EXPRESS-Gespräch. 

Gabriele Thiel-Hebborn möchte Frauen Mut machen

Das sieht Gabriele Thiel-Hebborn (61) aus Bonn, die bei Instagram als Gabriele.immerschön 7000 Follower gesammelt hat, ganz ähnlich: „Ich trage manchmal, was der liebe Gott verboten hat und es sieht gut aus. Ich habe Fältchen und keine Gardemaße mehr, das heißt aber nicht, dass eine Frau in diesem Alter nicht attraktiv sein kann, dass sie sich nicht selber als schön empfinden kann. Da möchte ich Frauen auch ein bisschen Mut machen.“ 

Unternehmen verkaufen  ihre Produkte zunehmend über soziale Medien und Influencerinnen sind dabei die idealen, weil glaubwürdigen Werbeträgerinnen. „Aber damit wird man kein Millionär“, sagt Valérie Müller. Die Gagen für einen „Post“ richten sich in der Regel nach der Zahl der Follower. 

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Ikone mit 1,2 Millionen Followern

Eine goldene Nase verdient sich nur die Crème de la crème der Szene. Die internationalen Star-Bloggerinnen der Ü50-Gemeinde operieren in Dimensionen, von denen  die beiden Rheinländerinnen nur träumen können. Ganz vorne in ihrer Altersgruppe liegt die älteste Influencerin der Welt: Iris Apfel, die 97-jährige Stil-Ikone mit den großen, kugelrunden Hornbrillen, zählt 1,2 Millionen Follower weltweit. Ex-Universitätsprofessorin Lyn Slater (64) folgen 657000 Abonnenten, die New Yorkerin demonstriert Selbstbewusstsein: „Ich bin nicht 20. Ich möchte auch keine 20 mehr sein. Aber ich bin verdammt cool.“

Valérie Müller und Gabriele Thiel-Hebborn legen wert darauf, dass sie mit ihren Produkten „echt“ rüberkommen. Echt heißt auch altersgemäß. „Ich versuche, mein Ding  zu machen, und das kommt unheimlich gut an“, sagt Valérie Müller.

Internet-Gesichter sind immer gefragter für die Werbung

Als „Influencer“ gilt, wer in einem sozialen Medium eine große Zahl an Anhängern oder Abonnenten sammelt und mit seiner Reichweite einen gewissen Einfluss ausübt. 

Für die werbetreibende Wirtschaft sind Influencer in den letzten Jahren als Markenbotschafter immer wichtiger geworden. Laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW)  hat fast jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) schon mindestens einmal ein Produkt wegen Influencer-Werbung gekauft. 

Bei jungen Leuten im Alter von 16 bis 24 Jahren ist es inzwischen fast jeder Zweite (43 Prozent). In der Vorgänger-Umfrage von 2017 lag der Wert unter jungen Leuten  im Vergleich nur bei 16 Prozent.

Auftritte von Influencern auf Instagram oder Youtube stoßen aber nicht nur auf Begeisterung. So gaben 22 Prozent der Befragten in der  Umfrage an, Werbung von Influencern störe sie grundsätzlich.