Der Sänger, Posaunist, Band-Leader und Entertainer Tom Gaebel hat mit EXPRESS.de über sein neues Album, Köln und seine Rolle als „Lampenhalter“ für die „Tagesschau“ gesprochen.
Deutscher Sinatra verrät„Stefan Raab sang mit meiner Stimme!“

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07.08.2025 Köln. Interview (SoEx-Talk) mit Tom Gaebel. Foto: Alexander Schwaiger
Er hat die Nische für seine Musik erobert: Tom Gaebel (50) mischt mit Charme & Witz – gern in Anzug mit Fliege und Einstecktuch – in den TV-Shows von ARD und ZDF mit, gibt umjubelte Konzerte, veröffentlicht hochgelobte Alben.
Jetzt ist „der deutsche Frank Sinatra“ mit neuem Album am Start, Dienstag ist er damit im Kölner Gloria, am 21. April im Tanzbrunnen. Zeit für ein Interview.
Tom Gaebel: Neues Album ist sehr persönlich
„Kleiner Junge, große Reise“ ist ein Album, das Ihr ganzes Leben darstellt, nicht nur die Höhen, auch die Tiefen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Tom Gaebel: Die kam mir im Vorfeld meines 50. Geburtstags. Weil der 50. was Besonderes ist, wollte ich mir selbst auch was schenken, das wurde dann diese musikalische Autobiografie. Als Teil der Generation Golf, für die musikalisch die 80er Jahre wichtig waren, lag es nahe, Songs zu nehmen, die mir da was bedeutet haben. Ich habe sie und eigene Songs mit Geschichten aus meinem Leben versehen und daraus entstand das Album – übrigens zum ersten Mal sind alle Songs auf Deutsch!
Welche Ereignisse haben Sie auferstehen lassen?
Tom Gaebel: Ich singe z. B. darüber, wie mir die Knie schlotterten und der Schweiß lief, als ich das erste Mal auf der Bühne stand, von dieser Angst vor der Blamage und dann er Erleichterung, als alles gutging …
Daraus ist Ihre aktuelle Single „Und alle hab'n geklatscht“ entstanden …
Tom Gaebel: Ja. Ich singe aber auch über meine gescheiterten und geglückten Lieben, bedanke mich bei meiner Mutter für die vorbehaltlose Unterstützung und erinnere an die einsamen Stunden nach umjubelten Konzerten, in denen ich in leeren Hallen stand und nur das schale Bier mein Freund war – aber auch, wie es war, als ich vom Posaunisten zum Sänger wurde.
Welcher Song ist am persönlichsten?
Tom Gaebel: Es ist „Wo Du jetzt wohnst“, meine Neu-Interpretation des Joe-Cocker-Hits „Up Where We Belon“g. Da erinnere ich an meinen Vater, der nach langem Leiden und vielen Schmerzen an Krebs gestorben ist, und wie sehr sein Tod uns alle gepackt hat. Ich habe lange gebraucht, das zu verstehen und damit klarzukommen und hätte diesen Song lange nicht singen können und wollen. Als ich ihn aufnahm, habe ich sehr mit den Tränen kämpfen müssen. Ich weiß gar nicht, wie das für mich bei meinen Konzerten wird.

