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„Tatort“Plötzlicher Leichenfund: So viele Langzeitvermisste gibt es in Deutschland

Im „Tatort: Unten im Tal“ trauern Toni (Carlotta Bähre) und Josef (Cornelius Obonya) um ihre Mutter und Tochter. Ihre Leiche wurde nach mehr als einem Jahrzehnt gefunden. Wie viele solcher Langzeitvermisster gibt es wirklich in Deutschland?

Das Baby eines seit zehn bis 15 Jahren vermissten Mädchens ist inzwischen selbst ein Teenager: Im „Tatort: Unten im Tal“ trauern Toni (Carlotta Bähre) und Josef (Cornelius Obonya) um ihre Mutter und Tochter. Ihre Leiche wurde nach mehr als einem Jahrzehnt gefunden. Wie viele solcher Langzeitvermisster gibt es wirklich in Deutschland?

Im neuen „Tatort: Unten im Tal“ wurde ein Schwarzwälder cold case wieder aktuell, als nach mehr als zehn Jahren die Leiche einer vermissten Teenager-Mutter auftauchte.

Nein, beim neunten gemeinsamen Einsatz der Schwarzwald-Ermittler Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) haben Sie nicht „Teil eins“ verpasst, wenn Sie am Anfang vor einem Rätsel standen.

Der stimmungsvolle Winterkrimi „Tatort: Unten im Tal“ beschrieb die Rückkehr der Freiburger Kommissare zu einem alten Provinzfall, dessen Geschichte erst nach und nach in Rückblenden erzählt wurde. Besonders berührend war der späte Leichenfund einer vermissten Teenager-Mutter nach mehr als zehn Jahren. Gibt es Statistiken, wie oft so etwas in der Realität vorkommt?

ARD: Tatort am Sonntag – worum ging es?

Die Leiche von Teenager-Mutter Rosa Winterfeld wird im Wald gefunden. Die damals sehr junge Frau, selbst bereits Mutter, war vor mehr als einem Jahrzehnt spurlos aus ihrem Schwarzwalddorf verschwunden. Die Eltern Josef (Cornelius Obonya) und Meike (Inka Friedrich) müssen nun ihre Resthoffnung begraben, dass die Tochter doch noch zurückkehrt.

Alles zum Thema Tatort

Rosas Tochter Toni (Carlotta Bähre), die bei ihren Großeltern aufwächst, feiert gerade Konfirmation, als die Leiche ihrer Mutter gefunden wird. Das Verhältnis der älteren Winterfelds zu Tonis Vater, Gastwirtsohn Axel (Tonio Schneider), ist unterkühlt. Als Toni ein Baby war, haben die Großeltern das Kind gegen den Willen der minderjährigen Eltern zu einer Tante nach Berlin „weggegeben“. Sehen Sie hier unser Video „Drei ungelöste Vermisstenfälle, die uns sehr bewegt haben“:

Schwarzwald-Tatort: Worum ging es wirklich?

„Unten im Tal“ stammt aus der Feder von Nicole Armbruster, die für das Schwarzwald-Team schon den Fall „Rebland“ (2020) geschrieben hat. Darin ging es um drei einer Vergewaltigung verdächtige Männer und darum, wie dieser Verdacht auf unterschiedliche Weise deren Leben zerstörte. In der Figur des labilen Dorfalkoholikers Werner Trödle (Aurel Manthei), der all die Jahre als Täter verdächtigt wurde, setzte Armbruster das toxische Verdachts-Thema in ihrem neuen Krimi fort.

Noch stärker ging es jedoch um ein tabuisiertes Familiengeheimnis, einen Inzest, der selbst in der Auflösung des Krimis nur „vorsichtig“ ausgesprochen wurde. Damit endete ein leises, ungeheuer intensives Dorf- und Familiendrama, das mit erfreulich wenig Geschwätz und sehr viel beredtem Schweigen zu schaurig schönen Schwarzwald-Winterbildern alles richtig machte. Wenn schon düsterer Heimatkrimi, dann gerne so!

Wie viele Vermisstenfälle gibt es in Deutschland?