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Angeregter Talk: EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher mit dem musikalischen Multitalent Tom Gaebel am 7. August 2025 in Köln.
Lassen Sie uns auf Ihr Leben zurückblicken: Wie sieht musikalische Vergangenheit aus?
Tom Gaebel: Ganz kurz gesagt: Ich habe mit sechs Jahren mit Geigenunterricht angefangen, mit zwölf im Schulorchester gesessen. Da war ich schon unglaublich nervös. Dabei war es kein Problem: Jeder spielte schlechter als der nächste, alle fiedelten irgendwas rum, und trotzdem war ich so nervös und habe geschwitzt.
Geige ist nicht gerade das Instrument, das sich Kinder wünschen ...
Tom Gaebel: Die haben sich meine Eltern für mich gewünscht, ich war nicht begeistert. Ich hatte schließlich einen Deal mit meinem Vater, ich sollte wenigstens fünf Minuten am Tag üben, und das ohne schreien und heulen. Für mich waren diese fünf Minuten grauenhaft. Und dann habe ich das Problem gelöst: Ich habe mich selbst eine halbe Stunde auf meinem Kassettenrecorder aufgenommen und die dann in den nächsten Tagen in fünf-Minuten-Portionen abgespielt. Ich lag dabei im Bett und habe meine Comics gelesen, und mein Vater war begeistert von meinem Geigen-Spiel.
Sie haben danach Schlagzeug, dann Posaune gespielt. Keine nachbarschaftstauglichen Instrumente …
Tom Gaebel: Ja, das hat andere oft sehr genervt. Vor allem, weil ich meist in der Garage geübt habe, die leider nicht so gut gedämmt war, wie die Nachbarn sich das gewünscht hatten. Da meine drei Brüder auch laute Musik gemacht hatten und dafür auch die Garage benutzten, muss es für sie grauenhaft gewesen sein.
Tom Gaebel: Hausmusik mit der Familie war ihm peinlich
Sie waren ein musikalisches-Brüder-Quartett …
Tom Gaebel: Auch die Eltern haben Musik gemacht, jeder seine eigene, es ging bei uns musikalisch drunter und drüber: Mein Vater hat nur Opern und Klassik gehört, ein Bruder superharten Heavy Metal, brüllend laut durchs ganze Haus, der andere nur Jazz. Ab und zu bildeten wir eine Hausband, traten zu besonderen Familien-Anlässen an – Omas Geburtstag oder Weihnachten.
Klingt sehr heimelig und schön…
Tom Gaebel: Ich war da 14, 15, mir war das unangenehm und peinlich. Ich fand das höchst uncool. Heute bedauere ich es, dass wir es nicht öfter gemacht haben. Oma hatte es verdient!
Sie sind jetzt Diplom-Jazzsänger. Wollten Sie mal Rockstar werden?
Tom Gaebel: Als junger Schlagzeuger träumte ich davon, wie Queen-Schlagzeuger Roger Taylor in den großen Stadien zu spielen. Aber ich war dafür nicht gut genug. Wenn ich heute Fotos von damals sehe, erkenne ich in mir den Kleinstadt-Möchtegern.
Sie haben Musik gelebt und geliebt, die anders war als die Übliche.
Tom Gaebel: Musikalisch war ich immer Außenseiter. In der Oberstufe habe ich mal Mitschülern gesagt: „Jetzt spiele ich euch vor, was ich geil finde“! Das habe ich schnell wieder sein lassen. Die anderen haben U2, The Cure, Depeche Mode oder Police gehört – und ich kam mit den alten Sachen von Queen, Simon & Garfunkel oder den Beatles. Wollte keiner hören.
Wie kamen Sie zum Singen?
Tom Gaebel: Als Sänger bin ich unter der Dusche entdeckt worden. Als ich in Amsterdam Schlagzeug und Posaune studiert habe, wohnte ich in einer Posaunisten-WG, habe da immer unter der Dusche gesungen, meist Sinatra-Songs. Ein Mitbewohner fand das toll: „Nimm doch Unterricht“. Habe ich gemacht – das war einer der kleinen Anschubser, die für mein Leben so wichtig waren.
Sie sind oft Gast in den großen TV-Shows. Wäre Schlager was für Sie?
Tom Gaebel: Ich höre ganz gerne Schlager, aber der Computer-Schlager von heute ist nicht mein Fall. Ich mag Schlager, die noch mit richtigen Instrumenten gespielt wurden. So wie auf dem Album mein „Mittendrin statt nur dabei“, der ein bisschen wie ein Schlager aus den 70ern klingt. Ich bin Musiker durch und durch, ich habe keinen Bock, mit einem Halb-Playback auf der Bühne zu stehen.
Im Ruhrgebiet geboren, im Tecklenburger Land aufgewachsen, in Holland zum Diplom-Jazzsänger geworden – war dann das Rheinland eine gute Wahl für Sie?
Tom Gaebel: Unbedingt. Ich wollte immer nach Köln, für mich die Stadt, in der der Jazz zu Hause ist. Im Jahr 2004 gab es dafür den nächsten Anschubser: Ich hörte, dass Stefan Raab für seine TV-Silvester-Swing-Gala einen Sänger suchte – und das wurde ich. Während der Sendung tänzelte Stefan die Treppe runter, tat so, als sänge er einen Song – und hinter ihm kam ich und war der, der wirklich sang. Ich bekam danach meinen ersten Plattenvertrag. Übrigens war es auch privat die beste Wahl …

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Die Anfänge sahen so aus: Tom Gaebel (Mitte) zusammen mit Stefan Raab (links) und Max Mutzke im Jahr 2005 bei der Comedy-Charity-Show „Red Nose Day“.
Wie meinen Sie das?
Tom Gaebel: Ich habe im Kölner Karneval Saskia, meine jetzige Frau, kennengelernt - jetzt sind wir seit sieben Jahren verheiratet. Saskia war damals Journalistin bei RTL West, ist jetzt Pressesprecherin von NRW-Innenminister Herbert Reul.
Wie ist das – diese Nähe zur Politik?
Tom Gaebel: Finde ich spannend, zumal Herbert Reul ein sehr guter Typ ist. Er mir mal zu einem ganz besonderen Job verholfen – ich wurde „Tagesschau“-Lampenhalter. Aus einem ganz besonderen Grund musste eine schnelle Schalte zur „Tagesschau“ aus unserem Wohnzimmer kommen. Ich wurde dabei dazu bestimmt, die ganze Zeit über die Wohnzimmerlampe so zu halten, dass sie nicht im Bild war. Hat geklappt, die Lampe hat keiner gesehen (lacht).
Sie spielen am 19. August 2025 im Kölner Gloria. Was passiert da?
Tom Gaebel: Es wird natürlich Songs vom neuen Album geben, eine Menge Sinatra und viele James-Bond-Film-Songs. Und es gibt wieder den Affensong aus dem „Dschungelbuch“ – seit zwei Jahren geht kein Konzert mehr ohne ihn. Wenn wir das singen und spielen, gehen alle besonders ab …
Tom Gaebel: Er tourte schon durch China
Tom Gaebel (eigentlich Tom Gäbel, geboren am 13. Januar 1975 in Gelsenkirchen), wuchs in Ibbenbüren auf. Er lernte Geige, Schlagzeug und Posaune. Tourte 1998 als Posaunist mit dem JugendJazzOrchester NRW durch China, war 2009/2001 als Sänger mit dem Bundesjugendjazzorchester unterwegs. Studierte in Holland Musik (Hauptfach Jazzgesang), Diplomabschluss (cum laude).
Seit 2004 gibt es „Tom Gaebel & Band“. Es folgten viele TV-Auftritte. Tom Gaebel ist mit Journalistin Saskia, geb. Runge (37), verheiratet. Die beiden leben nahe Köln. Sein aktuelles Album heißt „Kleiner Junge, große Reise“ – und wartet (wie immer) mit einem liebevoll-schrägen Cover auf.