Kaum zu glauben: 200 bis 300 Menschen werden in Deutschland täglich als vermisst gemeldet, aber fast ebenso viele Personen werden pro Tag „wiedergefunden“. Zwei Drittel der Vermissten-Fälle lassen sich innerhalb der ersten drei Tage klären. Bundesweit blieben rund drei Prozent der Fälle länger als ein Jahr unaufgeklärt, meldete das Bundeskriminalamt 2021.

Vermisste Kinder – das sind statistisch alle Personen unter 14 Jahren – machen etwa die Hälfte der Fälle aus. Die meisten von ihnen sind Ausreißer (Probleme mit Eltern oder Schule, Liebeskummer), unbegleitete Geflüchtete auf der Suche nach Angehörigen, sogenannte Dauerausreißer oder „Streuner“ und Kinder, die von einem Elternteil entführt oder „entzogen“ wurden. Einem Verbrechen oder tödlichen Unfall, wie im Film, fällt statistisch nur ein sehr geringer Prozentsatz der Verschwundenen zum Opfer. Nehmen Sie hier an unserer „Tatort“-Umfrage teil:

Wie viele langzeitvermisste Kinder gibt es?

In Deutschland waren – gerechnet ab dem frühesten registrierten Vermisstendatum 3. März 1951 bis 5. April 2019 – insgesamt 1.995 ungeklärte Fälle von vermissten Kindern in der Datei „Vermi/Utot“ des BKA erfasst. Von den zwischen 6. Juni 1950 und 2002 registrierten vermissten Kindern blieben etwa 830 ungeklärt, verrät eine ältere BKA-Statistik.

Mehr als die Hälfte dieser Kinder waren unbegleitete Flüchtlinge, sie gehörten zu den sogenannten Dauerausreißern/Streunern oder wurden ihren Sorgeberechtigten entzogen. Bleiben etwa 400 ungeklärte Fälle, die sich – in dieser 20 Jahre alten Statistik -, über eine Zeitspanne von 52 Jahren auf etwa acht Fälle pro Jahr hochrechnen lassen.

Wer war der „schweigsame“ Vater?

Die vielleicht geheimnisvollste Figur des Krimis war der Familienvater/Großvater Josef Winterfeld, der von Cornelius Obonya dargestellt wurde. Falls Ihnen dessen markantes Gesicht „nur“ bekannt vorkam, kommen Sie wahrscheinlich nicht aus Österreich. Dort muss man den Neffen Christiane Hörbigers aus der wohl berühmtesten Schauspielfamilie der Alpenrepublik nicht vorstellen. Der 1969 in Wien geborene Mime spielte lange am berühmten Burgtheater, er verkörperte vor Lars Eidinger und Tobias Moretti den Prestige-trächtigen „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen, und der Vater eines fast erwachsenen Sohnes spielt in Österreich auch Hauptrollen wie in der Serie „Meiberger – Im Kopf des Täters“.

Übrigens: Vor ein paar Jahren spielte Obonya schon mal einen schweigsamen Vater in einem sehr aufmerksamkeitsstarken „Tatort“. In der Bremer Vampirfolge „Blut“ (2018) verkörperte er den Erzeuger der von Lilith Stangenberg verkörperten Blutsaugerin, die unter akutem „Vampirsverdacht“ stand.

Wie geht es beim Schwarzwald-„Tatort“ weiter?

Der zehnte gemeinsame „Tatort“ von Tobler und Berg (einmal ermittelte Tobler ohne Berg in „Damian“) trägt den Titel „Das geheime Leben unserer Kinder“ (Regie: Kai Wessel, Buch: Astrid Ströher). Im Mittelpunkt steht eine liberale, scheinbar perfekte Patchworkfamilie, deren Tektonik sich nach dem Todesfall eines jugendlichen Freundes dramatisch verschiebt. Gesendet wird der Film erst im Herbst 2023. Neugierige können ihn jedoch schon am 15. März beim Krimifestival in Wiesbaden sehen.

Noch eine weitere Folge ist bereits abgedreht. In „Feuerfeld“ (Regie: Stefan Krohmer, Buch: Stefanie Veith) geht es um den Fall einer ermordeten psychiatrischen Gutachterin. Friedemann und Berg ermitteln in einer Klinik für forensische Psychiatrie und im Leben eines dort untergebrachten verurteilten Patienten, der um seine Freilassung ringt. (tsch)